Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Erwähnung gethan ist, schreibt P. Hauttecoeur: 
„Die Landschaft Urima hatte sich bis in die jüngste 
Zeit ablehnend verhalten. Lunyalula, der König 
dieses Landes, wollte die Oberherrschaft der Deut- 
schen durchaus nicht anerkennen. Infolge einer 
frechen Räuberei und eines vierfachen Mordes war 
der deutsche Vorsteher der Station Mwansa, 
Feldwebel Hartmann, gezwungen worden, gegen die 
Leute von Urima vorzugehen. Die Hauptstadt des 
Königs Lunyalula wurde von den Soldaten er- 
stürmt und niedergebrannt und 1000 Ziegen und 
37 Ochsen erbeutet." Wie P. Hauttecoeur weiter 
berichtet, hat Lunyalula jetzt um Frieden gebeten. 
Aus Togo wird gemeldet, daß die Gesellschaft 
des göttlichen Wortes in Adjido auf einer Halbinsel 
bei Klein-Popo eine neue Missionsstation gegründet 
habe. Nachdem eine kleine Kapelle und die noth- 
wendigsten Wohngebäude errichtet waren, wurde die 
Station durch den Pater Matth. Dier unter An- 
wesenheit der Beamten des Kaiserlichen Kommissa- 
riats am Ostersonntag feierlich eingeweiht. Der P. 
Matth. Dier hat bald darauf die Heimreise nach 
Europa angetreten und ist, wie in Nr. 16 von „Gott 
will es“ berichtet wird, mit zwei Negerknaben wohl- 
behalten im Missionshause zu Steyl eingetroffen. 
Der Bischof Livinhac, der Generalobere der 
„Weißen Bäter“, hat nach kurzem Aufenthalt in 
Deutschland die Rückreise nach Algier angetreten. 
  
Eine Anregung zur Errichtung einer Raffeeplantage 
" bei SBusa auf dem Ramerungebirge 
entnehmen wir einem Berichte des stellvertretenden 
Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun. Es heißt 
darin: . 
Die Anlage einer umfangreichen Kaffeeplantage 
in der Nähe Buöas. würde sich sicher und 
schnell rentiren. Zunächst spricht dafür die Lage 
Busas (etwa 900 Metrer über dem Meere), da 
nach dem Urtheil bewährter Pflanzer, z. B. des 
Vizekonsuls Spengler, der Kafsfee in der Höhe 
von 700 bis 1200 Meter am besten gedeiht. 
Sodann sind die bisher in Busa angestellten Kultur- 
versuche des Dr. Preuß durchgängig geglückt, und 
schließlich ist der Transport der Ernte nach der Küste, 
welcher bei gutem Wege etwa sechs Stunden in 
Anspruch nähme, leicht. Eine Kaffeeplantage würde 
ich deshalb jeder anderen Pflanzung vorziehen, weil 
erstere den größten und schnellsten Gewinn erzielt. 
Wenn auch die eigentliche Ernte erst fünf Jahre nach 
der Plantagenanlage zu erwarten ist, so ist der 
Kaffee doch ein so dankbarer Strauch, daß er bereits 
im zweiten Jahre zu tragen beginnt. Dazu ist der 
Kaffee ein Artikel, der hoch im Preise steht und 
dessen Konsum im Steigen begriffen ist. Ich hoffe, 
daß Vizekonsul Spengler seine Zusage, mich hier 
zu besuchen und bei dieser Gelegenheit den Boden 
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des Busalandes zu prüfen, bald erfüllt. Das von 
ihm zu extrahirende Gutachten könnte vielleicht, wenn 
veröffentlicht, im Stande sein, Kapitalien für das 
Plantagenunternehmen zu gewinnen. 
  
Sur Expedition des Raiserlichen Kommissars 
Maiors v. Wissmann 
entnehmen wir einem Berichte des Beauftragten des 
Antisklaverei-Lotterie-Komitees aus dem Wissmann- 
Lager zu Kupimbi am Schire vom 25. Juni 1893 
Folgendes: 
Hier sind wir endlich an der Stelle angekommen, 
wo der Dampfer „Wissmann“ in den Helgen stand, 
und fanden noch Herrn v. Eltz und die leßten Euro- 
päer vor, welch Letztere gerade im Begriffe standen, 
sich in einem Leichter nach Port Johnston einzu- 
schiffen, um daselbst am Dampfer weiter zu arbeiten. 
Dieser ist am 12. Juni hier glücklich vom Stapel 
gelaufen und ist durch das englische Kanonenboot 
„Dove"“ nach Port Johnston durch die „Rocks“ und 
Untiefen des oberen Schire geschleppt worden. Diese 
Arbeit hat nur drei Tage in Anspruch genommen. 
Den Kessel und die Maschine auch hierorts 
einzusetzen, ging nicht an wegen der jetzigen und dem- 
nächstigen Wasserverhältnisse des oberen Schire, welche 
dem Dampfer bei dem durch das größere Gewicht 
bedingten Tiefgang nicht erlaubt hätten, in den See 
zu kommen. Innerhalb dreier Tage (am 16. Juni) 
ist die „Dove“ mit dem Dampfer „Wissmann“ im 
Schlepptau wohlbehalten in Port Johnston ange- 
kommen, in weiteren drei Monaten soll er vollständig 
fertig sein, wenn das technische Personal dabei bleibt. 
Mit der letzten Reise des auf dem Nyasa-See 
fahrenden Dampfers „Domira“ sollen Nachrichten 
von Herrn Major v. Wissmann nach Port John- 
ston des Inhalts gelangt sein, daß dieser mit der 
nächsten Reise des Dampfers nach dem Südende des 
Sees zurückkommen werde, also in etwa zehn Tagen. 
In Ermangelung anderer Reisegelegenheit müssen der 
Kaiserliche Uebernahme-Kommissar Prince und ich 
jedenfalls auf die Ankunft bezw. nächste Wiederabreise 
der „Domira“ warten. Kommt Herr Mejor 
v. Wissmann wirklich mit dieser Gelegenheit, so 
können wir gleich an Ort und Stelle das Nöthige 
wegen der Uebergabe besprechen. Aus den Daten 
ersehen Sie nebenbei, daß man hier zwar mit Dampf- 
kraft, aber darum nicht mit Dampsschnelligkeit reist, 
auch herrscht in den Anschlüssen nicht die Genauigkeit 
der heimischen Bahnen. Immerhin kann man noch 
froh sein, überhaupt eine Reisegelegenheit per Dampfer 
auf dem See zu finden; per Kanoe oder zu Fuß 
ist die Sache wegen des feindlichen Häuptlings 
Makanjira unthunlich, mit welchem der Kommissar 
Johnston noch nicht abgerechnet hat. 
Herr v. Wissmann hat ungefähr Anfang Februar 
auf dem See eine Sklavendhau des Makanjira ab- 
gefaßt, worüber längst Briefe zu Hause angekommen
	        
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