Die Witterung in der Zeit vom 1. Oltober 1891
bis 1. Oktober 1892 brachte einen Regenfall, der
wohl hinter einem mehrjährigen Durchschnitt zurück-
blieb, der indessen genügte, um die Vegetation zu
frischen Trieben anzuregen. Leider traten kurz nach
dem Regen, der für Kubub kurz nach Neujahr am
ergiebigsten war, die Heuschrecken so zahlreich auf,
daß in wenigen Tagen die frischen Triebe ver-
schwunden waren. Da jedoch das vorhergehende
Jahr ein sehr gutes gewesen war, aus welchem viele
Vegetationsreste übrig geblieben waren, die nun von
den Heuschrecken verschont blieben, so waren die
Herden vor Mangel gesichert, wenn sic sich auch mit
geringerem Futter begnügen und dies weiter im Felde
suchen mußten. Nachtheilig wurde dies nur dem
Muttervieh, welches durch stärkeren Abgang an
Kälbern und Lämmern zum Ausdruck kam.
Das Inland weiter nach Osten hat insofern mehr
unter diesen Verhältnissen gelitten, als dort die Heu-
schrecken schon das Jahr vorher große Verwüstung
angerichtet hatten. Nördlich des 26. Breitengrades
soll dagegen der Spätsommer noch so viel Regen
gebracht haben, daß der Heuschreckenschaden dadurch
wieder gut gemacht wurde.
Kubub liegt noch innerhalb der Zone, welche
neben den sommerlichen Regen auch durch Seenebel
gebildete Winterregen erhält, allerdings nicht mit
Sicherheit. Dies ermöglicht einen freien Ackerbau.
Da Kubub etwa 1530 m über dem Meeresspiegel
liegt, so sind diese Winterregen fast immer von sehr
niederer Temperatur begleitet, wir beobachteten bis
2,5° unter dem Gefrierpunkt und Schneefall. Diese
Vereinigung von Kälte und Nässe tödtet Thiere in
zartem Alter. Durch schüßzende Gebäude diese Ver-
luste zu verhüten, würde einen größeren Betrieb zu
kostspielig machen. Die Lämmer der Wollschafe
litten hierunter verhältnißmäßig am wenigsten, dank
ihrem schützenden Wollkleide. Weiter im Inlande,
sowohl nach Osten wie Norden, treten Nachtfrösie
auch auf, doch ohne Regen, und werden der Vieh-
zucht dann nicht schädlich, sie haben mir aber im
Garten in Bethanien mehrere junge Bäume getödtet,
welche ich versäumt hatte gegen Frost zu schützen.
Ich glaube aus dieser Erfahrung für die Zukunft
den Schluß ziehen zu dürfen, daß Kubub weniger
zur Unterbringung von Mutterthieren als zur Hal-
tung von Ochsen, Hammeln und Pferden geeignet ist.
Seit dem 1. August d. J. ist in Kubub eine
meteorologische Station eingerichtet, die Instrumente
sind von dem Königlichen meteorologischen Institut
in Berlin geliefert, wohin auch die Notirungen ein-
gereicht werden sollen. Eine ebensolche Station hat
Herr Missionar Heinrichs in Bethanien übernommen.
In Kubub wurden im August 3,1, im September
9,9 mm Regenfall beobachtet.
An den für die Station erforderlichen Arbeitern
aus der Reihe der Eingeborenen hat es niemals
gesehlt, das Angebot war meist sogar größer als
das Bedürfniß, das Material dieser Arbeiter ist
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jedoch ein sehr geringes, sowohl in Bezug auf ihre
Leistungsfähigkeit als Ausdauer. Ein beständiger
Wechsel des Personals ist die Regel, meist gehen die
Leute von selber, nachdem sie sich ihre dringendsten
Bedürfnisse verdient, theils muß man sie wegen
grober Vernachlässigungen oder Trägheit nach kurzer
Zeit entlassen. Die Löhne bewegen sich zwischen
40 Pf. bis 1 Mark den Tag neben Beköstigung,
wozu auch Tabak gehört, und werden ausnahmslos
in Waaren oder Thieren bezahlt. Zieht man die
geleistete Arbeit in Betracht, so stellen sich diese Löhne
weit höher als die bei der Landwirthschaft in Deutsch-
land gezahlten.
Sehr hoch sind die Löhne, welche für geschulte
Handwerkerarbeit gezahlt werden, so kostet z. B. der
Beschlag eines Pferdes 20 Mark, das Schweißen
eines Radreifens 25 Mark bei Eisenlieferung von
Seiten des Arbeitgebers. Ein Maurer erhält 5 bis
10 Mark den Tag neben Beköstigung. Gute Hand-
werker sind hier so selten, daß man gerne auch diese
hohen Löhne bezahlt. Unter den Eingeborenen giebt
es einige recht geschickte Schmiede und Lederarbeiter,
unter den Bastards auch Maurer und Ziegelarbeiter.
Zur Beaufsichtigung der Herden eignet sich die
schwarze Menschenrasse im Durchschnitt besser als die
rothen Namas.
Ein sehr großer Uebelstand bei Beschäftigung der
Namas liegt noch darin, daß fast ausnahmslos jeder
Arbeiter schon wenige Tage nach seiner Anstellung
von einem Schwarm von Verwandten und Freunden
umgeben ist, mit denen er seinc Kost theilt und zu
deren Gunsten er Lohnvorschüsse verlangt. So ent-
stehen Klagen über zu wenig Kost und Murren über
Verweigerung der Vorschüsse. Erhalten sie dagegen
den Vorschuß, so gehen sie meist davon, bevor dieser
abgearbeitet ist.
So ist die Arbeiterfrage hier zwar mit einigen
Schwierigkeiten verknüpft, bietet aber kein Hinderniß
für einen landwirthschaftlichen Betrieb. Bei einiger
Geduld läßt sich erwarten, daß die Zukunft einen
Wandel zum Besseren hierin bringen wird.
Daß die Nindviehzucht im deutschen Schußgebiet
und im südlichen Theil auch die Pferdezucht auf keine
Schwierigkeiten stößt, lag längst klar zu Tage. Ebenso
gediehen hier, trotz der größten Nachlässigkeit der
Eingeborenen, die einheimischen Schafe und Ziegen
gut. Mir liegt es nur ob, nachzuweisen, daß auch
das Wollschaf hier seinen passenden Boden findet.
Bevor ich mein eigenes Urtheil abgebe, will ich
den Auszug eines Briefes mittheilen, den ich vor
wenigen Tagen von dem im Warmbader Bezirk woh-
nenden Großgrundbesitzer C. Hill auf Grundorn
erhielt, welcher vor Jahresfrist von mir 150 Merino-
Mutterschafe und 5 Ramme bezog: „I am happy
to Say the Merino Shecp is getting on very
well. Threec ol the Ramms died, also a lew ol
the Ewes, thbe rest are getting on very well.
I shall shear the Shecp in September“ u. s. w.