Auf dem sandigen, aber stark gedüngten Boden
von Gennevilliers gedeiht die Ramic ausgezeichnet,
und man hofft dort in diesem Jahre noch einen
zweiten Schnitt zu machen.
sicht der Sachkundigen der Ramiebau nördlich des
43. Breitengrades der Südküste von Frankreich,
nicht lohnend, weil nicht mehr als zwei Schnitte ge-
erntet werden. In den überseeischen Besitzungen
scheint die Ramiezucht gleichfalls nicht fortgeschritten,
ja theilweise wieder aufgegeben zu sein.
In Algier waren im Jahre 1890 einige Quadrat-
meter in Grande-Playe, Bouffarik, Constantine und
Hamman-Weskontine und etwa 10 Hektar bei Oran
angepflanzt.
In Cochinchina, Cambodga, Tonkin (etwa 10 Hektar)
in Senegal auf der Insel La Runnion, auf Tahiti,
dann in Neu-Caledonien in den Strafanstalten von
Bouvaril, Tonvohari, in Diahot und Nos-Nemba,
ferner in Guadeloupe in Goyave, Pointe-à-Pitre,;
Basse-Terre, Baie-Mahault, Sainte-Rose (15 Hektar),
endlich auch auf den Antillen, in Martinique in
Guyana, Cayenne hat man den Anbau der Ramie
versucht und eine Zeit lang betrieben.
Keine dieser Pflanzungen hat auch nur annähernd
den Umfang der in Zagazig (Aegypten) verlassenen
erreicht.
Michotte faßt sein Urtheil über die Ramiezucht
in den Sätzen zusammen:
„Die Landwirthe wollen keine Ramie mehr bauen,
bis sie deren gewerbliche Verwendung sehen und
sicher sind, Absatz zu finden, andererseits können die
Werke, welche die Ramie verarbeiten möchten, sich
nicht einrichten, weil sie keine Rohstoffe haben; man
dreht sich infolge dessen im Kreise herum.“
In der Sammlung überseeischer Waaren in dem
Industriepalaste in Paris sind neben Garuproben
verschiedener Herkunft auch Erzeugnisse aus Ramie
ausgestellt: Segeltuch, Möbelstoffe, Plüschtücher,
Feuerschläuche, Zeuge für Zucker= und Stearinsiedereien,
Treibriemen, Tischwäsche, Kleiderzwillich, Angel-
schnüre aus Namic, endlich Möbelstofse, aus Namie
und Seide gemischt.
Auch in der Handelsbörse ist eine tleine Aus-
wahl von Ramiegarnen zu sehen. Das zeigt, wie
die Ramie eine vielseitige Verwendung zuläßt, und
wie Behörden und kaufmännische Kreise dem Ramie-
gewerbe ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung zu-
wenden.
Bei Besprechung der Ramieernte in Gennevilliers
brachten die Zeitungen „Temps“ und „Matin“ die
Meldung, daß die Bank von Frankreich Namie-
papier, welches sich durch besondere Feinheit und
Zähigkeit auszeichnen soll, zum Druck ihrer Vank-
noten gewählt habe; es wurde auch von Ersatz der
Schießbaumwolle durch Ramie Erwähnung gethan.
Das mag richtig sein; aber solche Verwendung
liegt außerhalb des Gebietes, auf welchem sich die
Ramie bewähren sollte, nämlich als Ersaß für Flachs,
Hanf, Jute und Baumwolle in Gespinnsten und Ge-
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Gleichwohl ist nach An--
weben, deren Einfuhr in Frankreich jährlich Hunderie
von Millionen Fres. beträgt. Dazu wäre erforder-
lich, daß der Preis der Ramie in entrindetem und
gummilosem Zustande auf 0,80 bis 0,50 Frcs. für
das Kilogramm sänke, und das ist nur durch Maschinen-
betrieb auf dem Felde in Verbindung mit einem ein-
fachen Verfahren zur Ausscheidung des Gummis zu
erreichen.
In dem zweiten Theile der Abhandlung über
die Ramie bringt der Verfasser eine ausführliche Be-
schreibung mit Abbildungen fast aller in neuerer
Zeit gebauten Entrindungsmaschinen, darunter der-
jenigen von Favier, Landtsheer und der Frangaise.
Von den allerneuesten Erfindungen giebt der Bericht
der Gesellschaft der Landwirthe über die Preis-
bewerbung um Entrindungsmaschinen im vergangenen
Jahre eine recht klare Schilderung, welche durch die
Darstellung der Maschine von Faure in dem
Moniteur de la Namie ergänzt wird.
Der Maschinenbauer, welcher sich mit der Auf-
gabe der Entrindung der Ramie beschäftigen will,
drfte in den anliegenden Schriften mancherlei Stoff
für seine Zwecke finden.
Keine von den französischen Maschinen hat bis
jebt so allgemeine Anerkennung erlangt und sich so
bewährt, daß sie zur Einführung in Dentschland
empfohlen werden könnte.
· Ebenso wenig erscheint es nach den in den fran-
züösischen Ansiedelungen gemachten Erfahrungen rathsam,
Ramiepflanzungen anzulegen, so lange man über die
Bearbeitung der Ramie nicht vollständig im Klaren ist.
4% A. A. . A.A.A. A. E. J. S. S. S. S. A. . E. E. S. A. A. E. A. E. E. E. A. A. 4. k.
Titterarische Besprechungen.
Prof. Dr. W. Koeppen. Die Schreibung geo-
graphischer Namen. Vorschlag an den deutschen
Geographentag von 1893. 8°, 39 S. Ham-
burg 1893. Gustav W. Seitz Nachf. Besthorn
Gebrüder.
Nachdem der Versasser kurz dargelegt, welche
Versuche in den letzten Jahren in England bezw.
Amerika, Frankreich und Deutschland gemacht sind,
um einc einheitliche Schreibung der geographischen
Namen herbeizuführen, und nachdem eine Uebersicht
über die Menge der möglichen Lante zu geben ver-
sucht, bringt er selbst eine Neihe von Vorschlägen
für eine internationale (deutsch-englisch-französische)
Schreibweise der geographischen Namen. Er be-
spricht dann die im Deutschen Kolonialblatt vom
15. August v. J. veröffentlichten Bestimmungen über
die einheitliche Schreibweise der geographischen Namen
in den deutschen Schutzgebieten für den amtlichen
Gebrauch und findet, daß die meisten dieser Be-
sttimmungen mit seinen eigenen Vorschlägen überein-=
stimmen. Im Uebrigen schlägt er dem Geographen=
tage vor, eine Kommission zu ernennen, welche unter
Zugrundelegung des bereits Erreichten das fraglich