Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Die wissenschaftliche Kilimandjarostation, wie sie 
sich jetzt auf einer Anhöhe mit freiem Blick zur 
Ebene wie zu den beiden Schneegipfeln erhebt, um- 
saßt zunächst ein Haupt= und zwei Nebengebäude. 
Alle drei sind aus Lehm und Steinen errichtete Fach- 
werkbauten und tragen doppelte, mit trockenen Bananen- 
blättern gedeckte Giebeldächer. Das Hauptgebäude, 
17 Meter lang, 5 ½ Meter breit und 7 Meter hoch, 
wendet seine mit einer 3 Meter breiten Veranda ver- 
sehene Front der Ebene zu. Von den drei hier 
vorhandenen Thüren führt die mittlere in einen ge- 
meinsamen, seitlich von je einem Wohnzimmer be- 
grenzten Ehbraum, während dle den Flanken genäherten 
einem dritten Wohnzimmer bezw. einer Vorraths- 
kammer zum Eingang dienen. In den beiden Neben- 
gebäuden sind Schlafräume für die Boys und eine 
Werkstatt resp. Küche und Hühnerstall untergebracht. 
Zur Station gehören sodann verschiedene kleinere 
Wohnstätten für die Arbeiter und Träger sowie ein 
Garten. Erstere stellen einen im Viereck von einem 
Stacheldrahtzaun umgebenen Hüttenkomplex dar, der 
nach Süden, abwärtls und so gelegen ist, daß er vom 
Hauptgebäude aus dem Auge entzogen wird. Der 
Garten bedeckt den Fuß des östlichen Hügelabfalls 
und ist in seinem bepflanzten Theile 900 Quadrat- 
meter groß. Erträge haben bereits geliefert Erbsen, 
Bohnen, Kohlrüben, Rettiche, Salat, Petersilie, von 
Mohrrüben, Blumenkohl, Melonen, Tomaten und 
vor Allem europäischen Kartoffeln, die von dem fran- 
zösischen Missionar in Kilema in dankenswerther 
Weise zur Verfügung gestellt wurden, stehen solche 
in naher Aussicht. 
Für Haus und Garten gleich nothwendig war 
die Herrichtung einer Wasserleitung. Aus einem 
oberwärts im Nordosten gelegenen Bachbett schöpfend, 
wurde ein Kanal am östlichen Hange des Stations- 
hügels entlang bis in die Nähe der Trägerhütten 
geführt. Es ist Vorsorge getrossen, daß auch wäh- 
rend der Trockenzeit das Wasser in ihm ständig in 
Fluß bleibt. Weitere Arbeit erforderte die Anlage 
von Wegen. Eine breite, ebene Straße, in einem 
Theile von unseren Leuten, in der Fortsetzung von 
Soldaten gebaut, verbindet jetzt die wissenschaftliche 
mit der Militärstation. Eine zweite geht zum Unna- 
fluß hinab, eine dritte wird gegen den Urwald hin 
aufwärts geführt. 
Am Fuße des Kifinika Mulbaus ist ferner in 
2800 Meter Höhe eine feste Hütte erbaut. Eine 
weitere, kleinere ist für 800 bis 1000 Meter höher 
beabsichtigt. 
Bedauerlich war es, daß bei all diesen Obliegen= 
heiten die werkthätige Unterstützung des Herrn Forst- 
assessors Wiener entbehrt werden mußte. Bereits 
auf der Herreise erkrankt, sah er sich gezwungen, 
Anfang Juli zur Küste zurückzukehren. 
Wenn auch die Erbauung der Station und ihre 
innere Einrichtung die Hauptthätigkeit vom April 
bis zum August in Anspruch nahm, so ließen die 
beiden Forscher doch auch schon während dieser Mo- 
  
nate ihre wissenschaftlichen Aufgaben nicht außer 
Augen. Seitdem sind dieselben nach Kräften weiter 
gefördert worden. Ausführliche Berichte hierüber 
werden im nächsten Heft der „Mittheilungen“ zur 
Veröffentlichung gelangen. Was erreicht ist in dieser 
Richtung, besteht wesentlich in Folgendem: 
1. Es sind ununterbrochen vom 6. April bis jetzt 
die meteorologischen Verhältnisse Marangus 
durch täglich dreimalige Ablesungen mit Bezug 
auf Luftdruck, Temperatur, relative Feuchtigkeit, 
Regenhöhe u. s. w. nach strengeren wissenschaft- 
lichen Anforderungen fest= und in tabellarischer 
wie graphischer Darstellung niedergelegt. 
2. Es sind von über 50 Punkten der Landschaften 
Marangu, Mamba, Muika, Rombo, Kilema, 
Moschi und der vorgelagerten Ebenc mit Hülfe 
des Meßtisches Rundsichten gewonnen und mit 
Benutzung der Resultate zahlreicher Höhen- 
messungen bereits theilweise zu Kartenflizzen 
verwerthet, in denen auch der geologische Auf- 
bau des begangenen Gebletes seinen Ausdruck 
findet. 
3. Es ist die Vegetation Marangus in ihren 
Hauptzügen erkundet und zwar sowohl was das 
Vorlommen als die Vertheilung der Arten zu 
natürlichen und künstlichen Formationen angeht. 
Ueber 1000 verschiedene, zumeist nach Schwein- 
furthscher Methode in Spiritus konservirte 
Spezies, gegen 100 Proben von Hölzern, 
Früchten, Sämereien sind bereits an das bota- 
nische Museum in Berlin abgegangen und können 
als Zeugniß für diese Seite der wissenschaftlichen 
Thätigkeit dienen. 
Herr Dr. Volkens hat ferner eine Expedition 
in das weiter südlich gelegene Uquenogebirge unter- 
nommen und bezeichnet dieses Gebiet als einen äußerst 
gesegneten Landstrich; er fand dort nicht nur alle 
Kulturgewächse der Djaggastaaten vor, sondern da- 
neben auch in üppigster Fülle die der Küste. Aus- 
gedehnte Zuckerrohrfelder zeugen von einem nie ver- 
siegenden Wasserreichthum. Wenn auch die wilde 
Vegetation dies nicht verräth, glaubt Dr. Volkens 
doch, daß hler, genau wie in Usambara, die Verhält- 
nisse bei Weitem günstiger sind als am Kilimandiaro. 
  
Einem Berichte des Raiserlichen Rommissars 
Masors v. Wissmann, 
von Station Langenburg den 5. September d. Is. 
datirt und an die Ausführungskommission der deut- 
schen Ankisklaverei-Lotterie, entnehmen wir Folgendes: 
Der Ausführungskommission habe ich die Ehre 
ergebenst zu melden, daß ich, am Tanganylka an- 
gekommen, gezwungen war, meiner Expeditionslruppe, 
die durch die Gebirgsmärsche sehr mitgenommen war, 
einige Ruhe zu gönnen. Da ferner die englische 
Station in Kituta sowie die Missionen, die der 
Wawembagrenze am nächsten liegen einen Rachezug
	        
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