Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Gravenreuth-Denkmal. 
Nach der Veröffentlichung in Nr. 16 dieses Blattes 
vom 15. August v. J. waren für das dem gefallenen 
Hauptmann Freiherrn v. Gravenreuth in Kamerun 
zu errichtende Denkmal 7725,95 Mk. eingegangen. 
Inzwischen sind nach der am Schlusse des Blattes 
abgedruckten Zusammenstellung an weiteren Beiträgen 
noch 894,41 Mk. gesammelt worden, so daß die 
Gesammtsumme 8620,36 Mk. erreicht hat. 
Die Herstellung des Denkmals ist, wie seinerzeit 
bereits mitgetheilt, dem Herrn Professor v. Miller, 
Erzgießerei in München, übertragen worden. Ursprüng- 
lich war in Aussicht genommen, den auf einem Posta- 
ment aus Carrarischem Marmor ruhenden Löwen zu 
gießen und dann zu vergolden. Nachdem aber die 
Familie v. Gravenreuth sich bereit erklärt hat, 
einen etwa noch fehlenden Beitrag zuzuschießen, ist 
es möglich geworden auch den Löwen in Bronze aus- 
zuführen, um dem gefallenen Helden unserer Kolonial- 
bewegung ein den Einflüssen des tropischen Klimas 
unter allen Umständen Widerstand leistendes würdiges 
Denkmal zu errichten. Das Medaillon, das auf dem 
Postament angebracht wird, ist bereits in Bronze 
gegossen, der Löwe befindet sich in der Gipsform. 
Herr v. Miller gedenkt das Ganze im Mai d. J. 
vollendet zu haben. 
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Tikteraris##e Besprechungen. 
Die „Verhandlungen der Gesellschaft für Erd- 
lunde“ Band XX 1893 Nr. 1 bringen auf S. 53ä ff. 
unter „Vorträge und Aufsätze“ Mittheilungen des 
Lieutenants Herold, welcher von Mai 1890 bis 
Juli 1892 die Station Misahöhe im Togogebiete 
verwaltet hat, über die Lebensweise und Sitten der 
Buschneger im Togogebiete. Schon in den „Mit- 
theilungen von Forschungsreisenden und Gelehrten 
aus den deutschen Schutzgebieten“ erschienen auf 
S. 141 ff. des Jahrganges 1892 zwei Abhand- 
lungen des Genannten über dasselbe Thema unter 
besonderer Berücksichtigung des Fetischwesens. An 
diese Abhandlungen schließen sich die gedachten Mit- 
theilungen an. In anschaulicher Weise schildern sie 
die Eigenart des Togonegers übereinstimmend mit 
ähnlichen Berichten vieler Missionare und Reisender. 
Mit Recht wird auch hier nochmals auf die bekannte 
Thatsache hingewiesen, wie wichtig es ist, besonders 
im „Palaver“ mit dem Neger die richtige Art zu 
treffen, Nuhe und Besonnenheit zu bewahren. 
Inwieweit die Ansicht des Verfassers, daß jeder 
Widerstand des Negers lediglich auf verkehrte Be- 
handlung seitens des Weißen zurückzuführen, sowie, 
daß für die Behandlung des Negers der Altere 
Offizier vor jedem anderen Beamten den Vorzug 
verdiene, angesichts mannigfacher vorliegender Erfah- 
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rungen, besonders auch seitens der Engländer, be- 
rechtigt ist, kann dahingestellt bleiben. 
Im Ganzen ist das Mitgetheilte im Zusammen= 
hange mit den bereits erwähnten Abhandlungen wohl 
geeignet, das Interesse für die Bevölkerung des Togo- 
gebietes zu erhöhen. " - 
„Das Negerenglisch an der Westküste von 
Afrika“ von Dr. P. Grade. Plahnsche Buch- 
handlung (Henri Sauvage), Berlin, Französische 
Straße 33. 
Herr Grade, welcher längere Zeit im Togogebiet 
thätig gewesen ist, hat sich der Mühe unterzogen, 
das an der Westküste Afrikas von Sierra Leone im 
Norden bis zu den portugiesischen Kolonien Angola 
und Benguela im Süden sowohl von den Negern, 
wie von den Europäern gesprochene Idiom des 
„Negerenglisch“, auch Beach (Küsten) Englisch ge- 
nannt, in einer wissenschaftlichen Untersuchung 
zu erforschen, und im Anschluß daran eine klare An- 
leitung, welche durch Beispiele erläutert wird, zur 
Erlernung dieses eigenthümlichen Volapük gegeben. 
Trotzdem nämlich die meisten Worte des „Neger- 
englisch“ aus der modernen englischen Sprache ent- 
nommen sind, dürfte es doch dem englisch sprechenden 
Europäer, ja d#em geborenen Engländer selbst schwer 
fallen, sich in dieser aus dem Schriftenglisch, dem 
amerikanischen Negerenglisch und mehreren Neger- 
sprachen konstruirken Idiom zu verständigen. Seine 
im schönsten Englisch ertheilten Anordnungen würden 
nur ein „me no sabe“ („ich weiß nicht, ich ver- 
siehe nicht“) als Antwort haben. 
Wenn nun auch diese Sprache nach kurzem Auf- 
enthalte an der Küste sich praktisch erlernen läßt, so 
ist es doch angenehmer und verbürgt dem Ankömm- 
ling gleich von vornherein eine bessere Stellung den 
Negern gegenüber, wenn er sogleich sich mit ihnen 
verständigen kann. Bei den afrikanischen Völkern 
wirkt Kenntniß von Sitten und Sprache ihres 
Stammes bei Weitem mehr als bei anderen Völkern. 
Derjenige Europäer, der sich sofort mit ihnen ver- 
ständigen kann, genießt sogleich mehr Ansehen, wäh- 
rend umgekehrt eine gänzliche Unkenntniß der Sprache 
leicht zu Unzuträglichkeiten führen kann. 
Wir können das Werk nur aufs Angelegentlichste 
empfehlen und das um so mehr, als der Verfasser 
in selbstloser Weise den Ertrag der Schrift zum 
Besten einer wohlthätigen Einrichtung — des in 
Togo zu erbauenden Krankenhauses — bestimmt hat. 
Nouten-Aufnahme-Buch. Berlin 1893. Geo- 
graphische Verlagshandlung D. Reimer (Hoefer 
& Vohsen). 
Demselben sind vorgedruckt eine von Freiherrn 
Dr. v. Danckelman verfaßte Anweisung zu Routen- 
aufnahmen, die Bestimmungen über die Schreib= und 
Sprechweise der geographischen Namen in den Schutz-
	        
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