Friedrich Wilhelm III. 57
700 Millionen Frank und mußte bis zur Abzahlung dieser Summe
in 3—5 Jahren ein Besatzungsheer der Verbündeten unterhalten.
Es war selbst nach diesem Frieden immer noch größer als vor Aus-
bruch der Revolution, aber das Volk fühlte sich gedemütigt und
murrte auch bald wieder über die Regierung der Bourbonen.
Die Heilige Allianz 1815. Um den europäischen Frieden auf
lange Zeit hinaus zu sichern, beschlossen die drei Verbündeten zu
Paris die Heilige Allianz, einen Vertrag, nach dem sie sich
verpflichteten, den Geboten der Heiligen Schrift gemäß als Brüder
verbunden zu bleiben, sich stets Beistand und Hilfe zu leisten und in
ihren Ländern die christliche Religion, den Frieden und die Ge-
rechtigkeit walten zu lassen. Nach und nach traten fast alle übrigen
Fürsten Europas diesem Bunde bei, der aber weniger jenes vor-
gesteckte Ziel verfolgte, als vielmehr danach strebte, die Selbst-
herrlichkeit der Fürsten, wie sie vor dem Ausbruche der Revo-
lution bestanden hatte, überall möglichst wiederherzustellen und zu
befestigen, das Volk also von der gesetzlichen Beteiligung an der
Regierung auch fernerhin auszuschließen.
e) Politische Bewegungen 1815—1848.
Befreiungskämpfe. [Die Griechen 1821—1829. Die
amerikanischen Kolonien um 1822. Die Pariser
Julirevolution 1830. Die Niederlande und Polen
1 831.] Napoleon I. stellte einmal den politischen Grundsatz auf,
daß kein Volk einem andern untertan sein dürfe. Obwohl er selbst
gerade am wenigsten danach verfuhr, machte doch sein Wort auf viele
Völker einen tiefen Eindruck. Die Griechen erhoben sich 1821
gegen die türkische Herrschaft und rissen sich 1829 endgültig von ihr
los. Ebenso erkämpften die spanischen und portugiesischen Kolonien
Amerikas um 1822 ihre Unabhängigkeit von ihren Mutter-
ländern. Als dann 1830 die Pariser Julirevolution aus-
brach, durch die der Bourbone Karl X. (früher Graf von Artois,
§ 6, 1) gestürzt und Ludwig Philipp von Orleans auf den Thron
gehoben wurde, da erhoben sich 1831 auch die Belgier gegen die
Holländer und die Polen gegen Rußland. Belgien wurde wirklich
unter Leopold von Sachsen-Koburg ein selbständiges Königreich,
Polen dagegen unterlag den russischen Waffen und bildete fortan
eine russische Provinz, woran auch eine zweite Erhebung (1863)
nichts änderte.
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