Joachim II. 25
wie er denn das Berliner Schloß durch Kaspar Theiß völlig um-
bauen ließ, und geriet dadurch in arge Finanznöte. Um die
Schuldenlast wenigstens teilweise zu tilgen, wandte er sich immer
wieder an seine Landstände, die zwar Abhilfe schafften, aber nur
gegen Zusicherung wichtiger Rechte, so daß die landesherrliche Macht
in Brandenburg zugunsten der ständischen wieder erheblich sank.
Andrerseits eröffnete Joachim II. seinem Hause die Aussicht auf
zwei überaus wichtige Erwerbungen, zunächst 1537 auf die schlesischen
Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau, deren damaliger
Besitzer, Herzog Friedrich II., in eine Erbverbrüderung mit dem
kurfürstlichen Hause willigte. Danach wurde eine Doppelheirat
zwischen den beiden fürstlichen Häusern verabredet und festgesetzt,
daß beim Erlöschen des herzoglichen Mannesstammes jene schlesi-
schen Besitzungen an Brandenburg fielen. Ferdinand I. er-
klärte zwar als König von Böhmen diesen Vertrag für ungültig,
da die Herzöge von Schlesien Vasallen der Krone Böhmen seien
und als solche keine Erbverbrüderung abschließen dürften 1), Fried-
rich der Große hat aber später seine Ansprüche doch geltend gemacht
und mit dem größten Erfolge durchgesetzt ). — Späterhin er-
1) Ferdinand war im Unrecht, da Wladislaw Dobry (h. i. der
Gute) von Böhmen den Liegnitzer Herzögen zur Schließung von Verträgen Voll-
macht gegeben hatte (1511). Überdies würde die Lehnspflicht gegen Böhmen
auch für Brandenburg bestanden haben, wenn dieses die Erbschaft angetreten
hätte; wie ja auch die Lausitz bis 1814 als böhmisches Lehn bei Sachsen
geblieben ist.
2) Schlesien war vor der Völkerwanderung von Deutschen bewohnt;
später wanderten Slawen ein. Polen und Tschechen kämpften um den
Besitz des Landes, bis die Polen unter dem Herrschergeschlechte der Piasten
die Oberhand erlangten. Der Piast Mies ko ließ sich 965 taufen, und sein
Nachfolger Boleslaw stiftete im Jahre 1000 das Bistum Breslau.
Friedrich Barbarossa riß das Land 1163 vom polnischen Reiche los
und machte es selbständig, doch so, daß es die Oberhoheit Polens anerkennen
mußte. Die piastischen Herzöge (Heinrich l. der Bärtige und seine Ge-
mahlin, die hl. Hedwig, eine Gräfin von Meran in Tirol, Heinrich II.
der Fromme, der Held von Wahlstatt 1241, und seine Nachfolger) riefen im
13. und 14. Jahrhundert zahlreiche deutsche Ansiedler herbei und machten
Schlesien zu einem deutschen Lande. Sie gerieten aber infolge zunehmender
Schwäche, die durch die vielen Erbteilungen gesteigert wurde, immer mehr
in Abhängigkeit von der Krone Böhmen. Schließlich vereinigte Karl IV. das
ganze Land 1355 mit seinen böhmischen Staaten und dadurch mittelbar
mit dem Deutschen Reiche. Die evangelische Lehre fand frühzeitig Eingang,