Friedrich Wilhelm III. 49
bestehend, bedurfte dringend der Ruhe. Es wurde daher am 4. Juni
zu Poischwitz bei Jauer in Schlesien ein Waffenstillstand
vereinbart, der zehn Wochen dauerte 1) und dem Kaiser zum größten
Nachteil gereichen sollte. Denn innerhalb dieser Zeit wurden Eng-
land und Österreich durch glückliche Unterhandlungen zum An-
schlusse an die Verbündeten bewogen. Jenes veprpflichtete sich zur
Zahlung von Hilfsgeldern, dieses vereinigte seine Truppen mit
denen Rußlands und Preußens.
[Rriegsplan der Verbündeten.] Die Verbündeten
stellten für den fernern Feldzug drei Heere auf, deren jedes aus
den verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzt war, und zwar:
1. das böhmische unter Fürst Schwarzenberg, bei dem sich die
drei Monarchen aufhielten; 2. das schlesische unter Blücher, dem
Gneisenau und VYork beigegeben waren; 3. das Nordheer in
Brandenburg unter dem übrigens politisch ganz unzuverlässigen
Kronprinzen von Schweden, den seine Unterfeldherren Bülow und
Tauentzien auch an Kraft und Kühnheit weit übertrafen. Zusammen
mochten es 500 000 Mann sein. Alle drei Heere sollten eine Ver-
einigung in Sachsen anstreben, um Napoleon hier in die Enge zu
treiben und womöglich zu vernichten.
[Böhmisches Heer: Dresden'“. Kulm.] Das
böhmische Heer überstieg unangefochten das Sachsische Erz-
gebirge und rückte auf Dresden zu, erlitt aber hier durch Napo-
leon, der aus Schlesien zurückkehrte, am 26. und 27. August eine
Niederlage. Vandamme sollte nun dem Heere den Weg nach Böhmen
verlegen, wurde aber namentlich durch das rechtzeitige Eintreffen des
Generals von Kleist bei Kulm und Nollendorf vollständig ge-
schlagen und gefangen genommen (Kleist von Nollendorf).
[Schlesisches Heer: Katzbach.] Als Napoleon Schlesien
verlassen hatte, um Dresden zu retten, machte Blücher gegen den
zurückgelassenen Marschall Macdonald rasche Fortschritte. An den
steilen Ufern der Katzbach und der Wütenden Neiße, die
!) Als sich die Freischar des Major von Lützow bei dem Rückzuge
auf neutrales Gebiet verspätete, wurde sie auf Napoleons Befehl von Rhein-
bundtruppen (Württembergern) bei Kitzen (unweit von Lützen) überfallen.
Lützow und Körner entkamen mit etwa 100 Reitern. Auf einem spätern
Streifzuge der Lützower fand Körner bei Gadebusch unweit Schwerin in
Mecklenburg (26. August) seinen Tod.
Jaenicke, Deutsche und brandenburg.-preuß. Geschichte. III. 11. Aufl. 4