Die Ausbildung des Verfassungs= u. Industriestaats. 135
großen Kohlenlager, im Vogtlande, im Erzgebirge um
Chemnitz und in der Ober-Lausitz um Zittau.
Die Verwendung der Dampfmaschinen drängte die Hand-
arbeit, der Fabrikbetrieb, der eine immer größere Arbeitsteilung
ermöglichte, das Hausgewerbe in den Hintergrund und gestattete
die Ausbildung fast aller überhaupt vorhandenen Industrie-
zweige. Das sich immer dichter gestaltende Eisenbahnnetz, das
1854 nur 520 km betrug, 1854—73 um 707 km vermehrt
wurde, und die planmäßige Verbesserung der Fahrbahn in der
Elbe, die vor allem die Anwendung größerer Fahrzeuge ermög-
lichte, setzte die sächsische Judustrie mit aller Welt in Verbindung.
Um so mehr wurde sie freilich auch von grof
betroffen (1854 und 1857). So & Bevölkerung 1855—0
von 2039000 auf 2426000. Einwohner, die großen Handels-
und Industriestädte wuchsen rasch (Leipzig 1855—67 von 70000
auf 91.000 Einwohner), und mit dem Volkswohlstande stieg das
Staatsbudget (1852 8280000 Rtlr., 1864 13658000 Rtlr.)
und das Staatsvermögen (1865 105 Mill. Rtlr. gegen 66 Mill.
Rtlr. Staatsschulden).
Diese ganze reiche Entwicklung war nur möglich, weil
Sachsen einen Teil der nationalen Wirtschaftsgenossenschaft,
des Zollvereins bildete, ohne den sie gar nicht mehr be-
stehen konnte. Da er somit trotz aller politischen Gegensätze
für alle Teilnehmer unzerreißbar geworden war, so wurde
er durch den Vertrag vom 4. April 1853 auf weitere zwölf
Jahre erneuert und durch den Beitritt der Staaten des
Steuervereins vom 1. Januar 1854 ab bis an die Nord-
see ausgedehnt, so daß er nunmehr etwa 9000 Quadrat-
meilen mit 35 Millionen Einwohnern umfaßte. Nur die
Hansastädte, Holstein und Mecklenburg standen noch draußen.
Je mehr nun die Nation wirtschaftlich zusammenwuchs,
je stärker zugleich das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit
wurde, wozu auch die großen Nationalfeste der Turner,
Sänger und Schützen das Ihrige beitrugen, desto unge-
nügender erwies sich der lockere Staatenbund, der Deutsch-
1853