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84 Friedrich II. der Große.
Staatseinrichtungen der früheren Zeit ließ also Friedrich bestehen.
Wie sein Vater hielt auch er auf eine strenge Scheidung der
Stände, so daß er fast nur Adlige als Offiziere anstellte und es
ungern sah, wenn z. B. Bürgerliche, anstatt Handel und Gewerbe
zu treiben, Rittergüter kauften. Ebenso behielt er die Organisation
der Staatsbehörden seines Vorgängers bei und schärfte den
Beamten nur aufs neue äußerste Pflichttreue und Ordnung ein.
[Finanzwesen: Réêögie.] Aber nach dem Siebenjährigen
Kriege führte ihn das Bestreben, die Staatseinkünfte möglichst zu
vermehren, doch zu einer bedenklichen Neuerung. Er löste nämlich
(1766) die gesamte Akzise= und Zollverwaltung von den Kriegs= und
Domänenkammern los und übertrug sie an die sog. Rögie, d. h.
an eine selbständige Oberbehörde von französischen Unternehmern,
die auf diesem Gebiete für besonders erfahren und geschickt galten.
Mit der Rögie waren aber manche Unzuträglichkeiten verbunden.
Sie erschwerte die Übersicht der Einnahmen und Ausgaben des
Staates, weil es nunmehr zwei Finanzbehörden gab. Ferner blieb
der Ertrag bei der großen Zahl von Ober= und Unterbeamten hinter
den Erwartungen weit zurück. Endlich hatte sie einen unerhörten
Schmuggel zur Folge und war wegen ihrer mannigfachen Plackereien
(Kaffeeriecherei) dem Volke geradezu verhaßt. Friedrich Wilhelm II.
hob sie daher im Anfange seiner Regierung wieder auf.
[Heerwesen.] Ein beträchtlicher Teil der Staatseinnahmen
mußte nach wie vor auf das Heer verwendet werden. Es betrug
beim Tode des Königs etwa 200 000 Mann und bestand immer noch
aus vielen unzuverlässigen Ausländern, so daß die Mannszucht noch
überaus streng, fast grausam sein mußte. Aber die vortreffliche
Ausbildung der Truppen und die Namen der preußischen Generale
wie Schwerin, Winterfeld, Ziethen und Seydlitz waren in der ganzen
Welt bekannt und bewundert. Zur weitern Vervollkommnung des
Kriegswesens gründete Friedrich (1755) die Militärakademie und
(1775) die Ingenieurschule.
Volkswirtschaft. [Merkantilsystem.] Ein Hauptverdienst
Friedrichs des Großen bestand darin, daß er die furchtbaren Wunden,
die die gewaltigen Kriege seinem Staate geschlagen hatten, auch
wieder zu heilen verstand. Er war unermüdlich, allen Zweigen der
Volkswirtschaft neues Leben einzuflößen, und wenn er hierbei auch
durchaus unter dem Einfluß des Merkantilismus handelte,