Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

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86 Wilhelm J. 
errichtete Deutsche Reich; 2. Frankreich zahlt in drei Jahren 5 Milli- 
arden Frank Kriegskostenentschädigung und bleibt bis 
zur Tilgung dieser Summe von deutschen Truppen teilweise besetzt; 
3. das Deutsche Reich und Frankreich schließen einen Handels- 
vertrag auf der Grundlage gegenseitiger Meistbegünstigung, wo- 
nach die einem andern Staate gewährten Handelsvorteile auch den 
beiden vertragschließenden Mächten zuteil werden müssen. Am 
1. März hielten 30 000 Mann deutscher Truppen einen Einzug in 
Paris, und am 10. Mai bestätigte der endgültige Friede zu 
Frankfurt a. M. jene Vorverhandlungen von Versailles. 
[Bedeutungdes Krieges.] Damit endete einer der denk- 
würdigsten, für die deutsche Nation ruhmreichsten Kriege: Frank- 
reich, das seit den Tagen Ludwigs des Deutschen (Teil I, § 27) fast 
in jedem Jahrhunderte den Versuch gemacht hatte, sich auf Kosten 
Deutschlands zu bereichern, lag tief gedemütigt am Boden und ver- 
lor fortan seinen oft drückenden Einfluß auf Europa. Die deutsche 
Nation dagegen hatte sich endlich zur Einheit durchgekämpft und 
schritt seitdem, vom Kaiser Wilhelm I. und seinen Nachfolgern fest 
und sicher geleitet, allen Großmächten der Welt voran, nicht in der 
Absicht, herrisch zu gebieten, sondern mit dem Wunsche und Willen, 
den Frieden zu wahren und seine Segnungen allen Völkern zuteil 
werden zu lassen. 
b) Regierung im Innern. 
Die Aufrichtung des neuen Deutschen Reiches. [Am 18. Ja- 
nuar 1871.] Der Gedanke, daß der Preis eines siegreichen 
Krieges gegen Frankreich die langersehnte Einigung Deutschlands 
sein müsse, lebte in aller Herzen. Von Süddeutschland selbst ging 
der Wunsch aus, der Norddeutsche Bund möchte sich zu einem 
Deutschen Bunde erweitern, und bald nach den Tagen von 
Sedan begannen auch die Unterhandlungen, die zu Verträgen mit 
Baden, Hessen, Bayern und Württemberg führten. Diese Ver- 
träge fanden alsdann die Zustimmung des norddeutschen Reichstages 
und der süddeutschen Landtage. Schon vorher hatte der Groß- 
herzog von Baden den König Ludwig II. von Bayern aufgefordert, 
namens der deutschen Fürsten dem Könige von Preußen die 
Kaiserwürde anzutragen. Dies geschah. Ebenso überreichte 
eine Deputation des deutschen Reichstages (18. Dezember 1870) 
dem König Wilhelm eine Adresse, in der er um Annahme jener hohen
	        
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