Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

zurückgeschlagen; der letzte Einfall der Wahehe*) soll 
vor vier Monaten stattgesunden haben. Von Merere 
erfuhr ich ferner, daß die Wahehe vor mehreren 
Jahren die Wabena unterjocht und sich dienstbar 
gemacht haben, daß dagegen die Makwankwara Erb- 
feinde der Wahehe und Wabena und mit Merere 
befreundet und verschwägert seien. 
Troh der oben berichteten Nackenschläge ist 
Merere immer noch ein mächtiger Herrscher, der bis 
ön 20.000 Krieger zu stellen vermag. 
Nachdem ich unsere Freundschaft durch übliche 
Ceremonien besiegelt hatte, brach ich mit einer Gesandt- 
schaft, welche Euer Hochwohlgeboren Mereres Sa- 
laams und Geschenke zu überbringen hatten, am 
17. d. Mis. auf. Auch die Sendboten an die Ma- 
kwankwaras nahm ich mik, um dieselben zunächst 
Euer Hochwohlgeboren vorzuführen. 
Unseren alten Weg östlich lassend, zog ich in 
großen Märschen in südlicher Richtung durch das 
Porotogebirge, das zwar nicht so wild wie das 
Livingslone-Vorgebirge, jedoch nicht minder reich an 
malerischen, romantischen Gebirgspartien, nach der 
Herrnhuter Brudermission am Fuße des Rungwe, 
wo wir am 19. d. Mts. eintrafen und bei dem 
Vorsteher derselben Herrn Bruder Meier gastliche 
Aufnahme sanden. Das neue fast fertiggestellte 
Missionsgebäude, zu dessen Häuptern der gewaltige 
Stock des 9000 Fuß hohen Rungwe, der gleich 
einem Riesen unvermittelt aus dem Erdboden auf- 
steigend nach dem Aether emporstrebt, ist ein statt- 
licher Bau, idyllisch gelegen, mit entzückender Aussicht 
auf die saftigen Matten und Wiesen des allmählich 
zum See abfallenden Kondelandes, sowie das Poroto-, 
Malila= und Rundallgebirge. Der Rungwe ebenso 
wie der weiter südlich gelegene Kejo sind aus- 
gestorbene Krater, wovon außer der unverkennbaren 
Formation ein ekwa 10 km bereits von uns 
passirtes Lavafeld zeugt; auch hörte ich auf der 
Mission am Kejo, daß unter der Humusschicht sich 
eine mehrere Meter tiefe Aschschicht befindet. In 
der Nähe der Kejostation sind heiße Quellen. 
Von den Herrnhntern ging ich weiter zu den 
Stationen der Verliner Mission am Kejo und 
Wangemannshöh, bedauernd, daß ich die liebens- 
würdige Gastfreundschaft der Herren nur so kurz 
in Anspruch nehmen durste. Es ist auf allen 
Stationen mit viel Fleiß und Verständniß gearbeitet, 
und scheint die Bevölkerung, was schließlich die 
Hauptsache ist, zu den Missionaren Vertrauen und 
Zuneigung gefaßt zu haben. 
Ueber das Kondeland mehr zu berichten, bin ich 
infolge meines schnellen Durchzugs nicht im Stande, 
  
  
*) Für den Fall, daß in der Heimalh über das 
traurige Schicksal unserer in der Uhehe-Katastrophe zum 
Opfer gefallenen Kameraden noch Zweifel bestehen, sei hier 
erwähnt, daß ich bei Merere Leute aus Niam Niam ge- 
troffen habe, die angeblich beim Gefecht zugegen gewesen 
sein wollen. Dieselben sagen einstimmig aus, daß kei 
Weißer lebend in die Hände der Wahehe gefallen sei. 
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auch sind Euer Hochwohlgeboren die dortigen Ver- 
hältnisse wohl besser bekannt als mir. Nur eins 
möchte ich erwähnen, daß glücklicherweise die Rinder- 
pest das Gebirge wie Konde-Hochland verschont hat 
und dort der gleiche enorme Viehreichthum herrscht 
wie früher. 
Am 23. d. Mts. kehrte ich nach Langenburg 
zurück. Besonders Lob habe ich Zugführer Krause 
zu spenden, der mir durch seinen Eifer wie praktischen 
Sinn meine Ausgabe sehr erleichterte. 
Verluste während der Expedition: 2 
gestorben an Ueberanstrengung. 
(gez.) Dr. Bumiller, 
Chef des Expeditionskorps. 
Träger 
Der Sklavenhandel in Kyasaland. 
In dem kürzlich veröffentlichten englischen Blau- 
buch, Afrika Nr. 5. betressend die Unterdrückung des 
Sklavenhandels in Britisch Central-Afrika, sind in- 
teressante Berichte des englischen Kommissars des 
Nyaßalandes — oder wie es jeßbt amtlich genannt 
wird, des „Protekkorates von Central-Afrika“ — ab- 
gedruckt, welche ein anschauliches Bild von dem 
Sklavenhandel und Menschenraub in jenen Gegenden 
gaben und der Hülfe, welche den Engländern in dem 
mit den Skavenhändlern aufgenommenen Kampfe von 
den Deutschen der Wissmannschen Seenexpedition 
geleistet ist, mit großer Anerkennung erwähnen. 
Wie in den übrigen Theilen Afrikas hat sich auch 
hier herausgestellt, daß Araber oder mohammedanische, 
mit arabischem Blute gemischte Häuptlinge die Urheber 
der Sklavenjagden sind. Vor Allem die Häuptlinge 
aus dem Yao-Stamme haben dies Handwerk eifrig 
betrieben. Der mächtigste unter ihnen, Matapriri, 
welcher die große Route vom Nyasa-See nach Quili- 
mane beherrscht, hat sich zwar immer den Anschein 
gegeben, als lege er auf ein gutes Einvernehmen mit 
den Engländern großen Werth, thatsächlich ist er 
aber nicht nur seinen Unterhäuptlingen bei Ansübung 
ihres Räubergewerbes nicht entgegengetreten, sondern 
hat sie vielmehr dazu ermuntert. 
Nachdem schon im Mai und Juni v. Is. Kara- 
wanen der Alrican Lakes-Cowpan) zwischen 
Blantyre und Quilimane überfallen waren, wurden 
im Oktober zwei Eingeborene, welche für das 
Kommissariat gearbeitet hatten und mit ihrem Solde 
in die Heimath zurückkehren wollten, abgefangen. 
In der Folgezeit häuften sich die Klagen, namentlich 
am oberen Shirc über das Ueberhandnehmen des 
Räuber= und Sklavenhandelunwesens. So wurde 
im Dezember v. Is. eine unbewaffnete Karawane 
zwischen der Station Mpimpi und Zomba einer 
Anzahl Lasten beraubt, im Januar der Sohn eines 
Farmers der Missionare weggeschleppt und verkauft. 
Ausgeführt wurden diese Unthaten von Leuten der 
Häuptlinge Kutsapa und Liwonde, die Beide dem
	        
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