Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

110 Wilhelm II. 
Winterschlacht in der Champagne“: Februar und 
März 1915.] Sobald sich der russische rechte Flügel von den 
furchtbaren Verlusten im August und September 1914 einigermaßen 
erholt hatte, unternahm er wieder mehrfache Vorstöße gegen Ost- 
preußen und drang dabei bis gegen Tilsit und die Angeraplinie 
vor. Unsre Truppen mußten monatelang äußerst wachsam sein, um 
ein weiteres Vordringen zu verhüten. Erst Anfang Februar 15 er- 
hielt Hindenburg so ansehnliche Verstärkungen, daß er im geheimen 
eine neue Riesenschlacht vorbereiten konnte. Er ließ den linken 
Flügel (Generaloberst v. Eichhorn) bei Schnee und Eis von Tilsit 
auf Suwalki, den rechten Flügel von Grajewo auf Augustowo zu in 
Gewaltmärschen vorrücken, während die Mitte (General v. Below) 
mehrere Tage in den See-Engen zwischen Lötzen und Lyck über- 
aus schwere Kämpfe zu bestehen hatte. Hier traf auch (14. 2. 15) 
unser Kaiser ein, auf dem Marktplatz in Lyck bereits von den sieg- 
reichen Soldaten umringt und umjubelt. Die neuntägige Schlacht 
erhielt den Namen „Masurische Winterschlacht“. Das 
russische Heer — darunter die besten, meist sibirische, Truppen — 
wurde weit über die Grenze verfolgt und ließ, besonders bei der 
Kapitulation im Walde von Augustowo, weit über 100000 Mann 
als Gefangene, über 300 Geschütze und unübersehbares Kriegsgerät 
in unsern Händen. Es war so gut wie vernichtet und Ostpreußen 
am 15. 2. 15 zum zweitenmal vom Feinde befreit. 
Auf die Nachricht von dieser ungeheuern Niederlage machten 
auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Franzosen einen Durch- 
bruchsversuch, der ihrem arg bedrängten Bundesgenossen Entlastung 
bringen sollte. Aber die vierwöchige „Winterschlacht in der 
Champagne“ (Mitte Februar bis Mitte März) endete, obwohl 
es dort Generaloberst v. Einem mit sechsfacher Übermacht zu tun 
hatte, mit dem völligen Zusammenbruch des Feindes, der einen 
Verlust von über 45 000 Mann zu beklagen hatte. 
[Zweiter Sieg bei Augustowo. Überrumpelung 
von Memel: 15. 3. 15.] Die Russen erhielten zwar immer neue 
Verstärkungen, richteten aber auch damit nichts aus. Im März 15 
konnte Hindenburg sogar nach einem zweiten Siege bei Augustowo 
in dem dortigen Walde wiederum massenhaftes Kriegsmaterial auf- 
sammeln lassen. Aus Rache hierfür fielen wenige Tage später 
russische Horden (sogen. Reichswehr) in das außerhalb des Kampf-
	        
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