Full text: Sächsische Geschichte.

1554 
84 Die Ausbildung des ständisch-territorialen Staates. 
Da die vorhandenen Kirchen genügten, so wurden sie nur 
durch Einbauten von Emporen und dergleichen für die Bedürf- 
nisse des protestantischen Gottesdienstes umgestaltet und damit 
die weitere Ausbildung der gerade in Sachsen aufkommenden 
protestantischen Predigtkirche (z. B. in der Schloßkapelle zu 
Torgau) gehemmt. Also überwogen die weltlichen Neubauten, 
Schlösser, Rathäuser und Wohngebände. Das alte, düstere 
Schloß in Dresden gestalteten schon Georg zu einem reichen 
Prachtbau um, Johann Friedrich baute das mächtige Schloß 
Hartenfels in Torgau, Moritz das Jagdschloß Moritzburg, 
August in Dresden den Jägerhof und das Zenghaus (ijetzt 
Albertinum), im Erzgebirge die Augustusburg bei Schellenberg, 
im Niederlande Annaburg (Lochau). Mit dem Fürsten wett- 
eiserte der sächsische Adel (Schloß Lauenstein im obern Müglitz- 
tale), und manche ansehnliche Stadt, wie Leipzig im Rathause 
Hieronymus Lotters. Die Bildnerei wurde besonders für figuren- 
reiche Denkmäler (z. B. des Kurfürsten Moritz in Freiberg, das 
Moritzdenkmal in Dresden) und Flügelaltäre in Anspruch ge- 
nommen; die Malerei, deren größter sächsischer Meister der treue 
Hofmaler Johann Friedrich Lukas (Sunder aus) Cranach in 
Franken war (I 1553), pflegte besonders das religiöse Bild und 
das Porträt. Daneben stand ein glänzendes Kunstgewerbe, das 
Möbel, Hausgeräte, Rüstungen und Waffen durch schöne Formen 
und reiche Verzierungen adelte. 
Im geistigen Leben gewann Sachsen seit der Refor- 
mation einen hervorragenden Platz. Neben den beiden 
albertinischen Universitäten Wittenberg und Leipzig und der 
1554 neu gegründeten ernestinischen Hochschule Jena ver- 
traten die drei Fürstenschulen und eine Reihe ansehnlicher 
Stadtschulen (in Leipzig. Dresden, Zwickau u. a. m.) die 
humanistisch-theologische Bildung der Zeit, die nur die Ge- 
lehrten dem volkstümlichen Wesen allzusehr entfremdete. 
Doch leistete Georg Agricola (Bauer aus Glauchau, 1555) 
Grundlegendes für Mineralogie und Geologie und machte 
in seinen Dominatores Saxonici den ersten Versuch zu einer 
zusammenhängenden Geschichte des sächsischen Fürstenhauses, 
während Petrus Albinus (Weiße) aus Schneeberg C 1598)
	        
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