Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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u) Elangadorf am Kwakwa. 
7) Balinga. 
w) Kora und Ndokodjot im Lungasilande. 
x) Fiko (1 Weißer; Hauptfaktorei der Ambas Bay 
Trading Co. und gemeinschaftlicher Marktplat 
der Duallas und Bakwilis). 
III. Klima und Gesundheitsverhältnisse. 
Das Klima war im Berichtsjahre für den Gesund- 
heitszustand wenig günstig. Auf eine schwere Regen- 
zeit folgte eine von vielem Regen unterbrochene 
Trockenzeit. Der Tornadozeit im Februar, März 
und April folgte ein sehr heißer und trockener Mai 
und Juni. 
Die Temperatur stieg in Victoria bis 34% C 
im Schatten, während sie in Kamermun selbst und 
Kribi nur eine Höhe von 32 erreichte. 
Die niedrigsten Temperaturen wurden in den 
Monaten Juli bis Oktober beobachtet und lagen um 
20° C. Seit Beginn des vorigen Monats hat die 
Regenzeit eingesetzt. Je näher der Ort dem Aequator 
gelegen, je weniger scharf läßt sich die Regenzeit von 
der Trockenzeit scheiden. Im Kribibezirke ist die 
kleine Regenzeit, die vom März bis Mai dauern 
soll, der kleinen Trockenzeit, welche bis Mitte Juli 
angeblich reicht, durchaus ähnlich, indem sich auf 
beide Zeiten regnerische und trockene Tage ziemlich 
gleichmäßig vertheilen. Die große Regenzeit, welche 
im Kribibezirke von Mitte Juli bis Milte Dezember 
gerechnet wird, macht sich nicht erst wie in Kamerun durch 
tagelang fortgesetzten Regen, sondern vielmehr durch 
an einzelnen Tagen stattfindende heftige Regengüsse 
bemerkbar. 
Unter den klimatischen Krankheiten, auf welche 
zwei Drittel der vorgekommenen Todesfälle zurück- 
zuführen sind, nimmt die Malaria die erste Stelle 
ein. Von den mannigfachen Formen, in welchen sich 
diese Krankheit äußert, ist die gefährlichste das so- 
genannte Schwarzwasserfieber, welches wie an der 
gesammten in den Tropen belegenen afrikanischen 
Westküste so auch in Kamerun vorkommt. Nächst 
der Malaria beanspruchen die Krankheiten der Ver- 
dauungsorgane die größte Bedeutung in der Patho- 
logie von Kamerun. Diese Störungen des Befindens 
treten besonders in der Trockenzeit auf. 
Echte Dysenterie ist bei den Europäern in 
Kamerun selbst im Berichtsjahre nicht beobachtet, 
kam aber infolge der ungünstigen äußeren Ver- 
hältnisse in den Buschfaltoreien vor. Lebererkrankungen, 
namentlich Abscesse, wurden selten beobachtet. In 
mehreren Fällen, insbesondere beim Beginn der 
Tornados, d. h. der Uebergangszeiten aus der 
trockenen Zeit in die Regenzeit und umgekehrt, sind 
rheumatische Affektionen beobachtet worden. 
Als Hautkrankheiten sind zu nennen: 
1. der rothe Hund, 
2. der Ringwurm (Herpes tonsurans), welche 
meist in der heißen Zeit auftraten, 
3. Furunkulose. 
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– 
Geschlechtskrankheiten sind im Gegensatz zu den 
meisten andern Gegenden der Tropen bei den 
Europäern in Kamerun sehr selten. " 
Bei der Behandlung der farbigen Kranken wurde 
festgestellt, daß die Krankheitserscheinungen bei den 
importirten Schwarzen (den Dahomey-, Kru-, Akkra-, 
Sierra Leone-Leuten u. s. w.) meist ernstere waren 
als bei den Eingeborenen. Beispielsweise ist für 
den Dualla das Fieber, obwohl er daran häufig 
leidet, eine ziemlich harmlose Sache, die ihn selten 
länger als ein paar Stunden arbeitsunföhig macht. 
Er legt sich während des Froststadiums möglichst 
nahe ans Feuer, trinkt eine aus den Blättern des 
Eijegestrauchs gekochte Medizin und ist bald wohlauf. 
Eine rasche Wiederholung des Anfalls ist selten, ob- 
wohl Chinin nur von den unter dem direkten Ein- 
fluß der Europäer stehenden Duallas gebraucht wird. 
Im Gegensaß hierzu litten namenklich Dahomey-= 
und Kruleute in Kamerun nicht selten an Fiebern. 
Schwarzwasserfsieber wurde bei einem Neger nicht 
beobachtet. Sehr häufig waren Darmentzündungen 
bei den Schwarzen, vielfach wohl infolge außer- 
ordentlicher Unmäßigkeit im Essen. Dysenterie kam 
ebenfalls nicht selten vor, nahm aber meist einen 
milden Verlauf. Wohl das größte Kontingent zu 
allen behandelten Krankheiten stellten die Fuß= und 
Unterschenkelgeschwüre, in der Regel durch kleine 
Verletzungen hervorgerusen und durch Unreinlichkeit 
und Vernachlässigung in Entzündung übergeführt. 
Häufig waren auch Augenkrankheiten namentlich 
Bindehaut= und Hornhantentzündungen. Eine bei 
den Negern häufig beobachtete Augenkrankheit äußerle 
sich in der meist plötzlich auftretenden Unsähigkeit, 
bei intensivem Tageslicht deutlich zu sehen. Gegen 
Abend besserte sich die Sehfähigkeit. Die Ursache 
dieser in einer Af#ektion der Nethaut bestehenden 
Krankheit dürfte in dem intensiven Reiz zu suchen 
sein, welchen das nicht durch eine Hutkrempe ge- 
schübzte Auge des farbigen Arbeiters durch das grelle 
Sonnenlicht erfährt. 
Der Verlauf ist meist ein langwieriger, kann 
aber durch zweckmäßige Behandlung (Schutrillen 
und Eserineinträufelungen) wesentlich abgekürzt werden. 
Außer den oben genannten Hautkrankheiten spielte 
bei den Eingeborenen der „Kokro“ eine erhebliche 
Rolle, ein knötchenförmiger Hautausschlag, welcher 
in der Genitalgegend zu entstehen pflegt und sich 
von da durch Selbstinfeklion weiter über den Körper 
verbreitet. 
Von Geschlechtskrankheiten ist Syphilis unter den 
Eingeborenen selten, bei den importirten Negern 
häufiger. Tripper ist sehr verbreiket, verläuft aber 
meistens außerordentlich leicht. Die in Europa so 
gewöhnlichen Komplikationen dieser Krankheit, als 
Nebenhodenentzündung, Drüsenvereiterung, Blasen- 
entzündung, Harnröhrenverengung und Rheumatismus 
kommen fast niemals vor, obwohl derartige Kranke 
in den seltensten Fällen ihre Arbeit einstellen. 
 
	        
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