Menge sandte Premierlieutenant Häring, welcher
mit den Soldaten die Quene deckte, eine Salve über
die Köpfe, um ihnen den Ernst der Sitnation klar
zu machen. Nach viertelstündigem Marsch durch dichten
Busch waren wir etwa 50 Meter von der Befestigung
entsernt. Im selben Moment empfing uns ein
Hagel von Pfeilen und Schüssen, und wurde mein
neben mir gehender Dolmetscher Musa durch einen
Gewehrschuß zweimal am Bein verwundet. Gleich-
zeitig erschallte das Kriegsgeheul der Mandiongolos,
welche uns für Tibatis hielten. Nach langem ver-
geblichen Rusen kam endlich ein Mann, welcher
Haussa verstand, auf den Wall, doch war es eine
hochpeinliche Situation. Vorne die mißtrauischen
Mandiongolos jederzeit bereit, die schleppenden Ver-
handlungen wieder abzubrechen, hinter uns bereits
Tibakilenute, welche nur durch unsere auf sie gerichteten
Gewehrläufe in respektvoller Entfernung gehalten
wurden. Die ganze Expedition auf kaum 100 Meter
breitem Naum zusammengepfercht, ein Theil der Leute
schon bereit, die Lasten wegzuwerfen. Ein unvorsichtig
abgeseuerter Schuß konnte Alles verderben.
Indessen verlegte sich auch der Tibati-King auf
Unterhandlungen, um uns wieder in seine Gewalt
zu bekommen. Er sandte drei Chiefs, mit welchen
ich stels freundschaftlich verkehrt hatte, ferner einen
Elfenbeinzahn und viel Essen für meine Leute und
ließ mich bei Allah beschwören, doch wieder zurück-
zukommen, er wolle alle meine Wünsche ersüllen.
Ich zog hier die Unterhandlungen hin, bis wir mit
den Mandiongolos im Reinen waren. Nach zwei
langen Stunden sandte der König derselben einen
Führer, welcher uns einen Lagerplatz anweisen sollte.
Wir marschirten nun 1½ Stunden an der Befestigung
emlang und bezogen neben derselben an schönem,
schatligem Platze Lager. "
Zugleich sandte der König so viel Essen, daß es
den Leuten nicht möglich war, es in einem Tage
aufzuessen, und ließ mir sagen, er werde mich mit
Freuden empfangen. Ngambe ist die interessanteste
Stadt, welche ich auf meiner ganzen Reise betreten
habe. Um die ganze Stadt im Umkreis von etwa
20 Kilomeker läuft ein Graben. Derselbe ist oben
etwa 5 Meter breit, ebenso tief, die Grabensohle
elwa ½ Meter breit. Dahinter auf einer Brust-
wehr ein Holzzaun, alle 50 bis 100 Meter ein
kaponnierenartiger Vorsprung mit starken Pallisaden
und Schießscharten. An der Befesligung wurde
acht Jahre gearbeitet. Dieselbe halte früher nur
den halben Umfang, doch haben sich mit der Zeit
alle Bewohner hinter dieselbe zurückgezogen. Die
runden, mit spißzen Dächern versehenen Lehmhäuser
liegen zerstreut; jeder noch so kleine Naum ist zu
Aupflanzungen benutzt, soweit das Auge reicht, steht
Korn, außerdem sind auch am ganzen Glacis, mit
Ausnahme der Strecke, welche direkt gegen Sauserni
liegt, Korn und Grundnüsse angepflanzt. Das ganze
Volk macht einen durchaus freundlichen energischen
Eindruck, die Männer sind zum größten Theil nach
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Haussa-Art gekleidet. Der König empfing mich auf
einem sehr sauber gehaltenen Platze, mit großen
viereckigen Häusern. Er war sehr erfreut, den ersten
Weißen bei sich zu sehen, und versprach mir Führer
zum Mbam zu geben. Nicht die geringste Erwähnung
seinerseits erfolgte, daß ich ihm nun gegen die
Tibatis helfen oder wenigstens Gewehre schenlen
möchte, und so sehr mich auch mein soldatisches
Gefühl trieb, die angethane Schmach zu rächen,
mußte ich doch diesen Wunsch dem höheren Zwecke
unterordnen. Er bat mich nur, wiederzukommen und
vielleicht dann ihn zu unterstützen; ein Segen für
die Civilisation und Kultur wäre es allerdings, wenn
jener Schandfleck unseres Schutzgebietes ausgelöscht
und ein fleißiges kulturfähiges Volk aus seiner Um-
klammerung befreit würde.
Am 29. Mai verließ ich, nachdem sich die Speise-
sendungen seitens des Königs noch öfter wiederholt
hatten, die Mandiongolos. Der Marsch ging in
nordwestlicher Nichtung durch hügeliges Bergland
und ich erreichte am 30. mittags den Mbam. Am
nächsten Tage empfingen uns Abgesandte des Königs
von Mbamkin, um uns zu begrüßen und in die Stadt
zu führen.
Das Land, welches ich nun passirte, von den
Mandiongolos bis on den Fuß der Banyoberge,
ist das wirkliche Tikar. Es erstreckt sich außerdem
vom Gebirge noch ungefähr vier Tagercisen nach
Nordosten und soll an die Banyangs grenzen. Unser
Zug durch diese herrliche Landschaft war ein wahrer
Triumphzug und eine herrliche Entschädigung für die
Leidenstage in Sanserni. Man durfte es den Leuten
glauben, wenn sie uns ihre Freude versicherten, den
ersten Weißen bei sich zu sehen. Tikar ist eine
reiche schöne Landschaft, überall in den Orten die
Oelpalme und bedeutender Auban von Korn und
Durrha, am Wege viele Farmen. Allc Städte
sind mit Wall und Graben umgeben. Mbamkin
dürfte 10 bis 12 Kilometer im Umtkkreise haben,
ebenso Bandem, welches wir dann besuchten und wo wir
ebenfalls vorzüglich aufgenommen waren. Hier fand
ich bereits die Oelbereitung im Großen vor. Troß-=
dem klar war, daß man uns nicht den näshsten
Weg nach Banyo führte, machte ich keinen Ein-
wand und verweilte gerne überall länger, um mit
diesen Bewohnern unseres nächsten Hinterlandes
ein gules Einvernehmen herzustellen. Der Tibati-
König hatie die unglaubliche Dreistigkeit, mir nach
Bandem Boten nachzusenden, um mich zur Rücklehr
zu bewegen, bezw. die Kings zu bitten, mich nicht
passiren zu lassen.
Ich besuchte ferner die kleinen befestigten Städte
Adn und Kungi und zuletzt Mahalba, am Fuße des
Gebirges liegend, den letzten Tikarort (das ganze
ossene Dorf ist von Elfenbeinjägern und Haussa-
händlern bewohnt, es soll der größte Elfenbeinplaß
von ganz Tikar sein; der Chief nennt sich Seriki
Nhauri, d. i. Elsenbeinkönig.) Der Chief wie alle
Tikar-Könige, welche ich besuchte, baten mich, ihnen