ein. Kapitän Prager berichtete mir Folgendes:
Er war mit dem Geschülz und 15 Sudanesen, ferner
mit den freiwillig theilnehmenden Handwerkern,
Kesselschmied Knuth und Zimmermann Ottlich,
Mr. Johnston auf einem Boote zu Hülfe geeilt,
unterwegs wären sie scharf beschossen worden, wobei
ein Sudanese durch die rechte Handfläche und den
rechten Oberschenkel geschossen wäre. Unter dem
Schutze der Mannschaft und des Geschützes hätte
Mr. Johnston sich verschanzt und erwarte weitere
Hülfe, bevor er die Aktion gegen die Eingeborenen
und eingewanderten Sklavenhändler wieder beginnen
wolle.
Ich beschloß, Johnston zu unterstützen, und zwar
aus folgenden Gründen: Solange die Ruhestörun-
gen andauerten, konnte ich keine Last nach Mpimbi
schaffen, da es erstens riskant war, Lasten auf dem
Wege zu haben, und auch die Träger sich weigerten,
solche zu nehmen, zweitens war ich fest überzeugt,
daß der ganze Aufstand von den bei Leondas Dorf
wohnenden arabischen Sklavenhäudlern ausging und
daß ich dadurch nur den Zweck der Antisklaverei-
Lotterie erfülle, als letzter Grund, und nicht weniger
wichtig erscheint er mir, war die Hülfeleistung an
England, in dessen Gebiet wir uns besanden. Am
19. d. M. marschirte ich über Land zusammen mit
der englischen Marine nach dem Orte, wo Mr.
Johnston sich verschanzt hatte. Nach dem Opera-
tionsplane wurde bestimmt, daß Mr. Johnston mit
der Marine und weiteren 200 Bewaffneten (im
Ganzen 37 Europäer) am rechten Ufer marschiren
sollte, während ich mit 25 unserer Leute, dem Ge-
schütz und 30 Bewaffneten am linken Ufer operiren
sollte. Mit mir waren von unserer Expedition Herr
Dr. Roewer, Proviantmeister v. Liebermann
(Geschütz), Kesselschmied Kunnth und dann noch zwei
Engländer, welchen ich das Kommando über die
irregulären Mannschaften übergeben hatte. Die
Landschaft ist mit hohem Gras oder noch höherem
Mais oder Niggerkorn bestanden. Nach 2½ stündi-
gem Marsch, bei welchem wir nur aus großer Ent-
fernung beschossen wurden, erreichten wir Leondas
Niederlassungen, d. h. die Landschaft, welche von
den Sklavenhändlern bewohnt wird. Wir geriethen
bald in lebhaftes Feuer, konnten aber keinen Feind
sehen und mußten daher nur in die Gegend feuern,
von der wir beschossen wurden. Die Sitluation
wurde noch durch unsere Irregulären verschlimmert,
welche auf meine Soldaten drängten. Unter stets
lebhaftem Feuer von hinten und der rechten Flanke
ließ ich einen breiten Weg bis zum Flusse durch
den Mais schlagen, machte dann Front und ging
Schritt| vor Schritt gegen die Niederlassung vor,
allen Mais vor uns niederschlagend. Nach einigen
Salven drangen wir in die Niederlassung ein und
brannten sie nieder. Die Gegner hatten sich zurück-
hezogen. Bei der Aktion wurde einer meiner Ir-
regulären getödtet, drei andere verwundet. Das Ge-
schütz hat uns große Dienste gethan, ich bin fest
230
überzeugt, daß, wenn die Leute nicht durch die Kar-
tätschen zurückgeschreckt wären, ich eine viel schwierigere
Arbeit gehabt hätte. Unsere Soldaten haben sich
sehr brav gehalten, obgleich die meisten von ihnen
zum ersten Mal im Feuer waren.
Johnston traf erst drei Stunden nach mir ein,
ohne einen Schuß abgefeuert zu haben, und dies
wahrscheinlich deshalb, weil ich einige Granaten in
das am gegenüberliegenden User liegende Dorf hatte
werfen lassen, nachdem ich auch von dort beschossen
wurde.
Am nächsten Tage, 21. Februar, ging ich mit
meinen Sudanesen durch die ganze Landschaft, alle
Häuser der Sklavenhändler niederbrennend, ohne
weiteren Widerstand als einige von größerer Distanz
abgefeuerte Schiüsse.
An demselben Tage traf in Leonda Lieutenant
v. Vronsart mit 5 Soldaten und 272 Watonga-
Trägern ein, er war von Fort Johnston am rechten
Ufer marschirt, vor Leonda bedroht worden, hatte
einige Leute niedergeschossen und einen gefangen.
Noch an demselben Tage sandte ich Herrn v. Bron-
sart mit seinen Leuten, jebt am linken Ufser unter
Mitgabe weiterer Mannschaft, herunter nach Mpimbi
und hat Herr v. Bronsart den Rest der Nieder-
lassungen zerstört.
Wie viele der Aufständischen gefallen, kann man
nicht wissen, verwundet sind aber viele, was Blut-
spnren in Häusern und im Grase bezeugen.
Daß die Sklavenhändler den ganzen Aufstand
angezettelt, unterliegt gar keinem Zweifel — ob sie
die Noute der Dampfer verhindern oder verzögern
wollten oder nur Krieg wollten, um unter diesem
Vorwande Menschen zu rauben, ist offene Frage.
Ich kenne persönlich den angesehensten dieser
Araber, er war in meinem Lager zu Mpimbi; ich
weiß, daß er und seine Leute mit Chassepot-Gewehren
bewassnet sind, ich habe Patronenhülsen zu diesen
Gewehren auf dem Wege gefunden und habe deut-
lich das Pfeisen der Hinterladergeschosse gehört, ich
glaube kaum, daß die eingeborene Bevölkerung sich
am Kampfe betheiligt hat, jedenfalls ist dies in sehr
geringem Maßstabe geschehen. Die Sklavenhändler
hatten in Leonda eine förmliche Kolonie gebildet, sich
arabische Häuser gebaut und bestellten mit ihren
Sklaven recht ansehnliche Flächen Landes. Ihre
ganze Ernte ist vernichtet, ihre Hänser und Ge-
räthschaften verbrannt, und ist sicher zu hoffen, daß
sie das Weite suchen werden, da erstens die in Mit-
leidenschaft gezogenen Eingeborenen an ihnen Nache
nehmen würden, und zweitens die Administration be-
schlossen hat, an dem Platze ein festes Fort zu er-
richten. Ich ging am 22. zurück nach Mpimbi, da
Mr. Johnston von einer weiteren Aktion absehen
wollte.
Herr Dr. Rvewer, welcher soeben mit dem Rest
der Soldaten im Bovote zurückgekommcn, hat das Boot
der Lakes Co. leck geschlagen im Schilfe gefunden,
nothdürftig ausgebessert und nach Mpimoi gebracht.