Kursachsen in Verbindung mit Polen. 107
auf seinem Gute Berthelsdorf in der Ober-Lausitz den Flecken
Herrnhut gründete, dessen Gemeinde 1748 als Augsburgische
Konfessionsverwandte anerkannt und bald der Mittelpunkt einer
weitausgedehnten Missions- und Handelstätigkeit wurde.
In der innern Politik brachte die Tüchtigkeit des Be—
amtentums noch manche Fortschritte (Kommerzdeputation
1735, Appellationsgerichtsordnung). Aber sie geriet bald
mehr und mehr unter den verhängnisvollen Einfluß des
Grafen Heinrich von Brühl (geb. 1700), der durch die ge-
schmeidige Gewandtheit, mit der er die Lieblingsneigungen
und -wünsche seines Herrn zu befriedigen wußte, ihn völlig
unter seine Leitung brachte und schließlich als Premier-
minister seit 1746 der allmächtige Gebieter in Sachsen wurde.
Inzwischen eröffnete die Thronbesteigung König Fried--
richs II. in Preußen (1740— 1786) und das Aussterben
der Habsburger in Osterreich mit dem Tode Kaiser Karls VI.
1740 eine neue Zeit, die auch die Geschicke Sachsens ent-
scheidend bestimmte. Da Sachsen die pragmatische Sanktion
Karls VI., nach der mit Zurückweisung aller andern An-
sprüche das ganze habsburgische Erbe seiner ältesten Tochter
Maria Theresia zufallen sollte, niemals anerkannt hatte, so
verbündete es sich, um die Rechte der Kurfürstin Maria
Josepha, der Tochter Josephs I., wahrzunehmen, nach dem
Ausbruche des ersten Schlesischen Krieges (1740—42) 1741
mit Friedrich II. und Karl Albert von Bayern, der 1742
zum Kaiser gewählt wurde, und ließ seine Truppen in
Böhmen und Mähren fechten. Als aber Friedrich durch den
Frieden von Breslau 28. Juli 1742 Schlesien erhalten
hatte, mußte auch Sachsen seine Ansprüche aufgeben und sah
sich zugleich in einer völlig veränderten Lage, denn mit der
Erwerbung Schlesiens gewann Preußen die Großmacht-
stellung, umklammerte mit seinem Zollsystem Sachsen auch
von Osten und zerstörte jede Aussicht, eine Territorialver-
1746
1740
1741
1742