Full text: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge.

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Von Bedeutung für das zukünftige Schicksal des Neugeborenen 
sind auch Tag und Stunde seiner Geburt. Als eine besonders 
glückliche Zeit gilt ein Sonn- oder Feiertag, zumal wenn die Geburt 
während des Gottesdienstes erfolgt (allg.). Solchen Kindern gelingt 
alles, was sie anfangen, und sie sind vom Glück im Spiel begünstigt (O). 
Auch können sie böse Geister sehen, eine in ihrem Werte etwas zweifel- 
hafte Gabe! Ganz besonders bevorzugte Glückskinder aber sind die am 
Christabend (A. 77), am ersten Pfingst= oder Osterfeiertage geborenen (A., 
M.). In bezug auf einen glücklichen oder unglücklichen Geburtstag hat 
der Volksglaube folgendes Verschen erfunden: 
Sonntagskinder — glückliche Kinder, 
Montagskinder — kluge Kinder, 
Dienstagskinder — reiche Kinder, 
Mittwochskinder — geschwätzige Kinder, 
Donnerstagskinder — zornige Kinder, 
Freitagskinder — unglückliche Kinder, 
Sonnabendskinder — Todeskinder? (A., I.) 
Als Todes= und Leidenskinder gelten auch alle in der Karwoche geborenen 
(Mau. 877), auch sollen an Sonnabenden zur Welt gekommene im späteren 
Leben wenig auf Sauberkeit halten (Ri.). Ein mühevolles Leben und 
Tod durch Blitzschlag stehen dem Kinde bevor, das während eines Ge- 
witters ankommt (Nd., J.). Erfolgt die Geburt während der Baum- 
blüte, so soll das Kind zeitig weißes Haar bekommen (Ma.). Im April 
geborene Kinder werden wetterwendisch (M.), am Siebenschläfer an- 
gekommene sterben im ersten Lebensjahr (A., O., Bä.). Kommt die 
Geburtsanzeige unter eine Todesnachricht zu stehen, so ist dem Sprößling 
Glück beschieden (Zw.). In der Nacht geborene Kinder gelten als schläfrige, 
am Tag geborene als muntere (A., Ehr., B., Br.). 
Das erste Kindsbad. (Vgl. hierzu M. 102 ff.). In das erste 
Bad legt man ein Geldstück, damit das Kind sparsam werde und nie 
in Geldverlegenheit komme (M., A., H., J., Glück und Ruhe habe (O.), 
gießt Osterwasser oder Baldrian hinein, um Krankheiten, vor allem die 
Pest, fernzuhalten (M., Br.). Darein geschüttetes Salz läßt das Kind 
schnell laufen (Mau.), darein gegossene Milch gibt ihm eine weiße Haut 
(H.). Gequirltes oder gekochtes Badewasser gibt lockiges Haar (A., Ge.). 
Man gießt das Wasser in den Bach, damit das Kind fleißig werde 
(Blu., Ge.), auf den Rasen, damit es schnell wachse (Gey.), unter einen 
rotblühenden Apfelbaum oder an ein Rosenbäumchen (A., Fr. 579), um 
rote Bäckchen zu verleihen. Verunreinigt das Kind sein erstes Bad, so 
hat es kein Glück (A.). Bleibt das Wasser nach dem Bade lange stehen 
(A.), gießt es die Hebamme in den Abort (W., M., A.), dann wird das 
Kind nachlässig und faul, und unsauber und liederlich, wenn Wäsche 
1) Die Grundlage der Ansicht, welche Tage des Jahres und der Woche glücklich 
oder unglücklich seien, bilden entschieden die altheidnischen Uberlieferungen, nur teil- 
veise Qurch gristliche besonders römisch-katholische Einwirkungen etwas umgebildet. 
gl. W. .
	        
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