Sachen vorgekommen, wie sie überhaupt möglichst
bemüht waren, allen meinen Wünschen und Befehlen
gerecht zu werden.
Auf halbem Wege nach der Küste begegnele ich
einem noch vollkommen wilden Negerstamme, von den
Campoleuten Lekujas genannt. Dieselben führen ein
Nomadenleben, leben nur von der Jagd, kennen aber
nicht den Gebrauch der Gewehre und ihre Wasse ist
sast ausschließlich der Wurfspeer; sie besitzen keine
Dörfer, dort, wo sie bei Anbruch des Abends weilen,
bauen sie sich dürstige Hütten aus Reisig und
Blättern und ziehen am nächsten Morgen weiter.
Bericht des Regierungsar-tes in Ramerun.
Der Kaiserliche Regierungsarzt in Kamerun
Dr. Plehn, welcher am 13. März im Schutgebiete
eingetroffen ist, berichtet über seine Thätigkeit während
des gedachten Monats Folgendes:
Der Gesundheitszustand war sowohl unter dem
Negierungspersonal als unter Missionaren und Fak-
toristen ein günstiger. Fieberanfälle kamen vereinzelt
vor, zeigten aber keinen bösartigen Charakter und
wichen leicht einer zweckentsprechenden Behandlung.
Gleichfalls selten war Dysenterie, welche unter den
Weißen nur in einem ebenfalls verhältnißmäßig leicht
verlaufenden Falle zur Beobachtung kam. Unter den
Schwarzen waren Darmkatarrhe häufig, vereinzelt
kam Lungen= und Brustfellentzündung vor, bei sehr
vielen Fällen tiefgreisender Ulcerationen an Unter-
schenkeln und Füßen ließ sich Syphilis als ätio-
logisches Moment nachweisen. Die Gesammtzahl der
vom 13. bis 31. März behandelten Weißen beträgt
16, die der Schwarzen 350.
Das Krankenhaus ist während der bezeichneten,
verhältnißmäßig gesunden Zeit wenig in Anspruch
genommen worden. Es sind zwei Faktoristen in
demselben während 13 Tage verpflegt worden, von
welchen der eine an Fieber, der andere an Dysenterie
litt. Letzterer befindet sich noch in Behandlung.
Die regelmäßigen meteorologischen Beobachtungen
wurden sehr bald nach meiner Ankunft begonnen.
Die bakteriologischen Arbeiten haben bisher erst
in sehr geringem Umfange aufgenommen werden
können, da es sehr schwer hielt, einen geeigneten
Raum für dieselben zu finden. Die Näumlichkeiten
im Krankenhause erwiesen sich sämmtlich als unent-
behrlich für den Krankendienst bezw. unbrauchbar für
Laboratoriumszwecke. Ich habe deshalb eins der
Zimmer der Doktorwohnung für diesen Zweck zur
Verfügung gestellt. Die Zimmerarbeiten für die
innere Einrichtung sind im Gange, so daß die Arbeil,
nach dem Eintreffen des nächsten von Hamburg
kommenden Dampfers, mit welchem ich außer einer
Anzahl meteorologischer Instrumente die Hauptmasse
des Laboratorium-Inventars erwarte, wird begounen
werden können. Vorläufig will ich nur erwähnen,
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daß es mir in sechs, das heißt allen zur Unter-
suchung gelangten Fällen von Kamerunfiebern ge-
lungen ist, kleinste amöboide Organismen als Erreger
derselben in dem Blute der Patienten nachzuweisen,
welche indeß von den in Deutschland und Indien
beobachteten Formen in morphologischer Hinsicht nicht
unbeträchtlich verschieden zu sein scheinen. Weitere
Mittheilungen über diesen Befund behalte ich mir
bis nach dem erfolgten genauen Studium der er-
wähnten Mikroorganismen vor. «
Aus dem Wirkungskreise der Missionen in den deutschen
Schutzgebieten.
Am 18. April 1893 fand in Cöln eine Ver-
sammlung des Central-Vorstandes des Afrika-Vereins
deutscher Katholiken unter dem Vorsitz des Kardinal-
Erzbischofs von Cöln statt, bei welcher das Mitglied
des Kolonialraths, Herr Ehrendomherr Dr. Hespers,
einen Bericht über die Fortschritte der katholischen
Missionen in den deutschen Schutgebielen erstattete,
dem wir den folgenden kurzen Auszug entnehmen:
A. In Deutsch-Ostafrika.
I. Apostolisches Vikariat Nord-Sansibar.
Die Missionsstationen Bagamoyo, Mandera,
Mhonda, La Longa, Mrogoro, Tununguo, endlich
Kilema am Kilimandjaro erfreulen sich eines
ungestörten Friedens, welcher die Arbeiten der
Missionare erheblich förderte. P. Mevel zog
mit vierzehn jungen Negerpaaren, welche in Baga-
moyo erzogen waren, aus, um am Kilimandjaro bei
dem Stamme der Wataweta die achte Missionsstation
zu gründen. Obgleich auch die anderen Stationen
im Innern wiederholt aus der Centralstation in
Bagamoyo verstärkt wurden, zählt die dortige große
Erziehungsanstalt noch 166 Knaben und 168 Mädchen,
welche in Garten= und Hausarbeit, in nühlichen
Handwerken, sowie in den Unterrichtsfächern unter-
wiesen werden. Außerdem gehören zur Mission von
Bagamoyo. 107 christliche Haushaltungen der Ein-
geborenen, welche in drei kleinen Dörfern angesiedelt
sind. In dem Krankenhaus, welches neben der
Mission liegt, wurden zahlreiche Eingeborene,
namentlich solche, die krank und verlassen aus dem
Innern kamen, gepflegt. In dem abseits gelegenen
Hause für Aussähige fanden zwanzig dieser Unglück-
lichen freundliche Aufnahme und sorgsame Pflege.
In der Stadt Bagamoyo selbst wurde in einem von
dem reichen Inder Sewa Hadji zur Verfügung ge-
siellten Hause eine Schule und eine Apotheke eröffnet.
Die Schule, welche bereils von 60 indischen Knaben
besucht wird, steht unter Leitung des bekannten Bru-
ders Oslar, eines geborenen Düsseldorfers. Auch
die anderen Missionsgemeinden im Innern des Landes
entwickeln sich in erfreulicher Weise.