Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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steht als den Fullahs. Tibati ist das richtige 
Centrum des Sklavenhandels und Exportes für das 
ganze nördliche Westafrika. — Uns hatte der König 
den Kapulas übergeben, welche uns absichtlich von 
den Fulahs fernhielten. Der König ist nun schon 
vier Jahre in Sanserni im Kriege gegen die Man- 
diongolos. Die Befestigung der feindlichen Stadt 
Ngambe liegt von den letzten Hütten von Sanserni 
höchstens 500 bis 600 Meter entfernt. Der Krieg 
wird in echt afrikanischer Weise geführt; jebzt, nach- 
dem ich auch die Mandiongolos kenne, glaube ich 
nicht, daß es jemals einem Tibatimann gelingen 
wird, Ngambé zu betreten. 
Obgleich ich glaubte, dem Könige nunmehr ge- 
nügend entgegengekommen zu sein, trat sein Verlangen 
nach und nach immer mehr zu Tage. Zweimal stellte 
er auch an mich das Ansinnen, ihn gegen die Man- 
diongolos zu unterstützen, unter Hinweis darauf, 
daß Hauptmann Morgen dem Ngilaking eben- 
falls gegen Ngaundere II. geholsen hätte. Selbstver- 
ständlich mußte ich ablehnen. 
Ich theilte dem König meinen Entschluß, wegzu- 
ziehen, mit und erhielt nach langer Verzögerung 
endlich für den 14. Mai das Versprechen, daß er 
mir Führer stellen werde. 
Doch auch an diesem Tage wurde ich wieder 
unter nichtigem Vorwande ausgehalten. Es war 
mir eben schon lange klar, daß der habgierige König 
und die Kapula-Chiefs die Expedition nicht passiren 
lassen, sondern, wenn irgend möglich, alle Sachen 
derselben in ihren Besitz bringen wollten. Da ich 
nun wieder in meinen Hoffnungen getäuscht war, 
erklärte ich dem Könige, unter allen Umständen, auch 
ohne Führer am nächsten Tage weggehen zu wollen. 
Da er mir die Passage nach Banyo und Tibati 
verweigerte, erklärte ich offiziell zurückgehen zu wollen, 
hatte jedoch nakürlich die Absicht, nach Banyo zu 
marschiren. 
Als ich am Morgen des 15. Mai ausstand, um 
mich zur Abreise sertig zu machen, wurde mir ge- 
meldet, daß in der verflossenen Nacht acht Lagos- 
träger, welche in einem entfernteren Hause schliefen, 
gefangen worden seien. Außerdem erhielt ich die 
Nachricht, daß die Chiefs Leute vorausgesandt hatten, 
welche uns im Busch überfallen sollten. Da ich 
meine Leute nicht zuücklassen konnte, beschloß ich 
vorerst zu bleiben. Ich setzte unser Lager in Ver- 
theidigungszustand. 
Als das feige Volk uns nun kampfbereit sah, ver- 
legten sich König und Chiefs auf Unterhandlungen 
und versprachen mir meine Leute zurück. Ich hielt 
nun die Sache für beendet, nun wurde aber ein An- 
schlag auf mich ausgeführt, so hinterlistig und feige, 
wie ihn nur ein Schwarzer ersinnen kann. Im 
Laufe des Tages wurden dreißig meiner Leute, dar- 
unter meine sämmtlichen Dolmetscher, als sie auf 
den Markt gehen wollten, einzeln von den Kapulas 
in die Häuser gelockt und gefangen genommen und 
somit war ich lahm gelegt. 
  
Glücklicherweise gelang es meinem ersten Lagos- 
headman und Haussa-Dolmetscher Musa, zu entkommen, 
und nun setzte ich mich mit den Fulahs in Verbindung. 
Durch ihre Vermittelung gelang es mir, im Verlauf 
von einer Woche endlich alle meine Leute zurückzu- 
bekommen. Nun hatte ich wieder Boden unter den 
Füßen und konnte das Gehpalaver von Neuem be- 
ginnen. Höchste Zeit war es, wollte ich überhaupt 
noch weiter kommen, denn mit der Zeit war das 
Leben in Sanserni so theuer geworden, daß ich be- 
hauplen kann, während der ganzen Dauer der 
Expedition nicht so viel verbraucht zu haben als in 
den fünf Wochen meines Aufenthalts in Sanserni. 
Diesmal schien Alles glatt gehen zu wollen und 
der König sagte mir für den 27. Mai Führer zu 
und sandte mir am 26. Mai abends drei mindere 
Elfenbeinzähne und einen elenden Klepper, den ich 
am nächsten Tage stehen ließ, als Abschiedsgeschenk 
und ließ mich zu sich entbieten. 
Mit dürren Worten eröffnete er mir, er wünsche 
nicht, daß ich nach Ngaundere oder Banyo ziehe, 
ich müsse wieder umkehren. Zugleich hatte er die 
unglaubliche Unverschämtheit, mich um Patronen und 
einen Teppich zu bitlen. Dies Verlangen schlug ich 
selbstoerständlich ab. Im Uebrigen sogte ich zu 
Allem Ja, denn mein Plau stand mir seit langer 
Zeit fest. Das war mir schon nach wenigen Tagen 
klar, daß das ganze Trachten des Königs und seiner 
Berather darauf hinausging, sich aller Expeditions= 
sachen zu bemächtigen, und daß es mir unmöglich 
sein würde, auf geradem Wege aus diesem Räuber-- 
nest zu entkommen. Deshalb war ich schon längst 
fest entschlossen, zu den Mandiongolos überzugehen. 
Trotzdem das Unternehmen bei der Nähe der Be- 
festigungen von Ngambe nicht so schwierig aussah, 
war es doch immerhin eine gewagte Sache, und ich 
fand auch anfangs bei den Wenigen, die ich ins 
Vertrauen zog, Bedenken. Vor Allem war cs un- 
möglich, ohne Alles zu verderben, sich mit den Man- 
diongolos ins Einvernehmen zu setzen. Ein Hinüber- 
laufen der Soldaten wäre ja leicht gewesen, aber der 
Schritt durste doch nur dann Anspruch auf Erfolg 
machen, wenn auch der letzte Knopf der Expedition 
glücklich aus Sanserni herauskam. Ich mußte des- 
halb geduldig den Zeilpunkt abwarten, an welchem 
meine Leute mir mit vollem Vertrauen folgen würden, 
und der war nun gekommen, denn unverproviantirt 
den Weg nach Joko und Ngila zurückzumachen, konnte 
wohl Niemand wünschen. 
Ich war mir der Verantworklichkeit dieses Schrittes 
vollkommen bewußt, aber es war besser, auf einmal 
ein Ende zu machen, als uns auf diesem Wege lang- 
sam abschlachten zu lassen, und darauf war es ab- 
gesehen. 
Am 27. Mai, morgens 5½ Uhr, als der Nebel 
zu weichen begann, setzte ich mich mit der Tete der 
Expedition in Marsch, in der Richtung auf den Busch, 
welcher Sanserni vor der Südwestecke der Besesti= 
gungen von Ngambe tremnt. Der erstaunt gaffenden
	        
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