gegen die Wuatarcleule, deren Verschanzung
etwa zwei Stunden von Balinga entfernt lag.
Während des Marsches kamen immer mehr
Balingas, oder wie sie richtig heißen We-
tschingo, dazu, so daß es schließlich wohl 500
bis 600 gewesen sein mögen. Bei unserer
Annäherung machten die Wuatarclente mit
ihren großen Kriegstrommeln einen Heidenlärm,
brüllten sich Muth zu und schossen auf uns.
Die mich begleitenden Balingas brüllten natür-
lich auch aus Leibeskräften, so daß ein furcht-
barer Lärm entstand. Die Wuatarcleute, die
durch einen Busch sehr gut gedeckt waren und
unsere Anmarschlinie von ihrer Höhe aus vor-
züglich übersehen konnten, räumten erst ihr
befestigtes Lager, als Premierlientenant
v. Volckamer mit dem ersten Zuge aus aller-
nächster Nähe dicht vor der Umzäunung meh-
rere Salven auf sie abgegeben hatte. Von
meinen Leuten wurde nur einer durch einen
Speerstich leicht verwundet. Sovwie sich die
Wuataréleute zur Flucht gewandt hatten, fielen
die Balingas über das Lager her, plünderten
es, steckten es in Brand, und nach kurzer
Zeit war es vom Erdboden verschwunden.
Ich habe die Wuatarêleute, von denen noch
mehrere bei dem Versuch, den 500 bis 600 m
breiten Mbam zu durchschwimmen, ertrunken
sein sollen, nicht weiter verfolgen lassen, da ich
auf alle Fälle mit ihnen, sowie mit den ihnen
befreundeten Ngilaleuten in friedliche Verhand-
lungen treten und die freundschaftlichen Bezie-
hungen, die Premierlientenant Morgen hier
angeknüpft hat, wieder aufnehmen will. Der
alte Sultan Ngila ist übrigens todt; sein
Nachfolger, der jetzt auch wieder Ngila genannt
wird, dessen eigentlicher Name aber Iniongo
ist, soll, wie mir Balinga erzählte, vor längerer
Zeit nach Osten über einen großen Fluß —
doch wohl den Sannaga — in den Krieg
gegen den Tiwi-Stamm gezogen sein, sich
immer noch Nachschub nachschicken lassen und
beabsichtigen, den ganzen Tiwi-Stamm voll-
ständig zu vernichten.
Am 19. März übergab ich Balinga die für
ihn bestimmten Geschenke. Als Gegengeschenk
erhielt ich von ihm einen zweiten großen und
schönen Elfenbeinzahn.
Da inzwischen die Leute und Lasten, die
ich am 15. verloren hatte, und die Patrouille,
die ich am 16. März nach diesen ausgeschickt
hatte, noch immer nicht im Lager einge-
trossen waren, beauftragte ich den Premier-
lieutenant v. Volckamer mit 60 Mann und
einer Anzahl Balingas bis zu dem Platze
Inanga vorzumarschiren, an dem die Leute
zum lehten Male gesehen worden waren.
Gegen Abend des 20. März brachten Balinga-
393
leute mir die Nachricht, daß Premierlientenant
v. Volckamer von den Wintschobaleuten
angegriffen und selbst verwundet worden sei.
Ich brach natürlich sofort mit Dr. Richter
und dem Rest meiner Leute auf, um Premier=
lieutenant v. Volckamer zu Hülfe zu eilen,
konnte jedoch schon nach einer Stunde um-
kehren, da ich die sichere Nachricht erhielt, daß
Lieutenant v. Volckamer wohl angegriffen,
aber nicht verwundet sei und in Jambassa
Lager bezogen hätte. Am 21. März Vor-
mittags kam Lientenant v. Volckamer mit
seiner Mannschaft wieder im Lager an. Er
war am 20. eine Stunde von dem Dorfe
Wintschoba von den Einwohnern des Dorfes an
dem friedlichen Weitermarsch verhindert worden.
Seine Erklärung, daß er nur nach seinen Leuten
suche, beruhigte sie nicht, und da sie immer
zudringlicher wurden und mit Pfeilen schossen,
ah sich Lieutenant v. Volckamer genöthigt,
seinerseits von den Wafsen Gebrauch zu machen.
Er marschirte darauf weiter, verfolgt von
den Wintschobaleuten, und sand etwa zehn
Minuten von unserem alten Lagerplatz War-
rundo entfernt die furchtbar verstümmelten
Leichen zweier unserer Leute, von denen die
eine sofort mit Bestimmtheit als die meines
besten Headmans Mama erkannt wurde. Es
war somit bewiesen, daß die Warrundo die
Leute meiner Patronille getödtet hatten. Auf
dem Rückmarsch nach Jambassa, bei dem die
Eingeborenen den Zug immer in einiger Ent-
sernung begleiteten, fand Lieut. v. Volckamer
in einem Hause der Wintschobaleute eine
wollene Decke, ein Beil und einige Sachen, die
aus dem Kosfer des Dr. Richter stammten.
Da es demnach ganz klar war, daß die
Warrundo und Wintschobaleute ohne jeden
Grund mehrere meiner Leute getödtet und be-
raubt hatten, so marschirte ich schon am fol-
genden Tage (21. März) mit allen meinen
Leuten und 700 bis 800 bewaffneten Balingas
und Jambassalenten, die sich immer vorziglich
benommen haben, auf direktem Wege in fünf
Stunden nach Wintschoba und ließ das Dorf
zerstören und verbrennen. Ich entschließe mich
nur schwer und selten dazu, ein Dorf in Brand
stecken zu lassen, aber hier in der Nähe der
Station und an der grosen Straße schien mir
eine exemplarische Bestrafung am Platze zu
sein, um den anderen Stämmen und Dörsern
an der Straße, die vielleicht ähnliche Gelüste
gehabt haben, ein warnendes Beispiel zu geben.
Nach kurzer Nast wollte ich eben weiter-
marschiren, als die Balinga vier von meinen
am 15. März zurückgebliebenen Leuten mit ihren
Lasten anbrachten; glücklicherweise waren auch
die Geschühlasten dabei. Die Leute behaupteten,