Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

02 Die Reformation bis zum Religionsfrieden 1555. 
hatte und dafür in die Reichsacht erklärt worden war, griff auch jetzt 
wieder zu den Waffen, nur um sich das Interim nicht gefallen lassen 
zu müssen. 
[Der Passauer Vertrag 1552.] Mehrere Umstände bestimmten 
nun aber den Kurfürsten Moritz, vom Kaiser abzufallen und sich des 
arg gefährdeten Protestantismus wieder anzunehmen: 1. das deutliche 
Bestreben Karls V., Deutschland in eine selbstherrliche Monarchie 
zu verwandeln, wodurch übrigens auch die katholischen Fürsten, selbst 
König Ferdinand, beunruhigt wurden; 2. der Wunsch des Kurfürsten, 
bei seinen Glaubensgenossen wieder in eine bessere Meinung zu 
kommen, und 3. die fortwährende unberechtigte Gefangenhaltung seines 
Schwiegervaters Philipp von Hessen. Er verband sich daher 1551 
mit einigen deutschen Fürsten und dem Könige Heinrich II. von 
Frankreich, dem er für seine Hilfeleistung leider die deutschen Bistümer 
und Reichsstädte Metz, Toul und Verdun auslieferte. Nachdem er 
dann Magdeburg, an dem er die Acht vollstrecken sollte, unter billigen 
Bedingungen zur Unterwerfung gebracht hatte, rückte er 1552 mit 
den Bundestruppen plötzlich gegen den Kaiser, der, ohne Geld und 
Truppen, gerade noch Zeit hatte, von Innsbruck über die Alpen nach 
Villach ffillach in Kärnten zu fliehen. Verhandlungen mit Ferdinand 
führten dann 1552 zu dem Passauer Vertrage, in dem Karl 
1. die gefangenen Fürsten herausgeben, 2. das Interim aufheben 
und 3. die Schlichtung des religiösen Streites auf dem nächsten 
Reichstage zusagen mußte. 
[Moritz 7 1553; Religionsfriede zu Augsburg 1555.) 
Inzwischen rief der tollkühne Markgraf Albrecht von Brandenburg- 
Kulmbach, der den Passauer Vertrag nicht anerkennen wollte, durch 
allerlei Fehden einen Zustand hervor, der fast an die gesetzlosen Zeiten 
Friedrichs III. erinnerte. Um diesem Unwesen zu steuern, griff endlich 
Moritz im Einverständnis mit König Ferdinand und anderen Fürsten 
zu den Waffen und erfocht 1553 bei Sievershausen (im Lüne- 
burgischen) einen glänzenden Sieg, starb aber zwei Tage später an 
seinen Wunden!). Nach Herstellung des Landfriedens wurde dann 
endlich auch ein Religionsfriede vereinbart. Der Kaiser wollte zwar, 
„um sein Gewissen rein zu halten“, mit dem Friedenswerke nichts zu 
  
1) Albrecht, „ein zweiter Aleibiades“, flüchtete nach Frankreich, kehrte aber 
später zurück und starb im 35. Lebensjahre 1557 zu Pforzheim.
	        
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