Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Dritter Teil: Preußisch-deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart. (3)

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41. 
98 Wilhelm II. 
wachsen der Sozialdemokraten und der zu Meuchelmord stets be- 
reiten Anarchisten eine große Gefahr für die staatliche Ordnung. 
Wilhelms II. Reichskanzler. [Bismarck, Caprivi, 
Hohenlohe, Bülow, Bethmann.] Mit schwerem Herzen 
trennte sich Wilhelm II. 1890 von seinem ersten Ratgeber, dem 
Fürsten Bismarck, und berief an seine Stelle als Reichskanzler 
den General v. Caprivi, den er für das Zustandekommen von 
neuen Handelsverträgen mit dem Auslande in den Grafenstand er- 
hob. Auf Caprivi folgte 1894 der greise Fürst Hohenlohe- 
Schillingsfürst, unter dem das Bürgerliche Gesetzbuch zur 
Annahme gelangte (§ 38, 1), dann 1900 v. Bülow, der ebenfalls 
die Grafen= und (1905) die Fürstenwürde erhielt, endlich 1909 
v. Bethmann Hollweg. In allen wichtigen Fragen der 
außern und innern Politik schreibt aber Kaiser Wilhelm selbst das 
zu verfolgende Ziel vor, wobei er eine bewunderungswürdige Hin- 
gabe und Arbeitsfreudigkeit entfaltet. 
b) Der Weltkrieg. 
Ursache. [Neid und Haß des Dreiverbands gegen 
die europäischen Mittelmächte.] Die sechs Großmächte 
Europas hatten sich im Laufe der Zeit nach 1870/71 schließlich in 
zwei Gruppen gespalten, den Dreibund (Deutschland, Österreich- 
Ungarn, Italien) und den Dreiverband (Frankreich, Rußland, 
England). Beide Gruppen erklärten wiederholt, der Zweck ihres 
Bündnisses sei lediglich der, den Weltfrieden aufrecht zu erhalten. 
Aber nur dem Dreibunde war es wirklich ernst damit, während der 
Gegenbund immer deutlicher daraufhin arbeitete, Deutschland durch 
eine sogenannte Einkreisungspolitik aller Freunde zu be- 
rauben und in geeignetem Augenblicke zu vernichten. Die Seele 
dieses Planes war schon seit Eduard VII. England, das mit 
steigendem Verdruß den ungeahnten Aufschwung der deutschen 
Kriegsflotte und des deutschen Handels beobachtete und fürchten 
mußte, die bisher unbestrittene Seeherrschaft in naher Zukunft zu 
verlieren. Frankreich ergriff die günstige Gelegenheit, mit eng- 
lischer Hilfe endlich einmal für die Schmach von 1870/71 Rache zu 
nehmen, auf das bereitwilligste. Rußland endlich, bei Frankreich 
schwer verschuldet und durch englisches Geld gewonnen, schloß sich 
seinen Verbündeten um so bereitwilliger an, als es Deutschland
	        
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