1565
1570
82 Die Ausbildung des ständisch-territorialen Staates.
die Gerichtsorganisation schloß er durch die Errichtung eines
ständigen Appellationsgerichts ab; aber die Stände organi-
sierten sich fester, indem sich um 1565 die Prälaten, Grafen
und Herren zur ersten Kurie neben den drei untern Kurien
der Schriftsassen, der Nitterschaft und der Städte zusammen-
schlossen, und errichteten 1570, als sie die Kammerschulden
übernahmen, zur Verwaltung der von ihnen dafür bewilligten
Steuern das Obersteuerkollegium, ganz unabhängig von
der kurfürstlichen Kammerverwaltung unter dem Kammer-
meister, in deren Kasse die Einnahmen aus den Domänen
und Regalien flossen. So entstand auch in Sachsen die
Kassentrennung, das eigentliche Kennzeichen des ständischen
Staats.
Die Grundlagen der Finanz= und Volkswirtschaftspolitik
„Vater“ Augusts bildeten in noch halb naturalwirtschaftlich-
patriarchalischer Weise die Kammergüter und die Regalien
(Bergwerke, Münze, Forst= und Jagdwesen), wie denn auch
der Hof häufig auf seinen stattlichen Landsitzen, nicht nur
in Dresden residierte.
Die Domänen vermehrte August durch Ankäufe und ließ
sie unmittelbar durch seine Beamten bewirtschaften, selten ver-
pachten, sorgte auch eifrig für Verbesserung der Viehzucht, des
Obst= und Weinbaus. Von den Regalien gaben die Bergwerke
durch Verbesserung der Technik, strenge Aufsicht unter dem
„Hauptmann der Erzgebirge“ und zweckmäßige Bergordnungen
in dieser Zeit die reichsten Erträge an Silber, daneben auch an
Zinn, Nebenprodukten und Steinkohlen (um Zwickau und im
Plauenschen Grunde). Die kursächsische Münze in Dresden
hielt streng am alten Schrot und Korn fest, die Forsten wurden
planmäßig bewirtschaftet und das Holz durch eine großartige
Flößerei dem Niederlande, namentlich Leipzig, zugeführt; die
hohe Jagd suchte August, selbst ein leidenschaftlicher Jäger,
überall sich selbst vorzubehalten, sorgte aber auch für Abschießung
der noch zahlreichen Raubtiere. Ihren Mittelpunkt fand diese
ganze Wirtschaft in der Ooshaltung, unter dem Hofmarschall, in
der die Kurfürstin als „Mutter Anna“ (von Dänemark) die