Friedrich Wilhelm III. 37
Napoleon im Tilsiter Frieden erklärt, er betrachte die Belassung des
kleinern Teiles der preußischen Monarchie nur als Geschenk an
den Zaren.
c) Die Volkswirtschaftslehre des Adam Smith und die Wiedergeburt Preußens.
Adam Smith und seine Arbeitslehre. [Die jährliche
Arbeit eines Volkes. Arbeitsteilung. Der Preis.
Verteilung des Reichtums.] Wenn Preußen trotz seiner
tiefen Demütigung schon nach wenigen Jahren wieder zu Kräften
kam, so lag das zum großen Teile daran, daß seine Regierung die
Volkswirtschaftslehre des Schotten Adam Smith, die bereits auf
die französische Revolution stark eingewirkt hatte, jetzt ebenfalls be-
folgte und verwirklichte. In England wurden nämlich seit der Mitte
des 18. Jahrhunderts mehrere Erfindungen gemacht, wie die Spinn-
maschine, die Dampfmaschine und der mechanische Webstuhl, die es
ermöglichten, daß man gewerbliche Güter in ungeahnten Mengen er-
zeugte. Damit kamen aber zum erstenmal das Großgewerbe,
ein ausgebildetes Kreditwesen und große Massen von besitz-
losen Arbeitern auf, alles Erscheinungen, die einen Neubau des
Wirtschaftslebens nötig machten. Sein Begründer war eben der
schottische Professor Adam Smith. Er veröffentlichte 1776 „Unter-
suchungen über die Natur und die Ursachen des Völkerreichtums“,
die ungeheures Aufsehen hervorriefen. Er lehrte nämlich, nicht der
Geldvorrat, wie der Merkantilismus behauptete, auch nicht die land-
wirtschaftliche Arbeit allein, wie die Physiokraten glaubten, schüfen
den Volkswohlstand, sondern lediglich die von einem Volke jähr-
lich geleistete Arbeit, und zwar nur die Menge der erzeugten
nützlichen Güter, die einen Tauschwert haben. Also Beamte, Lehrer,
Krieger, Künstler, Gelehrte sind auch ihm noch unproduktiv. — Die
Menge der Arbeit wird nun am meisten durch Arbeitsteilung
gefördert, wenn z. B. eine Fabrik nichts weiter als Nadeln, eine
andere nichts weiter als Nägel herstellt. — Die so geschaffenen
Waren werden dann mittelst des Geldes getauscht und müßten
eigentlich einen Preis erzielen, der nur der aufgewandten Arbeit oder
Mühe entspricht. Aber dieser natürliche Preis kommt in Wirk-
lichkeit nie vor, sondern nur der Marktpreis, der sich auch nach
Angebot und Nachfrage richtet. Denn wenn mehr Waren vorhanden
sind, als verlangt werden, so sinkt der Preis, wenn aber weniger