Die Ausbildung des Verfassungs- u. Industriestaats. 129
und an die italienische Renaissance anknüpfend, namentlich
Dresden mit edlen Bauten zierte (Gottfried Sempers Hof—
theater und Museum) und die Hauptstadt zum Sitz einer
monumentalen Plastik (Ernst Hähnel, Ernst Rietschel) wie
einer reich entwickelten Malerei (Schnorr von Carolsfeld,
Ernst Bendemann, Ludwig Richter) machte. Das deutsche
Schauspiel und die Oper erlebten in dem neuen pracht—
vollen Hause dort ihre schönste Zeit, während die Leipziger
Gewandhauskonzerte (F. Mendelssohn-Bartholdy) den alten
musikalischen Rang der Stadt behaupteten. Der Pflege der
reinen Wissenschaft gab die sächsische Gesellschaft der Wissen—
schaften in Leipzig 1846 ein neues Organ, die Gymnasien
erhielten durch das Regulativ von 1846 eine neue Ordnung,
die sie aus Lateinschulen zu Pflegstätten einer humanistischen,
exakte, christliche und nationale Elemente mit umfassenden
Bildung umwandelte. Daneben erwuchs ein vielgegliedertes
technisches Unterrichtswesen (1831 Handelsschule in Leipzig,
1836 die höhere Gewerbeschule in Chemnitz, 1837—40
fünf Baugewerkenschulen). An diesem reichen Geistesleben
nahm das königliche Haus regen und tätigen Anteil, der
König durch seine botanischen Studien, Prinz Johann (Phila—
lethes) durch seine Danteübersetzung, Prinzessin Amalie
durch ihre scharf charakterisierenden Lustspiele aus dem bürger-
lichen Leben.
Doch auf dieses lichte Bild fielen schon dunkle Schatten.
Die Fortdauer mancher gutsherrlicher Rechte und des Zunft-
zwanges widersprachen der sonst gewährten wirtschaftlichen
Freiheit, die Zensur engte die rege literarische Tätigkeit
namentlich in der Presse peinlich ein und reizte beständig
das gesteigerte Selbstgefühl vor allem des Bürgerstandes,
die neu erwachte kirchlich-evangelische Geftmung.de 1832
zur Stiftung des Gustav Adolf-Vereins geführt hutte, nahm
Anstoß an der Maßregelung der Freigemeinden und veran-
Kaemmel, Sächsische Geschichte.
1846
1832