Full text: Sächsische Geschichte.

36 Die Bildung des meißnisch-sächsischen Staatswesens. 
Recht annahmen (Guben schon 1235), inmitten einer sonst 
slawischen Umgebung. 
So entstand im Niederlande eine deutsch-slawische Bevöl— 
kerung. Überall gingen die Wenden, außer um Bautzen und in 
der Nieder-Lausitz, allmählich in den überlegenen Deutschen auf, 
so daß der amtliche Gebrauch der wendischen Sprache 1327 in 
Leipzig, Altenburg und Zwickau, 1424 auch im Meißnerlande 
verboten wurde und bis auf einzelne Wörter verschwand; im 
Gebirgslande kam eine rein deutsche Bevölkerung auf. Neben 
der Waldwirtschaft und der mit ihr verbundenen Bienenzucht 
nahm der Ackerbau mit der deutschen Kolonisation nicht nur 
durch die weitere Ausdehnung des Anbaues einen lebhafteren 
Aufschwung, sondern auch durch gründlichere Art der Boden— 
bestellung im Rahmen der Treifelderwirtschaft, und durch 
die Verbesserung in der Lage der slawischen Bauern, die aus 
Unfreien und Hörigen nach dem Beispiele der Deutschen zu 
nur noch dinglich belasteten Zinsleuten wurden. Die ge— 
samte wirtschaftliche Entwicklung war im Meißnerlande 
schneller als sonst im Nordosten, weil der blühende Silber— 
bergbau und der reiche Edelmetallvorrat, den er lieferte, 
Handel und Gewerbe, also das städtische Leben begünstigten. 
Doch trieben die Bürger überall noch ausgedehnte Land— 
wirtschaft in der Stadtflur, und ihre Stadtwohnungen trugen 
noch einen sehr ländlichen Charakter. Neben Freiberg kam 
Leipzig empor als die erste Handelsstadt des Landes, deren 
Oster= und Michaelismesse schon 1190 bestätigt wurden. 
Großenhain war um 1270 ein großer Handelsplatz, und in 
der Oberlausitz entwickelte sich neben der Hauptstadt Bautzen 
vor allem Görlitz als Grenzplatz nach Schlesien und Polen 
hin, in der Niederlausitz Guben. Schon 1265 auf dem Tur- 
nier zu Nordhausen, das die Beendigung des Thüringischen 
Erbfolgestreits feierte, erregte Heinrichs des Erlauchten un- 
gewöhnlicher Reichtum allgemeines Aufsehen.
	        
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