Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

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66 Friedrich Wilhelm IV. 
verschlangen viele Millionen, ohne etwas Nützliches zu leisten, und 
mußten daher, wenn der Staat sich finanziell nicht zugrunde richten 
wollte, wieder aufgehoben werden. Daraus entsprang dann im Juni 
ein blutiger Arbeiteraufstand, der nur mit größter An- 
strengung durch den zum Diktator ernannten General Cavaignac 
unterdrückt werden konnte. Allmählich beruhigten sich jetzt wieder 
die Gemüter: Louis Napoleon, ein Sohn des frühern Königs 
Ludwig von Holland, also ein Neffe Napoleons I., wurde am 2. De- 
zember 1848 mit fast 6 Millionen Stimmen zum Präsidenten 
der Republik gewählt, drei Jahre später infolge eines Staatsstreichs 
(coup d'’Etat) zum Präsidenten auf zehn Jahre erhoben und wieder 
ein Jahr später, am 2. Dezember 1852, zum Kaiser der Fran- 
zosen ausgerufen. Damit endete in Frankreich die Zeit der Revo- 
lution, die ganz Europa und besonders Deutschland, wie sich zeigen 
wird, aufs neue erschüttert hatte. 
b) Die Märzrevolution 1848 in Deutschland: Verfassungskämpfe. 
Der Märzaufstand in Österreich 1848. [Metternichs 
Sturz. Thronbesteigung Franz Josephs. Auf- 
stände. Die Verfassung von 1860 und der Ausgleich 
von 1867.] Metternich und die Zaren hatten bisher alles getan, 
um zu verhindern, daß Österreich und Preußen eine Verfassung 
erhielten und eine Einigung Deutschlands auf fester Grundlage 
zustande kam. Alle nationalen und freien ÄAußerungen in der Presse 
(Zeitungen, Zeitschriften, Bücher) und an den Universitäten, wie sie 
sich z. B. 1817 bei dem Wartburgfest der Burschenschafter hervor- 
wagten, wurden polizeilich überwacht und streng bestraft, wozu aller- 
dings einzelne Gewalttaten, wie die Ermordung des in russischen 
Diensten tätigen Dichters Kotzebue durch den Studenten Sand, 
außeren Anlaß boten. Bei der deshalb in ganz Deutschland schon 
lange herrschenden Gärung und Unzufriedenheit mußte die Nachricht 
von der Pariser Februarrevolution die größte Erregung hervor- 
rufen. In den Mittel= und Kleinstaaten verlangte das 
Volk durch „Sturmpetitionen“ neue Freiheiten, vor allem Volks- 
bewaffnung und eine ungebundene Presse, und wurde meist schnell 
befriedigt, weil die überraschten Regierungen ihre „reaktionären“ 
Ministerien durch „liberale“ ersetzten. Weit langwieriger und ge- 
walttätiger gestalteten sich aber die Verfassungskämpfe in den beiden
	        
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