Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

die Mittel zum Betrieb der dort gleichfalls augelegten 
Kokospflanzungen sind aber von der Jaluit-Gesellschaft 
vorgeschossen. Das Atoll Bigar gehört ebenfalls der 
Jaluit-Gesellschaft; der auf dem Riff vorhandene 
Guano lohnt jedoch keine Bearbeitung. Die auf den 
vorgenannten Inseln angelegten Kokospflanzungen 
werden in 8 bis 15 Jahren ertragsfähig sein. Das 
kulturfähige sowie das bereits angebaute Land hält 
auf Kili. 60 bezw. 12 Hektar, auf Ujelang 260 bezw. 
140-Hektar, auf den drei kleinen Inseln der Dschalut- 
Gruppe 30 Hektar, auf Ligieb 730 bezw. 330 Hektar. 
Die Kopraproduktion der Marshall-Inseln wird durch 
den Ertrag der Pflanzungen im bisherigen Uinfange 
nach der Pflanzzeit eine Steigerung von gegen 
800 Tonnen erfahren. Auf der Insel Enüwetok 
wird eine Station nicht unterhalten; es leben dort 
nur einige wenige Eingeborenc. 
Als im August v. Is. der Inhaber der auf den 
Marshall-Inseln ansässigen amerikanischen Firma 
A. Crawford & Co. in San Francisco plöß#lich starb, 
gingen nach längeren Verhandlungen sämmtliche Nie- 
derlassungen und Waarenvorräthe in den Besitz der 
Jaldit-Gesellschaft über, auch das Missionsland wurde 
von der Jaluit-Gesellschaft erworben. Die Aktiven 
und Passiven der Hauptstation Dschalut bilanzirten 
am 30. September 1890, 1891 bezw. 1892 mit 
1 017 254, 1 101.926 und 976 941 Mark. Dschalut 
ist Ein= und Ausklarirungshafen für das Schutzgebiet. 
Die friedlichen Beziehungen der Jaluit-Gesellschaft 
zu den Eingeborenen sind auch in den letten Jahren 
nirgends gestört worden, wozu der regelmäßige Be- 
such von Schiffen der Kaiserlichen Marine wesentlich 
beigetragen hat. Somit darf auch fernerhin einer 
zwar langsamen, aber stetigen Weiterentwickelung des 
Bodenertrages und Handels im Schutzgebiete der 
Marshall-Inseln entgegengesehen werden. 
  
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Anktishlaverei-Bewegung. 
Die Lektüre der Missionsberichte hat ein doppeltes 
Interesse: man freut sich der friedlichen Siege, die 
das Christenthum erringt, und man wird zugleich mit 
den Sitten der Eingeborenen, deren tägliches Leben 
die Missionare mehr als Andere zu beobachten oft 
Gelegenheit haben, bekamnt. In dem Novemberheft 
der „Katholischen Missionen“ finden wir eine Fork- 
sebung des Berichts über die Reise von Msigr. Le 
Roys nach dem Kilimandiaro. Die Landschaft Kahe 
ist dauach sehr reich an Wild; Gazellen, Antilopen, 
Wildschweine, Girasfen, Flußpferde, Büffel und Rhinoze= 
rosse sind daselböst in Menge vorhanden. Während 
sich der Bischof und seine Begleiter auf der Station 
Nieder-Aruscha aufhielten, erlegten zwei Jäger inner- 
halb von vier Tagen genug Wildpret für 60 Mann. 
Von hier aus wendeten sich die Reisenden südöstlich 
dem Ruvu zu, passirten Mabua und umgingen dann 
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durchstreifte Wildniß bildet. 
deren Nähe schon von Weitem durch die Anwesenheit 
  
südwärts das Saregebirge, das eine nur von Massai 
Mehrere Massailager, 
von Geiern erkennbar war, wurden berührt. Die- 
Lager waren kreisförmig und wurden von einer 
Dornenhecke umschlossen, die Zelte bestanden aus 
Ochsenhaut, die über gebogene Gerten gespannt war. 
Der Apblick der kräftigen Gestalten der Massai er- 
weckke des Missionars Bewunderung, dem dabei die 
Worte Gregors einfielen: „Schade, daß diese Menschen 
keine Christen sind.“ --. 
Ein Pallotiner berichtet über den Fortgang der 
Mission in Kamerun: 
„Nach unsäglichen Schwierigkeiten und schweren. 
Opfern ist es den Patres in kürzerer Zeit gelungen, 
unter Gottes sichtlichem Schute und Segen drei 
Stationen zu gründen, nämlich: Kribi, Marienberg 
und Edea. Der apostolische Präfekt hat sich Kribi. 
zu seinem Siße ausersehen, da dasselbe, am Meere 
gelegen, die Küstenstation bildet, von welcher aus die 
Lebensmittel leichter an ihren Bestimmungsort trans- 
portirt werden können. Kribi zählt jetzt 60 schwarze 
Zöglinge, zwei Patres und einige Schwestern, 
Marienberg 50 Zöglinge, die sich recht gut anlassen, 
Edea endlich, am Fluß Sanaga, der Hauptverkehrs- 
straße des Landes, gelegen, 30 Kinder. Es ist in 
der That keine leichte Sache, für eine so beträchtliche 
Anzahl Kinder Tag für Tag Brot zu beschaffen und 
dieselben zu Christen und wahren Menschen heran- 
zuziehen."“ 
In der Novembernummer des „Evangelischen 
Missions-Magazins“ finden wir einen sehr inter- 
essanten Artikel über das Jahressest des Sia in 
Nkonya (Togogebiet). Leider ist derselbe zu aus- 
führlich, um hier Platz zu finden. Ueber Sia selbst 
wird Folgendes gesagt: 
„Die heidnischen Negervölker Westafrikas wissen 
aber alle von einem höchsten Gotte, unter dem, als 
dem Schöpfer aller Dinge, alle die als geschaffene, 
geistige Wesen gedachten Untergötter, Mittelwesen oder 
Schutzgeister stehen, denen sie Verehrung und Opfer 
darbringen, wie sie es dem höchsten Gott nicht thun. 
Diesem trauen sie im Grunde nur Gutes zu; die 
Mittelwesen aber, die sie von Gott über sich geseht 
glauben, erscheinen ihnen einerseits wohl als Be- 
schüber, anderseits aber gleichsam als Gottes Polizei- 
diener und Vollstreckungsbeamte und zugleich als auf 
ihre Verehrung und die strenge Befolgung ihrer 
Vorschriften erpichte Wesen.“ *ê2!. 
Einem im Oktoberheft von „Gott will es" ab- 
gedruckten Briefe aus Kiningunan bei Herbertshöhe 
auf Neupommern entnehmen wir Folgendes: 
Unser Hauptwerk ist jetzt gerade die Kinder- 
erziehung, die Leitung des Weisenhauses. Die. 
Leser wissen, wie der hochw. Bischof seit Anbeginn 
thätig ist, die armen geraubten Kinder der Sklaverei 
zu entreisßßen; er nahm sie auf, ernährte und erzog 
sie, und bald wurden einige wiedergeboren im Wasser 
der Tause. Andere Waisen kamen, um sich den ersten
	        
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