Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

34 Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 
Später trat er wieder auf die Seite des Kaisers, indem er 1635 
den Sonderfrieden von Prag anerkannte. Dafür rächten 
sich aber die Schweden, die 1636 nach dem Siege Banéêrs bei Witt- 
stock die Mark vollständig verwüsteten und den Kurfürsten zur 
Flucht nach Königsberg zwangen. Im folgenden Jahre (1637) 
starb Bogislaw (XIV.), der letzte Herzog von Pommern: sein 
Land sollte kraft unzweifelhaften Rechtes an Brandenburg 
fallen, aber die Schweden hielten es besetzt als Entschädigung 
für die Kriegskosten, die sie in Deutschland aufgewendet hätten. 
Was also die Vorgänger Georg Wilhelms angestrebt und er- 
reicht hatten: Sicherheit und Ordnung im Innern, Erweiterung 
des äußern Umfanges des Staates, Hebung der Volksbildung, 
Pflege von Recht und Gerechtigkeit, stetige Förderung des all- 
gemeinen Wohlstandes der Bewohner, das alles war jetzt in arges 
Schwanken geraten oder hatte ganz aufgehört. Da tat denn eine 
gewaltige Herrscherkraft not, um unter solchen Verhältnissen Wandel 
zu schaffen. Diese Kraft lebte aber zum Glücke für unser Vaterland 
schon in dem Nachfolger Georg Wilhelms, dem Großen Kurfürsten. 
3. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst 1640—16388. 
Kaiser: Ferdinand III. 1637—1657. Leopold 1. 1658—1705. 
(L. II, 61: Reiske, Der Große Kurfürst und die Stände.) 
Friedrich Wilhelm, der Sohn Georg Wilhelms und ein Neffe 
des Schwedenkönigs Gustav Adolf, wurde am 16. Februar 1620 zu 
Kölln an der Spree geboren und anfangs in Küstrin, später in den 
Niederlanden erzogen, fern von dem üppigen Hofleben und den 
Stürmen des großen Krieges. Der mehrjährige Aufenthalt in den 
Niederlanden, wo sein Vetter, Prinz Friedrich Heinrich von 
Oranien, Statthalter war, machte für das ganze Leben den tiefsten 
Eindruck auf ihn. Denn er besuchte dort nicht nur die Universität 
Leiden, sondern er lernte auch das Feldlager und die große euro- 
päische Politik kennen; und wie er an dem Statthalter das beste 
Vorbild eines weisen und edlen Regenten hatte, so an den fleißigen, 
Ackerbau, Viehzucht und Handel treibenden Holländern das Muster 
eines glücklichen Volkes. Von seinem Vater heimgerufen, kehrte 
er nur ungern an den Hof zurück, wo der ihm verhaßte Minister 
von Schwartzenberg eine fast unumschränkte Herrschaft aus- 
übte. Im Alter von erst 20 Jahren trat er dann nach des Vaters
	        
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