Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

106 Wilhelm II. 
unfern von Paris. Die Festung Longwy hatte sich schon (26. 8.) 
unserm Kronprinzen ergeben. Jetzt fielen auch Givet (1. 9.) und 
Maubeuge (7. 9.) mit 40 000 Mann und 400 Geschützen in 
unsre Hände. 
[Flucht der französischen Regierung nach Bor- 
deaux. Rückwärtsbewegung der deutschen Armeen 
bis hinter die Aisne und Oise.] Die französische Regie- 
rung fühlte sich in der Hauptstadt nicht mehr sicher und flüchtete mit 
dem Präsidenten Poincaré (4. 9.) nach Bordeaux. Sie kehrte 
erst im Dezember 14 nach Paris zurück. Aber die deutschen Armeen 
hatten sich zu weit von ihren Versorgungsquellen entfernt. Sie 
mußten daher an der Marne umkehren, zumal sie hier an der Be- 
satzung von Paris und anderen Reserven Joffres starken Widerstand 
fanden. Sie machten nach siegreichen Rückzugsgefechten erst hinter 
der Aisne und Oise halt. Der rechte Flügel unter Kluck bog 
sogar in einem stumpfen Winkel weit nach Norden um und erreichte 
allmählich die Linie Arras —loa Basséöe — Armentidères 
und weiterhin im belgischen Flandern die Linie Opern Hépernl, 
Dixrmuiden i(menuden] und Nieuport Aniportl. Zur Ver- 
stärkung dieses langen und schwachen Flügels wurde Kronprinz 
Rupprecht mit seinen Bayern bestimmt, die sich danach sehnten, dem 
verhaßtesten Gegner, den Engländern, Auge in Auge gegenüber 
zu treten. 
[Stellungskampf seit Ende Septbr. 14 und 
dritter Vorstoß Joffres Dezbr. 14.] Da wir auch 
gegen Rußland ungeheure Heeresmassen verwenden mußten, Fran- 
zosen und Engländer aber bereits ermattet waren, entwickelte sich 
seit Ende September 14 auf der ganzen über 800 Km langen 
Schlachtfront ein Stellungs= oder Schützengrabenkampf, 
der viele Monate anhielt und in der Kriegsgeschichte einzig dasteht. 
Die Schlachtlinie verlief etwa von Nieuport Iniportl südlich bis 
Compiêègne an der Aisne, von hier südöstlich bis Pont à Mousson 
und dann fast südlich bis zum obern Elsaß, von dem die Franzosen 
nur ein kleines Stück besetzt hielten. Wir standen überall einer 
starken Ubermacht gegenüber „in Schlamm und Sand, in Stein und 
Lehm, in Frost und Hitze und Wassersfluten“. Wie wir hatte sich 
auch der Feind ein Gewirr von Schützengräben, unterirdischen 
Höhlen, Schanzwerken und Sappen (Zickzackgräben mit Sprengstoff)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.