Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

gegen die Wuatarcleule, deren Verschanzung 
etwa zwei Stunden von Balinga entfernt lag. 
Während des Marsches kamen immer mehr 
Balingas, oder wie sie richtig heißen We- 
tschingo, dazu, so daß es schließlich wohl 500 
bis 600 gewesen sein mögen. Bei unserer 
Annäherung machten die Wuatarclente mit 
ihren großen Kriegstrommeln einen Heidenlärm, 
brüllten sich Muth zu und schossen auf uns. 
Die mich begleitenden Balingas brüllten natür- 
lich auch aus Leibeskräften, so daß ein furcht- 
barer Lärm entstand. Die Wuatarcleute, die 
durch einen Busch sehr gut gedeckt waren und 
unsere Anmarschlinie von ihrer Höhe aus vor- 
züglich übersehen konnten, räumten erst ihr 
befestigtes Lager, als Premierlientenant 
v. Volckamer mit dem ersten Zuge aus aller- 
nächster Nähe dicht vor der Umzäunung meh- 
rere Salven auf sie abgegeben hatte. Von 
meinen Leuten wurde nur einer durch einen 
Speerstich leicht verwundet. Sovwie sich die 
Wuataréleute zur Flucht gewandt hatten, fielen 
die Balingas über das Lager her, plünderten 
es, steckten es in Brand, und nach kurzer 
Zeit war es vom Erdboden verschwunden. 
Ich habe die Wuatarêleute, von denen noch 
mehrere bei dem Versuch, den 500 bis 600 m 
breiten Mbam zu durchschwimmen, ertrunken 
sein sollen, nicht weiter verfolgen lassen, da ich 
auf alle Fälle mit ihnen, sowie mit den ihnen 
befreundeten Ngilaleuten in friedliche Verhand- 
lungen treten und die freundschaftlichen Bezie- 
hungen, die Premierlientenant Morgen hier 
angeknüpft hat, wieder aufnehmen will. Der 
alte Sultan Ngila ist übrigens todt; sein 
Nachfolger, der jetzt auch wieder Ngila genannt 
wird, dessen eigentlicher Name aber Iniongo 
ist, soll, wie mir Balinga erzählte, vor längerer 
Zeit nach Osten über einen großen Fluß — 
doch wohl den Sannaga — in den Krieg 
gegen den Tiwi-Stamm gezogen sein, sich 
immer noch Nachschub nachschicken lassen und 
beabsichtigen, den ganzen Tiwi-Stamm voll- 
ständig zu vernichten. 
Am 19. März übergab ich Balinga die für 
ihn bestimmten Geschenke. Als Gegengeschenk 
erhielt ich von ihm einen zweiten großen und 
schönen Elfenbeinzahn. 
Da inzwischen die Leute und Lasten, die 
ich am 15. verloren hatte, und die Patrouille, 
die ich am 16. März nach diesen ausgeschickt 
hatte, noch immer nicht im Lager einge- 
trossen waren, beauftragte ich den Premier- 
lieutenant v. Volckamer mit 60 Mann und 
einer Anzahl Balingas bis zu dem Platze 
Inanga vorzumarschiren, an dem die Leute 
zum lehten Male gesehen worden waren. 
Gegen Abend des 20. März brachten Balinga- 
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leute mir die Nachricht, daß Premierlientenant 
v. Volckamer von den Wintschobaleuten 
angegriffen und selbst verwundet worden sei. 
Ich brach natürlich sofort mit Dr. Richter 
und dem Rest meiner Leute auf, um Premier= 
lieutenant v. Volckamer zu Hülfe zu eilen, 
konnte jedoch schon nach einer Stunde um- 
kehren, da ich die sichere Nachricht erhielt, daß 
Lieutenant v. Volckamer wohl angegriffen, 
aber nicht verwundet sei und in Jambassa 
Lager bezogen hätte. Am 21. März Vor- 
mittags kam Lientenant v. Volckamer mit 
seiner Mannschaft wieder im Lager an. Er 
war am 20. eine Stunde von dem Dorfe 
Wintschoba von den Einwohnern des Dorfes an 
dem friedlichen Weitermarsch verhindert worden. 
Seine Erklärung, daß er nur nach seinen Leuten 
suche, beruhigte sie nicht, und da sie immer 
zudringlicher wurden und mit Pfeilen schossen, 
ah sich Lieutenant v. Volckamer genöthigt, 
seinerseits von den Wafsen Gebrauch zu machen. 
Er marschirte darauf weiter, verfolgt von 
den Wintschobaleuten, und sand etwa zehn 
Minuten von unserem alten Lagerplatz War- 
rundo entfernt die furchtbar verstümmelten 
Leichen zweier unserer Leute, von denen die 
eine sofort mit Bestimmtheit als die meines 
besten Headmans Mama erkannt wurde. Es 
war somit bewiesen, daß die Warrundo die 
Leute meiner Patronille getödtet hatten. Auf 
dem Rückmarsch nach Jambassa, bei dem die 
Eingeborenen den Zug immer in einiger Ent- 
sernung begleiteten, fand Lieut. v. Volckamer 
in einem Hause der Wintschobaleute eine 
wollene Decke, ein Beil und einige Sachen, die 
aus dem Kosfer des Dr. Richter stammten. 
Da es demnach ganz klar war, daß die 
Warrundo und Wintschobaleute ohne jeden 
Grund mehrere meiner Leute getödtet und be- 
raubt hatten, so marschirte ich schon am fol- 
genden Tage (21. März) mit allen meinen 
Leuten und 700 bis 800 bewaffneten Balingas 
und Jambassalenten, die sich immer vorziglich 
benommen haben, auf direktem Wege in fünf 
Stunden nach Wintschoba und ließ das Dorf 
zerstören und verbrennen. Ich entschließe mich 
nur schwer und selten dazu, ein Dorf in Brand 
stecken zu lassen, aber hier in der Nähe der 
Station und an der grosen Straße schien mir 
eine exemplarische Bestrafung am Platze zu 
sein, um den anderen Stämmen und Dörsern 
an der Straße, die vielleicht ähnliche Gelüste 
gehabt haben, ein warnendes Beispiel zu geben. 
  
Nach kurzer Nast wollte ich eben weiter- 
marschiren, als die Balinga vier von meinen 
am 15. März zurückgebliebenen Leuten mit ihren 
Lasten anbrachten; glücklicherweise waren auch 
die Geschühlasten dabei. Die Leute behaupteten,
	        
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