Geschichte Preußens. 29
jahrzehntelang währten die Feindseligkeiten und Ränke fort, denen
selbst der Westfälische Friede kein Ende machte; erst 1666 setzte der
Vergleich zu Kleve die frühere Teilung endgültig fest.
Die Geschichte Dreußens. [Eroberung durch den
Deutschen Orden 1230—1283.] Die alten Preußen gehörten
dem lettischen Stamme der arischen Völkerfamilie an und sind
erst nach der Völkerwanderung in dem Gebiete zwischen Memel
und Weichsel ansässig geworden. Die ersten Versuche, sie zum
Christentum zu bekehren, machten um das Jahr 1000 die Bischöfe
Adalbert von Prag und Bruno von Querfurt; beide
starben den Märtyrertod. Mehr Erfolg hatte um 1200 der
Zisterziensermönch Christian aus der Abtei Ollva (dobei
Danzig); aber er sah doch ein, daß ohne das Schwert nichts Bleiben-
des auszurichten sei. Da kam ihm nun Herzog Konrad von
Masowien), der durch Raubzüge der Preußen beständig be-
lästigt wurde, zuvor und rief (1226) die Deutschen Ritter zu
Hilfe. Der deutsche Hochmeister Hermann von Salza (sietzt
Langensalza, nordw. von Erfurt) hatte damals seinen Wohnsitz in
Venedig. Er nahm den Ruf an, ließ sich durch Kaiser Friedrich II.
mit dem Kulmer Lande und allen noch zu erobernden
preußischen Gebieten belehnen und vom Papste Gregor IX.
die Bestätigung seines Auftrages erteilen ). Er sandte 1230 etwa
20 Deutschritter unter Hermann Balk als künftigem Landvogt
(oder Landmeister) an die Weichsel und begann damit die Unter-
werfung des Landes, die mit Unterstützung vieler deutscher
Fürsten und Städte nach furchtbar blutigen Kämpfen erst 1283
vollendet wurde. Die Eroberungen sicherte man sofort durch An-
lage von Burgen, und neben den Hauptburgen entstanden bald
auch ansehnliche Städte, voran Thorn, Kulm, Marien-
werder, Elbing und 1255 Königsbergs). Etwa gleich-
zeitig mit Christian von Oliva hatte der Bremer Domherr
Albert von Apeldern die Christianisierung Livlands.
unternommen und mit Hilfe des von ihm gestifteten Ordens der
1) Hauptstadt war Plock splozks an der Weichsel.
2) Der Papst gab auf den Wunsch des Hochmeisters die preußischen Er-
oberungen 1234 dem Orden als ein Lehn des römischen Stuhls.
3) So genannt, wie man glaubt, nach dem Böhmenkönige Ottokar,
der 1254 ein großes Kreuzheer gegen die Preußen geführt hatte.
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