Full text: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen.

1697. 
Instrumente). In der südlichen Oberlausitz blühte die Leinwand- 
weberei glänzend auf (1666 Damastweberei in Großschönau), nament- 
lich feitdem die Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 die Re- 
formierten (Hugenotten) aus Frankreich vertrieb, die nun auch in 
Leipzig manches Luxusgewerbe begründeten. Zugleich wurde Leipzig 
an Stelle von Frankfurt a. M. zum Mittelpunkte des deutlschen 
Buchhandels. Die Errichtung der Post und die Neuordnung des 
Münzwesens 1690 (1 Mark Silber = 12 Groschen 9 Pf.) kamen 
dem Handel zu gute. 
§ 74. Am geistigen Leben, das unter dem Einflusse der 
überlegenen französischen Bildung stand, nahm Sachsen einen hervor- 
ragenden Anteil. In der Litteratur zeichneten sich Christian Weise 
in Zittau (r 1708) als Dramatiker, Paul Flemming (F 1640) und 
Paul Gerhardt (1.1676) besonders als fromme Liederdichter aus; 
in der Musik wurde der kurfürstliche Kapellmeister Heinrich Schütz 
der Schöpfer der deutschen Oper (1693 Opernhaus in Leipzig). Die 
Erneuerung der Philosophie, der Rechtswissenschaft (Naturrecht) und 
der Theologie (Pietismus) ging zwar hauptsächlich von geborenen 
Sachsen (Gottfried Wilhelm Leibniz, Samuel Pufendorf, Christian 
Thomasius) oder von Männern, die eine Zeit lang in Sachsen 
lehrten (August Hermann Francke, Philipp Jakob Spener) aus, faßte 
aber weniger hier Wurzel, als im rasch aufstrebenden brandenburgisch- 
preußischen Staate (Universität Halle 1694). 
5. Sachsen in Verbindung mit Polen. Friedrich August I. 
der Starke. Friedrich August II. 
16941—1763. 
§ 75. In ganz neue Bahnen, auf das Feld der großen euro- 
päischen Politik hinaus wurde Sachsen geführt, als Friedrich 
August I. (geb. 1670), der jüngere Bruder Johann Georgs IV., 
die Regierung antrat (1694—1733). Der junge Kurfürst, von 
Natur prachtliebend, sinnlich, vielseitig begabt, ehrgeizig und seit 
seiner „Kavalierstour“ an den westeuropäischen Höfen (1687/89) 
von leidenschaftlicher Sehnsucht nach dem kunstgeschmückten Leben 
Südeuropas erfüllt, bewarb sich nach Johann Sobieskis Tode (1696) 
um die polnische Königskrone zugleich mit dem französischen 
Prinzen Ludwig von Conti und wurde im Juni 1697 gewählt, im 
September zu Krakau gekrönt, nachdem er zum Katholizismus 
(in Baden bei Wien) übergetreten war. Der böffentliche 
Übertritt auch des Kurprinzen (1717) entschied den Glaubens= 
wechsel des ganzen albertinischen Hauses. Doch brachte 
dieser keine Veränderung für die lutherische Landes- 
kirche, wenngleich jetzt den Katholiken und Reformierten eine be- 
schränkte Religionsfreiheit zugestanden wurde. Denn der Kurfürst
	        
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