Sike-Leute, sie würden demselben Hongo zahlen u. s. w.,
und suchten, mit ihrem Anhange in der Stadt herum-
lärmend, die ganze Bevölkerung aufzuwiegeln. Um
diese Zeit wurde Baumann im nahen Tombali
verwundet. Sike erklärte der Nyasso den Krieg,
konfiszirte eine Sewa Hadji= und eine Belutschen-
Karawane und sperrte alle Routen. Die Station
warb ihrerseits weitere Soldaten an. Dies war die
Simation, als ich am 14. Dezember hier ankam.
Wie Sike den Frieden aufgefaßt, bewies er, als er
mich an diesem Tage trotz meiner vorausgeschickten
Friedensbotschaft in Sicht seines Quikurn überraschen-
derweise angreifen und fast überrennen ließ.")
Der Bevölkerung gegenüber wahrte ich volle Neu-
tralitat. Die Araber lud ich zu einer feierlichen
Barasa ein, bei welcher sie einerseils durch über-
trieben an den Tag gelegten Respekt, andererseits
durch hämische Gebärden einen recht fatalen Eindruck
auf mich machten. Ich erklärte ihnen im Auftrage
Euer Excellenz, nur in friedlicher Absicht gekommen
zu sein, lediglich um über die Verhältnisse zu be-
richten. Da aber, bevor man gewußt, wer ankämec,
seitens der Station verlautet war, „bald käme einer,
der das Kriegshandwerk gründlich verstände“, glaubte
Sike absolut nicht an meine friedlichen Absichten.
Eine Karawane nach der anderen wurde angegriffen,
der Verkehr vollständig gesperrt; die Araber Kwiharas
weigerten sich, zur Barasa zu kommen u. s. w. Die
Lage wurde unerträglich. Ich hatte in Tabora vor-
gesunden:
Soldaten der Schutztruppe:
Reguläre: 22 Sndanesen,
grundlos als Reguläre betrachtet: 18 Waganda und
Wanyamwesi (durch Kompagnieführer Langheld
zur Küste gebracht).
Durch die Station angeworben:
46 Wanyamwesi, Wasukuma und Waganda (in der
Zeit vom Mai bis November),
29 Manyema (soeben eingestellt).
Die Qualität des Materials war also höchst
fragwürdig.
Ich hatte mitgebracht:
12 Sudanesen und 12 Snahelis.
Sike hatte indessen die Befestigung seines Quikurn
vollendet und die Besatung desselben sast vervierfacht:
eiwa 700 Mann, meist mit Gewehren bewassfnet,
darunter 20 Hinterlader. Diese Zahl konnte er
innerhalb einer Stunde um weitere 700 aus Sneiu,
Kasui und Kipalapala erhöhen. Die Gesammtein=
wohnerzahl des Quiluru schätzen die Araber auf
3000 Seelen.
Ich mußte daher Dr. Schwesingers Ansicht,
daß mit diesen Mitteln nur eine weitere Niederlage
rislirt werde, beipflichten und beschloß, Hülfe aus
Es war eben zum Abkochen Halt gemacht und die
—ime latten sich zum Holzholen zerstreut, als 60—0
feindliche Krieger #ranstaruuten, Ne Prince schoß sofort mit
dem Unieroffizier Weinberger auf sie ein und vertrieb
sie mit Hulfe der inzwischen herbeigekommenen Soldaten.
200
Unyangwirg herbeizuholen. Zu dem Zwecke schickte
ich Dr. Schwesinger mit einer Abtheilung nach
Usongo, um auf Umwegen von dort Träger nach
genannter Station zu führen.
Unterdessen verlegte ich alle Kräfte darauf, die
Mannschaften auszubilden — die bis dahin eigentlich
noch gar nicht exerzirt hatten — und das zum
Angriff nothwendige Material — Sandsäcke, Hacken,
Leitern u. s. w. — vorzubereiten. Die hartbedräng-
ten Leute der Nyasso unterstützte ich im Geheimen
durch 150 für Sike bestimmle, aber beschlagnahmte
Gewehre und Munition.
Sike hatte schon vier Karawanen festgelegt, eine
zum großen Theile geraubt, zweimal die Postboten
abgeschlachtet und soeben 250 Mann nach Ikungn
geschickt, um jene Route ganz zu sperren. Der
Araber Kapeni zog sämmtliche Perlen — das hiesige
Kleingeld — ein, so daß die Soldaten nichts mehr
kaufen konnten; die Lebensmittelfrage war eine sehr
schwierige, obgleich ich bei den weiter abliegenden Sul-
tanaten einkaufen ließ; denn die Station hatte gar
keinen Vorrath angelegt. Eine dieser Lebensmittel-
karawanen wurde ebensalls von Sike aufgehoben.
Am 9. Jannar traf Dr. Schwesinger mit der
Meldung in Tabora ein, sämmtliche in Usongo an-
geworbenen Träger seien davongelaufen, angestiftet
durch sechs seiner Waganda-Askaris, darunter der
Ombascha Pangu.
Diese waren ebenfalls desertirt und zwar unter
Mitnahme ihrer Gewehre, Patronen u. s. w.
Kurz vor diesem Datum waren weitere zwei
Waganda von der Station desertirt. Die verblei-
benden 20 Waganda hatten, so meldete mir bald
darauf der Polizeihauptmann Mihran Effendi, heim-
liche Zusammenkünfte, welche auf ihre Absicht, eben-
falls zu desertiren, hinwiesen. Da dies unsere Lage
bedeutend verschlimmern würde, entschloß ich mich
zum sofortigen Angriff auf das Quikuru kwa Isike,
zumal sämmtliche Vorbereitungen schon fertig waren.
Außerdem war ich mir mittlerweile klar geworden,
daß unsere bisherigen Mißerfolge nicht zum kleinsten
Theile dem Umstande zuzuschreiben waren, daß keine
einheitliche Leitung vorhanden und der Sturm nicht
auf einen Punkt konzentrirt gewesen war. Die ein-
gezogenen Erkundigungen hatten mich im Allgemeinen
über die Beschaffenheit des Quikurn — siche Plan — und
eine am 27. Dezember von mir vorgenommene Rekog-
noszirung über die Terrainverhällnissedaselbst. orientirt.
Ich hatte zur Verfügung:
Dr. Schwesinger,
Feldwebel Fricke,
Unteroffizier Weinberger,
Lazarethgehülse Jurock,
Polizeihauptmann Mihran Effendi,
34 Sudanesen,
20 Waganda und Wanyamwesi
12 Sunaheli-Askari
28 Wanyamwesi und Wasukuma
31 Manyema
Schußtruppe,
im November ein-
gestellte Rekruten,