Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

wie die Duallas sind auch die Volksstämme der in 
das Kamerunbecken oder in den Meerbusen von Biafra 
mündenden Flüsse, wie die Mungos, Abos, Wuris, 
Dibombes, Ndongas, Malimbas, Bakokos und Edeas, 
in erster Linie Handelsleute. 
In einem weiten zwei bis drei Stunden sich von 
der Küste entfernenden Bogen von einem Arme des 
Doktorkreeks bis zu dem Dualladorf Bonamunang 
erstrecken sich die Dörfer der Bassaleute, hinter 
welchen wieder die Japoma= und Jatikalente wohnen. 
Aehnlich ist es weiter südlich am Dibambafluß. 
An den Ufern desselben erheben sich die Handels- 
niederlassungen der Duallas; hinter diesen wohnen 
die Dibambaleute und weiter im Innern die Lun- 
gasistämme. 
Alle diese sogenannten Buschstämme betreiben 
neben dem Handel schon eifriger den Ackerbau. Ihre 
Felder sind durchschnitktlich sauber gehalten und unter- 
scheiden sich vortheilhaft von den Duallafeldern. Auch 
ist bei diesen Buschvölkern der Boden bereits ergie- 
biger als an der Küste, was allerdings mit der 
größeren Pflege desselben zusammenhängen mag. 
Die Volksstämme des Victoriabezirks scheiden sich 
wesenklich in drei: Bakwili, Bamboko und Balundu. 
Die am Ost-, Südost= und Südabhang des Kamerun= 
gebirges bis nach der See und dem Mungofluß 
wohnhaften, rauhen und kriegerischen Bakwilis, deren 
Kopfzahl sich auf etwa 25 000 beläuft, und deren 
Hauptbeschäftigung Viehzucht und Jagd bilden, haben 
sich auch im letten Jahre dem europäischen Einflusse 
wenig zugänglich gezeigt. Gleichwohl ist es gelungen, 
mit dem mächtigen Bakwilistamme der Bueas, vor 
deren Pallisaden im Jahre 1891 Hauptmam 
v. Gravenreuth den Heldentod starb, Frieden zu 
schließen. 
Da der Lavaboden Bueas nach den vom Re- 
gierungsbotaniker Dr. Preuß angestellten Versuchen 
zur Anlegung von Plantagen als ganz besonders 
günstig sich erwiesen hat, und da der Ort Buea 
wegen seines guten Klimas zur Anlegung einer Ge- 
sundheitsstation sich empfehlen dürfte, so ist die Pazi- 
fizirung der Bueas ein für die Entwickelung des 
Schutgebietes bedeutsames Ereigniß. 
Die etwa 20 000 Köpfe zählenden Bambokos, 
welche die westlichen Abhänge des Kamerungebirges 
bewohnen, ähneln den Bakwilis in Lebensweise und 
Sitten, sind aber friedlicher als diese. 
Die Bakundus bewohnen das noch immer wenig 
bekannte Land nördlich vom Gebirge, betreiben mehr 
Handel als die Gebirgsvölker und sind friedliebend 
und umgänglich. Außerdem wohnen an der Küste 
im Gebiete von Bimbia und Bota die mit den Bak- 
wilis verwandten, kaum 2000 Köpfe zählenden Subu- 
leute, welche sich wesentlich mit dem Fischfang be- 
schäftigen. 
Die Einwohnerschaft von Victoria besteht zum 
Theil aus Einwanderern von Fernando Po, die 
  
rrsprünglich aus Sierra Leone stammen. Diese Ein- 
wanderer, deren Zahl sich auf ekwa 60 beläuft, bilden 
den zivilisirtesten Theil der Bevölkerung des ganzen 
Schuhgebietes. In Sitten und Gebräuchen, Tracht 
und Bauart der Häuser erinnern sie vollständig on 
Sierra Leone. Ihre Hauptsprache ist Englisch. In- 
folge des lebhaften Verkehrs, welchen sie mit Fernando 
Po unterhalten, fand im Berichtsjahre zuweilen Aus- 
wanderung nach und häufig Einwanderung von Fer- 
nando Po statt. 
Die Küstenbevölkerung des Kribibezirks setzt sich 
zusammen aus den Batanga, Bapuku, Banoko und 
Kampolenten, deren Hauptbeschäftigung der Handel 
ist. Hinter ihnen sitzen die Mabeas, welche den 
Zwischenhandel zwischen den Küstenvölkern und den 
weiter im Innern seßhaften Stämmen, wie den 
Agumbas, Bulis und Pangmes, als ihr Monopol in 
Anspruch nahmen, bis dasselbe im März dieses Jahres 
seitens der Regierung mit Gewalt beseitigt wurde. 
Außerdem existirt noch das Nomadenvolk der 
Babnea, ein Zwergstamm, welcher keinen festen Wohn- 
sit hat und von der Jagd lebt. 
Ueber Auswanderung von Eingeborenen nach 
Europa während des Berichtsjahres sind drei Fälle 
bekannt geworden: 
1. Edube Mbene ist zur Erziehung nach Berlin 
gegangen. 
und 3. Die Söhne des farbigen Baptistenpredi- 
gers Alfred und Samuel Dibundu sind zur 
Erziehung nach Bristol von ihrem Vater ge- 
sandt worden. 
Mit der nächsten Dampfergelegenheit wird der 
Sohn des Baptistenpfarrers Wilson in Victoria nach 
Berlin sich begeben, woselbst er zu einem Lehrer für 
deutsche Sprache erzogen werden soll. 
2. 
II. Hauptwohnplätze im Schutzggebiete. 
1. Im Gebiete des Bezirksamts Victoria: 
a) Victoria (9 Weiße, Sitz des Bezirksamts und 
der Verwaltung des botanischen Gartens; Haupi- 
faktorei der Ambas Bay Trading Co. und 
Faktorei von Woermann & Co.; Station der 
Baseler und der Baptistenmission). 
b) Bibundi (3 Weiße, Hauptfaktorei der schwedi- 
schen Firma Knutson, Valdau & Heilborns 
Afrikanska Handelsaktiebolag; Plantage der 
Tabaksbaugesellschaft Kamerun, Jantzen, Thor- 
mählen & Dollmann). 
c) Dibundscha (1 Weißer; Pflanzung 
Jantzen & Thormählen). 
d) Kriegsschifföucht (5 Weiße; Hauptplantage der 
Kamerun-Land= und Plantagengesellschaft). 
e) Bamba (1 Weißer; Plantage der Kamerun- 
Land= und Plantagengcsellschaft). 
) Bimbia (1 Weißer; Nebenfaktoreien der Firmen 
Woermann & Co., Victoriageschäft, John 
Holt & Co. und Ambas Bay Trading Co.). 
von
	        
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