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84 Wilhelm I.
erfolgte dann unter König Wilhelm selbst die siegreiche Schlacht
bei Sedan und damit die vollständige Einschließung des franzö-
sischen Heeres in dieser Stadt, in der sich auch Kaiser Napoleon
befand. Dieser übersandte noch an demselben Tage dem Könige
einen Brief, in dem es heißt: „Da ich nicht in der Mitte meiner
Truppen habe sterben können, so bleibt mir nichts übrig, als meinen
Degen in die Hände Eurer Mojestät zu legen.“ Am folgenden
Tage ergab sich auch die Festung mit 100 000 Mann (einschließlich
der in der Stadt gefangenen) und 400 Feldgeschützen, die nach
Deutschland geschafft wurden. Napoleon selbst erhielt das Schloß
Wilhelmshöbe bei Kassel als Aufenthalt angewiesen, ging nach
dem Abschlusse der Friedensverhandlungen nach England und starb
dort 1873 in Chislehurst (tscheis'lhörst] zwischen Hastings lhestings)
und London.
[Frankreich wird Republik. Straßburg 28. Sept.
Metz 27. Okt.] Auf die Nachricht von dieser furchtbaren Nieder-
lage erklärte die gesetzgebende Versammlung zu Paris am 4. Sep-
tember die Absetzung des Kaisers. Die Kaiserin Eugenie,
die in Stellvertretung Napoleons die Regierung geführt hatte,
flüchtete nach England. Die Abgeordneten von Paris traten aber
auf dem Stadthause zusammen, riefen die (dritte) Republik aus
und setzten ein gouvernement de la défense nationale ein, in dem
Trochu ströschül, der Oberbefehlshaber der Hauptstadt, Gambetta
(Inneres, bald auch Krieg und Finanzen) und Jules Favre (Aus-
wärtiges) die bedeutendsten Persönlichkeiten waren. — Das Kriegs-
glück wendete sich aber auch jetzt nicht den Franzosen zu. Straß-
burg, das vom General von Werder belagert worden war, ergab
sich im September, und einen Monat später fiel Metz mit
180 000 Kriegsgefangenen, 500 Feld= und 800 Festungsgeschützen in
die Hände des Prinzen Friedrich Karl, ein Waffenerfolg, wie ihn die
Weltgeschichte bis dahin nicht kannte.
[Amiens 27. Novbr. Beaune la Rolande
28. Nopbr. Orléans 2.—4. Dezbr. Le Mans 12. Jan.
Ander Lisaine 15.—17. Jan. St. Quentin 19. Jan.)
Die französische Nation bot alle Mittel auf, um wenigstens ihre in-
zwischen von den Deutschen eingeschlossene Hauptstadt zu ent-
setzen, und brachte daher vier neue Armeen auf. Aber auch die
deutschen Heere erhielten namhafte Verstärkungen aus der Heimat.