Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Zweiter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen. (2)

Friedrich II. der Große. 81 
[Teilung Polens 1772.] Als nun die Russen an diesem 
Bürgerkriege in Polen teilnahmen, hierbei aber türkisches Ge- 
biet verletzten und den Türken sogar die Provinzen Moldau und 
Walachei entrissen, drohte ihnen Kaunitz mit Krieg, da er eine 
solche Vergrößerung Rußlands auf der Balkanhalbinsel nicht zugeben 
wollte. In diesem Augenblicke machte Friedrich II., der seinem 
Lande den Frieden zu erhalten strebte, den Vorschlag, Rußland 
möchte sich an Polen schadlos halten, das doch an der ganzen 
Verwicklung schuld sei. Hierauf fragte Katharina an, warum nicht 
Friedrich ebenfalls zugriffe. Österreich hatte schon vorher das 
Zipser Komitat (Grafschaft) an sich genommen. Nach weiteren Ver- 
handlungen einigten sich dann 1772 die drei Großmächte dahin, 
wenigstens diejenigen Länder Polens an sich zu bringen, die einst, 
wie sie sagten, zu ihrem Besitze gehört hatten. Hierbei erhielt 
Friedrich II.: Westpreußen außer Danzig und Thorn, dazu das 
Ermeland und den NRetzedistrikt, im ganzen 35 000 qkm mit etwa 
600 000 Einwohnern. An Österreich fiel das Zweifache (nament- 
lich Galizien und Lodomirien) und an Rußland mehr als das 
Dreifache des preußischen Anteils. Friedrich II. nannte sich nun- 
mehr König von Preußen. 
Der Bayerische Erbfolgekrieg 1778—1779. [Ursache.] Die 
Eifersucht zwischen den beiden deutschen Großmächten, Oster- 
reich und Preußen, sollte bald von neuem angefacht werden. 
Als nämlich die wittelsbachische Linie, die von Kaiser Ludwig 
von Oberbayern abstammte, 1777 erloschen war, machte Kaiser 
Joseph II., Mitregent seiner Mutter Maria Theresia, auf Grund 
eines alten, sehr zweifelhaften Lehnsbriefes Ansprüche auf gewisse 
Teile von Bayern. Er bewog auch den neuen Kurfürsten Karl 
Theodor von Pfalz-Sulzbach, der ohne erbberechtigte Kinder 
war und deshalb wenig Teilnahme für sein Land zeigte, zur An- 
erkennung jener Ansprüche. Gegen ihre Verwirklichung erhob sich 
aber Friedrich der Große, der eine Machterweiterung Öster- 
reichs in Deutschland keineswegs zugeben wollte. Er veranlaßte 
daher den Erben Karl Theodors, Pfalzgrafen Karl von Zwei- 
brücken, gegen die österreichischen Forderungen beim Reichstage 
Einspruch zu erheben. 
[Friede von Teschen 1779.] Da Joseph II. nicht nach- 
zugeben gesonnen war, ließ Friedrich, dem sich Sachsen angeschlossen 
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. II. 11. Aufl. 6
	        
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