Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

36 Friedrich Wilhelm III. 
werbungen von der 2. und 3. Teilung Polens erhielt, fanden Gnade, 
mußten aber dem Rheinbunde beitreten. 
1807. [Schlacht bei Eilau 7. und 8. Februar 1807.]0 
Die Forderungen, die Napoleon nunmehr an Preußen stellte, waren 
so unerhört, daß Friedrich Wilhelm die Fortsetzung des Krieges be- 
schloß, zumal ihm Zar Alexander I. (1801—/1825), der die Auf- 
richtung eines polnischen Reiches fürchtete, Beistand zugesagt hatte. 
Wirklich vereinigten sich 50 OO00 Russen unter Benningsen mit 
25000 Preußen unter L'Estoch (und Scharnhorst) an der 
Weichsel, und am 7. Februar entbrannte zwischen diesen und 
Napoleon bei Preußisch-Eilau in Ostpreußen eine der furcht- 
barsten Schlachten der ganzen Kriegszeit. Aber eine Entscheidung 
erfolgte auch am nächsten Tage nicht; beide Teile zogen sich in völliger 
Ermattung in die Winterquartiere zurück. 
[Friedland 14. Juni. Friede von Tilsit 7. und 
9. Juli 1807.] Nachdem Napoleon neue Truppenmassen herbei- 
gezogen und etwa 200 000 Mann versammelt hatte, warf er sich auf 
die Preußen, dann auf die Russen und brachte diesen am 14. Juni 
bei Preußisch-Friedland in Ostpreußen eine so entscheidende 
Niederlage bei, daß Zar Alexander, der Freundschaft mit Fried- 
rich Wilhelm uneingedenk, alsbald in den Frieden von Tilsit 
willigte, der dem preußischen Staate die schwersten Opfer und die 
tiefste Demütigung auferlegte. Denn mit Rußland glaubte Napo- 
leon noch Freundschaft halten zu müssen. Er gab dem Zaren freie 
Hand auf der türkischen Halbinsel und in Finnland und bestimmte 
ihn nur zum Beitritte zur Kontinentalsperre. Dagegen verlor 
Preußern alle Besitzungen westlich von der Elbe und die polnischen 
Erwerbungen von 1793 und 1795. Jene wurden als Königreich 
Westfalen mit der Hauptstadt Kassel Napoleons jüngstem Bruder 
Jérome, diese als Herzogtum Warschau dem Könige von 
Sachsen übertragen. Danzig wurde Freistadt, erhielt aber eine 
französische Besatzung. Preußen hatte außerdem eine ungeheure 
Kriegskostenentschädigung aufzubringen 1) und durfte fortan nur ein 
Heer von 42 000 Mann unterhalten. Es schien, als ob es sich von 
diesem Schlage nie wieder würde erholen können; hatte doch 
  
1) Bis zur Abtragung der Kriegsschuld durften die Franzosen überdies 
die Festungen Glogau, Küstrin und Stettin besetzt halten. Im ganzen 
zog Napoleon über 1 Milliarde und 100 Mill. Frank aus Preußen.
	        
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