Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

dem Gebiete der geographischen Erforschung, 
die Durchführung der von ihm als Haupt- 
aufgabe betrachteten großen Handelsunternch- 
mungen indeß ist ihm nicht gelungen und auf 
ivilisatorischem Gebiete hat er nichts erreichl. 
Der Verfasser führt bei diesem Anlaß die ge- 
wiß richtige Ansicht aus, daß der Handel allein 
die Civilisirung cingeborener Völkerschaften nicht 
herbeiführen könne. Der Handel hat lediglich 
ein selbstsüchtiges Interesse und beutet die Ein- 
geborenen zum Vortheil der Weißen aus. Man 
muß damit beginnen, die Schwarzen zur Arbeit 
anzuleiten und ihnen die Früchte ihrer Arbeit 
durch Verhinderung der Kriege und Sllaven- 
jagden, sowic allmälige Herbeiführung der per- 
sönlichen Freiheit sichern. Dann werden sie 
wieder Gesallen an der Arbeit finden und 
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Güter erwerben, welche für den Handel noth- 
wendig sind. 
Die Vorschläge des Verfassers sind solgende: 
hlar solt 
Es ist mit der Erricht von landwirth- 2 ... . . . 
nnndclcnwmmWanle siellten finanziellen Vortheile derselben aber viel 
schaftlichen Stationcn (slations agricoles) vor- 
zugehen, an deren Spitze durchaus tüchtige 
Leute für eine längere Reihe von Jahren ge- 
stellt werden. Dieselben werden mit Bezug 
auf Gehalt, Urlaub und Selbstständigleit mög- 
lichst günstig gestellt und lönnen sich Assistenten 
auswählen. Ihnen licgt die Anlage von Kaffec:, 
Kakao= und Zuckerplantagen ob. Die Arbeiter 
sind theils solche, welche dauernd auf der 
Station angesiedelt werden, theils auf Zeit 
engagirte. Auch Miehzucht ist zu betreiben. 
Die Stationen sind in einer Entsernung von 
20 bis 25 km von einander anzulegen und 
durch sahrbare Wege miteinander zu verbinden, 
so daß allmälig eine Etappenstraße bis weit 
in das Innere des Landes geführt wird. Der 
Verlehr soll durch Ochsenwagen vermittelt 
werden. Jede Station hat ihre Kirche und 
Schule; der Besuch der letteren durch die 
Kinder der Stationsleute ist obligatorisch. Der 
Stationschef hat für die Pflege freundschaft- 
licher Beziehungen zu den benachbarten Ein- 
geborenen Sorge zu tragen. Den Gewinn, 
welcher bei etwa 15 Stationen dem Staate 
aus dem Plantagenbau erwachsen würde, be- 
rechnet der Verfasser auf etwa 3 Millionen 
Francs jährlich. Er zweiselt nicht, daß durch 
den Einfluß der Stationen auch die benach- 
barten Stämme zu einer regeren Thätigteit 
auf wirthschaftlichem Gebiete angeregt werden 
würden. 
Sobald nach längerem Bestehen der Stationen 
ein Aufschwung des Handels und Verlehrs statt- 
gesunden — nicht früher —, sei der Zeilpunkt 
für die Anlegung einer Eisenbahn gekommen, 
für welche die nöthigen Mittel durch Ver- 
pfändung der Einkünfte der Stationen leicht 
Vorschläge des 
weir annehmen, das 
  
zu gewinnen sein würden. Die Bahn habe 
dem Zuge der Stationen zu folgen; ihr Bau 
werde durch die Unterstützung der letzteren be- 
deutend erleichtert werden. 
Der Verfasser unterstützt seine führungen 
hinsichtlich der Entwickelungs .fähigkeit des Kongo- 
Gebietes und seiner Einwohner vielfach durch 
den Hinweis auf die Erfahrungen in den süd- 
amerilanischen Kolonien, welche insofern un- 
günstiger als der Kongo-Staat gestellt gewesen 
seien, als es daselbst an Arbeitskrästen gänzlich 
mangelte. Er glaubt, daß es auf dem von 
ihm vorgeschlagenen Wege dem Kongo-Staat 
gelingen werde, die ihm obliegenden großen 
eivilisatorischen Aufgaben durchzuführen. 
Das Buch wirst interessante Streiflichter 
auf die Fehler, welche in der Verwaltung des 
Kongo-Staates gemacht worden sind: was die 
Verfassers betrisst, so möchten 
die Schwierigkeiten ihrer 
Durchführung unterschäbt, die in Aussicht ge- 
  
zu hoch angeschlagen sind. Die leitenden Ge- 
danlen erscheinen uns richtig; die Durchführung 
des Systems dürfte mit einigen Modifilationen 
wohl zu erreichen sein. 
Documents Relatiks au Congres Lihre 
Anltiesclavagiste. Tenu à D’aris les 21, 
22 et 23 septembre 1890. Paris, à la 
Direction Géncrale de TOeurre Anti- 
eschavagiste, 6, rue Chomel. 
Die von dem Congrs Lihre Anti- 
esclaragisle angenommenen „Wünsche und 
Resolutionen“ sind bereits in Nr. 16 des 
vorigen Jahrganges („Deutsches Kolonialblatt- 
S. 295) in llebersetzung wiedergegeben worden. 
Die vorliegenden Dokumente bilden eine Zu- 
sammenstellung der auf dem Kongreß gehaltenen 
Reden, der gestellten Anträgc, versaßten Be- 
richte und angenommenen Beschlüsse. In einem 
Schreiben vom 22. Juli 5. J., sowie in einer 
am Eröffnungstage des Kongresses gehaltenen 
Ansprache besprach Kardinal Lavigerie die 
Ansänge der Antistlaverei-Bewegung, die Be- 
ziehungen der verschiedenen Mächte und des 
Papstes zu derselben, sowie seine eigene Thätig- 
leit auf diesem Gebiete. Als Reduner traten 
serner auf der Präsident des Antistlaverei- 
Comités in Paris, Herr Keller, Herr Des- 
camps-David, Professor der Theologie an 
der Universität Löwen und Mitglied des bel- 
gischen Antistlaverei= ComitEs, sowie Baron 
d Avril vom Antistlaverei-Comite in Paris. 
Frere Alexis Marie, Geograph des Institut 
des Frercs des Lcoles chretiennes, gab 
unter Zuhülfenahme einer von ihm angefertigten
	        
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