116 Wilhelm II.
früheren Handelsdampfern hergestellt waren, zeichneten sich be—
sonders „Königin Luise“, „Kronprinz Wilhelm“ und „GEitel
Friedrich"“ aus. Im ganzen wurden von unsern Auslandskrenzern
67 Schiffe im Gesamtwerte von 135 Mill. Mark versenkt.
[Zwei deutsche Vorstöße in die Nordsee. Die
U Boote. Gegenseitige Blockade der Küsten.] Zur
Verwunderung aller Welt hielt England seine mächtige Hochsee-
flotte an den heimischen Küsten versteckt. Es hoffte, die weit
schwächere deutsche Flotte hervorzulocken, bei günstiger Gelegenheit
zu überfallen und zu vernichten. Aber Teile unserer Flotte bom-
bardierten (16. 12. 14) die befestigten Orte Hartlepool und
Scarborough an der englischen Ostküste mit gutem Erfolge,
ohne vom Feinde belästigt zu werden. Erst bei einem zweiten Vor-
stoß (24. 1. 15) trafen vier unsrer Kreuzer westlich von Helgo-
land auf eine überlegene Seemacht der Engländer, die zwar unsern
„Blücher“ versenkte, aber selber so schwere Verluste erlitt, daß sie den
Kampf nach drei Stunden abbrechen mußte. Eine noch üblere Er-
fahrung machte England an unsern I7 (Untersee)-Booten.
Diese neue Kriegswaffe zeigte sich nicht bloß in der Nord= und Ost-
see, sondern bald auch im ganzen Mittelmeer. Schon am 22. 9. 14
hatte Kapitänleutnant Otto Weddigen auf Ug bei Hoek lhukt]
van Holland drei britische Panzerkreuzer versenkt 1). Anfang
Februar 15 erschien U 21 plötzlich in der Irischen See und bohrte
mehrere Handelskreuzer in den Grund. Die englische Admiralität
erklärte hierauf eine Blockade über alle deutschen Häfen und
kündigte, wie schon erwähnt, an, daß es jedes Fahrzeug jeder Nation
kapern oder zerstören werde, das versuchen sollte, Nahrungsstoffe
nach Deutschland zu bringen. Es ordnete außerdem an, daß seine
cigenen Handelsschiffe, um sie vor unsern U-Booten zu schützen,
fortan die neutrale Flagge hissen und alle Abzeichen verdecken
sollten. Indessen Deutschland richtete sich mit seinen einheimischen
Erzeugnissen ein, um „durchzuhalten“, und überdies antwortete
unsre Admiralität mit der Erklärung, daß es vom 18. 2. 15 an die
Gewässer um Großbritannien und Irland einschließlich
des Kanals als Kriegsgebiet betrachten werde. Da hierbei auch den
1) Weddigen erhielt später das größere U--Boot 29 und ging Anfang April
1915 durch einen englischen Dampfer, der unter schwedischer Flagge fuhr, mit
der ganzen Mannschaft unter.