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Heere nahm nun der einheimische Adel die Offizierstellen ein und
befahl dem Soldaten ebenso, wie er als Grundherr dem Bauern
befahl. So war auch am besten für eine vorzügliche Mannszucht
gesorgt, und der sonst so strenge König sah nur darauf, daß der
Soldat besser zu essen und weniger Prügel bekam als der Bauer
zu Hause. Am Ende seiner Regierung zählte das Heer bei einer
Einwohnerschaft von 21/, Million über 80 000 Mann. Fürst
Leopold von Dessau, „der alte Dessauer“, war es, der den
König in seinem Bestreben, Preußen zu dem tüchtigsten Militär—
staat der Welt zu machen, am besten verstand und am meisten unter—
stützte. Er war ein großer Feldherr und ein peinlich genauer
Exerziermeister zugleich; er führte den eisernen Ladestock, der ein
schnelleres Feuern ermöglichte, und den Gleichschritt ein, der den
Truppen erst die rechte Haltung gab!#).
c) Volkswirtschaft, Kunst und Wissenschaften, Familienleben.
Der Merkantilismus. [Entstehung und Bedeutung.]
Seit dem 16. Jahrhundert flossen bekanntlich (§ 22 a, 3) aus den
überseeischen Kolonien ungeheure Mengen von Edelmetallen nach
Europa. Das Geldwesen bekam dadurch eine weit größere Be-
deutung als im Mittelalter. Auch die Fürsten erkannten, daß der
Reichtum ihre Macht und ihr Ansehen erhöhe, und setzten daher alles
daran, die wirtschaftlichen Kräfte ihres Landes zu heben und ihr
Volk dadurch wohlhabend zu machen. Sie gingen dabei ganz selbst-
herrlich vor und bevormundeten dabei namentlich die Gewerbe= und
Handeltreibenden in jeder Weise. Ein späterer Volkswirtschafts-
lehrer, Adam Smith, hat ihr Verfahren Merkantilismus,
d. h. Handelssystem, genannt, obwohl die Bezeichnung „landes-
fürstliche Wohlstandspolizei“ treffender gewesen wäre. Denn die
fürstliche Fürsorge erstreckte sich nicht bloß auf den Handel, sondern,
wie schon gesagt, auch auf das Gewerbe und z. B. bei den Hohen-
zollern selbst auf die Landwirtschaft. Ludwigs XIV. Finanz-
1) Des Königs Vorliebe für seine Potsdamer Riesen oder langen Kerle ist
bekannt. Um einen solchen Riesen zu erwerben, konnte er mitunter von seiner
sonstigen Sparsamkeit absehen und einmal sogar 27000 Mark daranwenden.
Nach andrer Auffassung wollte der König durch seine „Spielerei“ mit großen
Leuten die Aufmerksamkeit der eifersüchtigen Habsburger auf die Verbesserung
des preußischen Heeres ablenken. Jedenfalls löste Friedrich der Große die
Riesengarde als militärisch bedeutungslos sofort auf.