Kursachsens Machthöhe und Kulturblüte. 83
Oberaufsicht über manche Zweige der Kammergutsverwaltung
ganz persönlich führte, und eine Art von Post (statt der „Lehn-
klepper") setzte sie mit den Städten und Amtern wie diese unter
sich in Verbindung.
Darüber hinaus förderte August alle Zweige der Volks-
wirtschaft teils durch möglichste Schließung des Territoriums,
teils durch unmittelbares Eingreifen.
Er verbot die Ausfuhr von Rohstoffen (Wolle, Flachs,
Hauf) zugunsten der heimischen Industrie, hielt die Privilegien
der „Hohen Straße“ wie die Stapel= und Meßrechte von Leipzig
streng aufrecht, so daß sich die Stadt mehr und mehr auf Kosten
von Erfurt und Frankfurt a. M. hob, und sorgte zugleich für
Sicherheit des Verkehrs durch das bewaffnete Geleit seiner
„Einspännigen“. Andrerseits zogen zahlreiche Handwerker aus
den Niederlanden herbei, die nicht nur die sächsische Tuchmacherei
außerordentlich hoben, sondern auch die Baumwollen-(Schleier-)
weberei und andre neue Zweige einführten; er förderte im armen,
aber durch den Bergbau menschenreichen Erzgebirge als neue
Erwerbszweige die Spitzenklöppelei (Barbara Uttmann) und die
Posamentenindustrie. Neu entstand dort 1591 Klingenthal.
So wurde Kursachsen inmitten des wirtschaftlichen
Niederganges, den im allgemeinen der Verlust der See-
herrschaft und damit der Weltstellung über Deutschland
brachte, das wirtschaftlich am meisten entwickelte Land des
Nordens.
Der dadurch gesicherte und beständig steigende Wohl-
stand führte nicht nur zu einem reichlichen Leben mindestens
der herrschenden Stände, das sich in großen Jagden,
unmäßigen Trinkgelagen, Turnieren, Ringelrennen und
Schützenfesten äußerte, sondern auch zu einer glänzenden
Entfaltung der bildenden Kunst nach dem jetzt überall in
Deutschland durchdringenden Vorbilde der wenngleich nach
deutschem Geschmack und Bedürfnis veränderten italienischen
Renaissance.
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