Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

22. März wolkenbruchartiger Regen. Die 
t ist sehr gut eingerichtet, vorzügliches 
klares Wasser ist direkt durch die Station geleitet, 
sie ist von allen Seiten von hohen Gebirgen um- 
geben. In den Thälern sind ausgedehnte Mais= 
und Mtamaschamben. Auf den Bergabhängen soll 
sehr viel Tabak gebaut werden, der hauptsächlich nach 
Sadani und Bagamoyo gebracht wird. Ebenso ist 
die Viehzucht ziemlich bedeutend, das Großvieh ist 
allerdings durch die letzte Rinderpest sehr zu- 
sammengeschmolzen, dafür aber Kleinvieh sehr zahl- 
reich, 1 Ziege oder 1 Schaf werden zum Preise von 
2, höchstens 3 Rupien verkauft. 
Am 23. März wird durch den Bezirlshauptmann 
Leue großes Schauri abgehalten. Die vorgebrachten 
Klagen betreffen hauptsächlich kleinere Streitigkeiten 
zwischen einzelnen Dorsschaften und dann wieder 
Klagen wegen Zauberei. Es besteht nämlich in 
Nguru und im nördlichen Usegna noch die Unsitte, 
alte Frauen, falls dieselben erwerbsunfähig geworden 
sind, der Zauberei anzuklagen und sice dann auf grau- 
same Weise zu Tode zu martern. Daraus entstehen 
dann noch viele Privatstreitigkeiten. Die fran- 
zösischen Missionare arbeiten mit aller Kraft gegen 
diesen Unfug, es geschieht aber trotzdem, wenn auch 
nicht mehr so öffentlich wie früher, fortwährend 
weiter. Mir wurden von dem Herru Bezirkshaupt- 
mann Leue einzelne Klagesachen zur Erledigung 
übergeben, da dieselben im nördlichen Ngurn zu er- 
ledigen waren. 
Am 24. März 11 Uhr vormittags Abmarsch in 
nordöstlicher Richtung und Uebergang über zwei Arme 
ges Walli. Der Fluß war noch sehr reißend, und 
da der Uebergang durch das Hinüberschaffen der 
Esel sehr erschwert wurde, dauerte derselbe 3 Stunden. 
Abmarsch auf jenseitigem User um 2 Uhr. In der 
nächsten Stunde wurden folgende Ortschaften passirt: 
Habago, Hadjanja, Gugo, Mschoni und 3¾ Uhr 
nachmittags das Dorsf Msafia erreicht. Dieser Weg 
führt in dem Flußthal des Msafia (Nebenflusses des 
Mijonga) entlang durch sumpfige Niederung mit 
hohem Baumwuchs. In Msafia, rechts hoch auf 
einem Berge gelegen, wurde Lager bezogen. Von 
etzt ab die nächsten 4 Tage war ein äußerst be- 
schwerlicher Marsch durch Gebirgslandschaft unter 
fortwährendem Regen. Von Msafia am 25. März 
6⅛ Uhr morgens in nordnordöstlicher Richtung ab, 
wurde von 7 bis 8 Uhr der Fluß Mjonga über- 
schritten, um 8½ Uhr das Dorf Madilolo, um 
9 Uhr Massamn erreicht. Hier kleines Rendezvous, 
dann Schauri wegen einer Zaubereiklage. Dasselbe 
kounte nicht erledigt werden, da sämmtliche Einwohner 
das Dorf verlassen hatten. Um 11/ Uhr die 
Ortschaft Sangali. Wiederum waren sämmtliche 
Leute ausgerissen und mutite Essen requirirt 
werden. 
Am 26. März 6¼ Uhr morgens Abmarsch von 
Sangali. Vor dem Abmarsch kommt der Jumbe 
Hilario, ein früherer Missionszögling und sehr auf- 
  
376 
  
geweckter Mann, dex auch bereits in Europa gewesen 
ist (Hilario machte sich auf dem Marsch nach 
Kimbe sehr nützlich, verschwand aber später in Kimbe, 
als sich im Schauri herausstellte, daß er bei ver- 
schiedenen unsauberen Geschichten seine Hand im 
Spiele hatte, spurlos) und meldet, daß der Jumbe 
Logoda aus Kwa Logoda mit etwa 100 Gewehren 
den Weg verlegt hätte und die Expedition angreifen 
wolle. Dies stellte sich nur als Wichtigthuerei des 
Hilario heraus, da auf dem Wege nichts geschah 
und nach meinen späteren Erkundigungen Logoda ein 
uns durchaus freundlich gesinnter Jumbe sein soll. 
Es wurden auf dem Marsche bis zum Halteplatz 
folgende Dorfschaften berührt: um 7 Uhr morgens 
rechts Metumbili, 8 Uhr links Msente, 8½ Uhr 
links Tangalikua, 8¾ Uhr rechts Kibago, 9 Uhr 
links Mgara, wo Lager bezogen wurde. Um 8 Uhr 
10 Minnten wurde der Mionga wiederum berührt, 
hinter dem sich die Matimondosümpfe befinden. 
Diese bestehen aus zwei Schilfseen, die in der großen 
Regenzeit das Land weithin überschwemmen sollen. 
Jetzt waren es nur kleine Wasserbecken. In Mgara 
wurde wiederum Schauri abgehalten und die zwei 
Jumben Mkoma und Majome vorläufig mitgeführt, 
da sie im Verdacht standen, ein Weib Mgaga ge- 
raubt zu haben. Außerdem lagen weitere Schauri 
gegen den Jumben Msumba der Ortschaft Kibago 
vor, der ebenfalls des Sklavenraubs angeklagt war. 
Da Msumba mit seinem ganzen Anhang entlaufen 
war, wurde sein Vetter Maromo als Geisel mit- 
genommen und Nachricht zurückgelassen, daß Msumba 
sich in Kimbe am 29. zur Verantwortung ein- 
zustellen hätte. Außerdem wurden noch einige kleine 
Schuldklagen erledigt. 
Am 27. März 6 Uhr 10 Minuten morgens von 
Mgara. Um 7½ Uhr im Südosten der Kangaberg, 
um 12 Uhr mittags nach einer Stunde Rendezvous 
Ueberschreiten des Flusses Mabinda. Hieeliges 
fruchtbares Land mit starkem Baumwuchs. Um 
2¼ Uhr nachmittags Abmarsch vom Halteplatz, 
Ankunst in Kipembere um 4 Uhr. Kipembere liegt 
am Lungo, der in den Mionga geht. 
Am 28. März 6½ Uhr morgens von Kipem- 
bere ab, eine Stunde dauerte der Uebergang über 
den Lungo, wozu eine Brücke geschlagen werden 
mußte. Es wurden darauf folgende Dörfer passirt: 
8 Uhr Kwa Mgage, 10 Uhr Mithensi, 11 Uhr 
Mlunda und 12¼ Uhr wurde Kimbe erreicht. 
Kimbe ist ein sehr großes Dorf am Fuße 
des Kimbeberges und in sehr fruchtbarer Gegend 
gelegen. Die beiden Jumben von Kimbe, Matege 
und Kubi, sind der Regierung stets freundlich gesinnt 
gewesen. Auch jetzt wieder war dies die erste Ort- 
schaft auf dem Marsche von Mhonda, in der von 
sämmtlichen Einwohnern niemand entlaufen war. Da 
hier ein Nuhetag gemacht werden sollte, um Schauri 
abzuhalten, wurde Vieh und sonstiger Proviank ein- 
gekauft, was Beides auch reichlich von den Ein- 
wohnern herbeigebracht wurde. Den beiden Juniben
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.