Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

108 Wilhelm II. 
Ein herrlicher Sieg, dem bald ein zweiter folgte. Denn Hinden— 
burg wandte sich jetzt gegen die Wilnaer Armee der Russen 
unter General v. Rennenkampf, die zwischen Gumbinnen und 
Königsberg grauenvoll gehaust hatte. Er trieb sie in die Gegend 
der Masurischen Seen und schlug sie hier am 12. 9. 14 aufs 
Haupt. Das gleiche Schicksal ereilte ein russisches Ersatzheer bei 
Lyck. Die verfolgten Reste machten erst jenseits des Njemen halt. 
Ostpreußen schien endgültig vom Feinde gesäubert zu sein. 
[Hindenburgs Feldzug in Polen 1914 und der 
Stellungskampf im Osten.] Jedenfalls war Mitte Sep- 
tember unsere dortige Lage so günstig, daß Hindenburg, der den 
Oberbefehl über alle deutschen Truppen im Osten übernahm und bald 
auch Generalfeldmarschall wurde, erhebliche Teile seiner ost- 
preußischen Streitkräfte nach Südpolen werfen konnte. Hier 
hatten zwar die Österreicher und Ungarn unter dem Oberkommando 
des Erzherzogs Friedrich mit seinem Generalstabschef v. Hötzen- 
dorf zunächst mit viel Glück gekämpft, besonders bei Krasnik und 
Cholm, aber den Riesenheeren der Russen waren sie auf die Dauer 
nicht gewachsen gewesen. Sie mußten eine rückwärtige Stellung 
suchen, sogar Ostgalizien mit Lemberg räumen und die starke Festung 
Przemysl sprschémüschl! dem Feinde zur Einschließung überlassen 
(16. 9. 14). Um diese Zeit setzte nun Hindenburg seine Armeen auf 
der Linie Kreuzburg O.-S.—Krakau an, verstärkte seinen 
rechten Flügel durch die nach Westgalizien zurückgegangenen Ver- 
bündeten und rückte in östlicher Richtung vor. Die Anfänge dieses 
neuen Feldzuges ließen sich gut an. Denn die Russen wurden bei 
Opatow (vwestlich von der Sanmündung) über die Weichsel 
zurückgedrängt und gaben sogar die Belagerung von Przemysl 
(2. 10. 14) wieder auf. Da trat jedoch eine ungünstige Wendung 
ein. Der russische Generalissimus Großfürst Nikolai Niko- 
läjewitsch, ein Oheim des Zaren, zeigte nämlich die Absicht, 
unsern rechten Flügel durch 5 Armeekorps bei JIvangorod (an 
der Weichsel) festzuhalten und, bei Warschau mit 10 weiteren 
Armeekorps vorbrechend, unsern linken Flügel zu umfassen. Um 
dies zu verhüten, stieß Hindenburg schleunigst gegen Warschau vor, 
fand aber vor den Toren dieser Stadt einen vierfach überlegenen 
Feind. Er löste sich daher in aller Ruhe von ihm wieder los und 
ging auf die Linie Skiernewice (kjernewitzel — Rawa zurück.
	        
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