Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Stamme der Yao angehören. Um dieselbe Zeit 
wurde gemeldet, daß zwei große Sklavenkarawanen 
nach Angoniland, im Westen des oberen Shiré, 
zögen. Dazu kam noch der Ueberfall eines Bootes 
der African Lakes-Company; die Aufhebung eines 
Jagdzuges des Engländers Koe, der nur mit ge- 
nauer Noth durch Schwimmen das nackte Leben 
rettete; ein nächtlicher Angriff auf die Station 
Mpimbi, der glücklich abgeschlagen wurde, und die 
Beschießung des Dampfers „Domira“ der Alrican, 
Lakes-Company. 
Der Kommissar Johnston beschloß daher, um- 
somehr als für den größten Theil der Ränbereien 
nur zögernd oder gar keine Genugthuung gegeben 
war, der Kampf gegen die Sklavenhändler mit aller 
Energie aufzunehmen. 
Die Einzelheiten dieses harknäckigen Kampfes, 
insbesondere auch das im entscheidenden Momente 
erfolgte Eingreifen der englischen Kriegsschiffe und 
der Mannschaften der Wissmannschen Seeenexpedi- 
tion sind aus den Berichten des Freiherrn v. Elb 
an das Antisklavereikomitee — abgedruckt #in 
Nr. 9 unseres Blattes vom 1. Mai d. Is. — be- 
kannt. 
Die endliche Niederwerfung der Sklavenhändler, 
die Vernichtung ihrer Ansiedelungen und die Errich- 
tung stark befestigter und besebter Stationen im 
Liwonde= und Abubekr-Gebiete läßt hoffen, daß die 
englischen Behörden in Zulunft in der Lage sein 
werden, dem Unwesen des Sklavenraubes und Sklaven- 
handels im Nyaßalande mit Erfolg zu steuern. 
Eine botanische Expedition des Perrn KRarl Dolst in 
Usambara. 
Von A. Engler. 
Herr Karl Holst, der in den Jahren 1891 
und 1892 während eines Aufenthaltes in der 
Missionsstation Hohenfriedeberg bei Mialo durch 
eifriges Pflanzensammeln den Grund zur wissen- 
schaftlichen Kenntniß der bis dahin noch gänzlich un- 
bekannten Flora von Usambara gelegt hat, hat Miite 
Februar d. J. eine botanische Streiftour durch die 
Gebirge von Usambara unternommen, welche abermals 
sehr werthvolle botanische Ausbeute ergeben hat, die num 
am Königlichen botanischen Museum bearbeitet wird. 
Der Marsch ging über Kibafuta durch das ungemein 
fruchtbare Kullurland von Gorabelo und durch 
Buschsteppen mit zahlreichen Termitenhügeln über 
Makonden nach Bombunera am Sigi. Holst schreibt 
über dieses Gebiet: 
„Das fruchtbarste Terrain, das bis jetzt durch- 
zogen wurde, ist unzweifelhaft Gorabelo, dessen 
Grund und Boden überaus locker, mithin sehr frucht- 
bar und bebauungsfähig ist; ich schreibe dieses un- 
zweifelhaft den Termiten zu und komme zu dem 
Resultat, daß von Amboni aus sich ein großer, 
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breiter Streisen sehr fruchtbaren Landes über 
Kibafuta, Gombelo, Mocha nach Buiti, also 
nach dem Gebirge zu erstreckt, der, je mehr man sich 
diesem nähert, um so fruchtbarer wird und seine 
größte Fruchtbarkeit bei Buiti und Dalnai erreicht, 
Gebieten, welche durch kleine vom Gebirge herunter- 
kommende Bäche noch wohlthätiger beeinflußt werden. 
Im Süden dieses Striches sehlt Feuchtigkeit. Je 
mehr man sich jedoch dem Sigibach nähert, wo 
der Boden welliger wird und Vertiefungen aufweist, 
in denen auch während der heißen Zeit Wasser aus- 
hält, da finden wir wieder menschliche Niederlassungen. 
Eine solche ist das von Wadigos bewohnte Makondeni, 
mit sehr fruchtbarem Boden, auf dem auch Kokos- 
palmen wachsen. An den Ufern des Sigi ist ziemlich 
dichter Uferwald entwickelt.“ 
Von Bombuera begab sich der Reisende nach 
Misome, dessen Umgebung er als überaus pflanzen- 
reich schilderte. „Ueberall bebautes Land oder grüner 
Busch, wo der Eingeborenen Hacke noch nicht ge- 
arbeitet hatte.“ Mais, Kokos und Bananen werden 
reichlich gebaut, Letztere nehmen, je weiter man in 
die feuchteren Thalsenkungen der Gebirge gelangt, 
an Größe und Fruchtbarkeit zu. 
Leider hat der Reisende nicht das Mliagagebirge 
bestiegen, sondern zog am Ostabhang desselben ent- 
lang nach Magila. Den schwarzen Boden am Ost- 
abhang des Gebirges fand Holst reichlich mit Mais 
bebant, während auf dem nicht bebauten Terrain 
lichte Gebüsche mit Grasfluren abwechselten. Bei 
dem Ausstieg von Magila über Lugambo nach 
Nderema traf Holst in den Urwäldern mehrfach 
Bambusbeslände in der Nähe kleinerer oder größerer 
Gewässer; die Stämme waren oft von Armeddicke. 
Bis jetzt waren wir über die afrikanischen Bambus 
noch nicht unterrichtet und wir sind begierig zu 
erfahren, wie sich dieselben zu den ostindischen ver- 
halten, wie überhaupt die Waldflora von Usambara 
von Interesse ist für die Frage, ob sich in Deutsch- 
ostafrika noch Anklänge an die indische Flora finden, 
wie sie in Abyssinien und auf Madagaskar reichlich 
vorhanden sind. Das Gebiet von Nderema bezeichnet 
Holst als das fruchtbarste, welches er bis dahin 
in Usambara gesehen, und die dort eingerichteten 
Plantagen von Kassee und Thee als musterhaft ge- 
halten. 
Bei seinem vorübergehenden Aufenthalt in Nderema 
konnte Herr Holst leider von den dort zahlreich 
vorhandenen großen Waldbäumen nicht Blüthen und 
Früchte sammeln; es ist sehr zu wünschen, daß die 
dort ansässigen Europäer, welche alle Phasen der 
Entwickelung verfolgen können, von den um Nderema 
vorkommenden Bäumen reichlich Zweige mit Blättern, 
Blüthen und Früchten einsammeln und dem botanischen 
Museum in Berlin einsenden, damit wir bald einen 
vollständigen Ueberblick über die Pflanzenwelt dieses 
Landes bekommen, zumal sicher nicht wenige Ge- 
wächse auch einst cinen guten Ertrag geben werden. 
Im Walde zwischen Nderema und Naguelo #l
	        
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