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fassen Wohnhaus, Knabenschule, Mädtchenschule,
Waisenhaus und Kapelle. Diese ist 36 Meter lang,
9 Meter breit und hat einen 20 Meter hohen
Thurm; bei dem Bau haben die Neger mitgeholfen.
In den Gärten der Mission werden europäische
Gemüse gezogen. Die Knabenschule wird von
20 Knaben aus den Christendörfern und von ebenso
viel Schülern aus den umliegenden Heidendörfern
besucht, außerdem befinden sich 50 befreite Sklaven-
kinder in derselben. Die Mädchenschule zählt 20
befreite Sklavenkinder, 15 aus den Christendörfern
und einige heidnische. Der Vorsteher der Station
Mrogoro ist im Frühjahr 1893 während eines Ur-
laubs in Europa an Lungenentzündung gestorben.
Bekanntlich waren Pflanzungen in Mrgoro angelegt
worden. Diese sind in gedeihlicher Fortentwickelung
begriffen. La Longa mit den Christendörfern St.
Benedikt, Skondoa und Guthilf wird von den benach-
barten Wahehe bedroht, aber durch die etwa zwei
Stunden entfernte Militärstation geschützt, während
Tununguo mit 230 Christen sich gegen die räube-
rischen Mafiti selber vertheidigen muß. In Kilema
befinden sich als Stamm 18 Christenfamilien aus
Bagamoyo. Die Stalion bestand im Oktober 1892
aus sieben fertigen Häusern, hatte eine gut besuchte
Schule, ein Waisenhaus, in dem unter Anderen 20
befreite Massai Aufnahme gefunden hatten, und einen
schönen Garten. Die Mission in Darees-Saläm
zählt augenblicklich 3 Priester, 2 Katecheten, 5 Laien=
brüder und 12 Schwestern. 53 Knaben und
43 Mädchen, die zum großen Theile befreite Sklaven-
kinder sind, werden von der Mission erzogen. Das
Haus St. Joseph, das bis dahin das Brüderhaus
gewesen war, wurde zu einem Hospital umgewandelt,
und getreunte Abtheilungen für Einheimische und
Eingewanderte sowie ein Asyl für altersschwache
Neger eingerichtet. Das Brüderhaus ist nach dem
Landgute der Mission Kolozani, etwa eine Stunde
von Dar-es-Saläm, verlegt worden. —
Nach einer Mittheilung aus dem Novemberheft
von „Gott will es“, ist am 20. Juli im Kloster der
St. Benediktus-Missionsschwestern zu Dar-es-Saläm
die Schwester Maria Kloppenburg aus Barssel
in Oldenburg am Tropenfieber gestorben. —
In demselben Heft findet sich ein Bericht über
die neu gegründete Station St. Michael in Msalala.
Wimu, der einflußreichste Häuptling von Unyanyembe,
nahm die Missionare mit Wohlwollen auf und stellte
ihnen bereitwilligst einen Bauplatz zur Verfügung.
Die Missionare wählten einen Platz 1300 m nörd-
lich von der Residenz des Häuptlings, woselbst gutes
Wasser sich vorfand und bereits eine Bananen-
pflanzung vorhanden war. Nach dem Berichte
würden sich die Ziegelbauten jetzt etwa aus der
Ebene erheben. P. Gossan, der Kisuaheli und
Kinyamwesi spricht, übernahm die Leitung der Schule,
in welche Wimu sofort seine Kinder schickte. Der
Schulbesuch mehrt sich zusehends. — In Bukumbi
macht das Missionswerk entschiedene Fortschritte.
P. Leoesque hat oft 200 bis 300 Personen zu
unterrichten. 8½ Stunden von Bukoba ist eine
neue Station Marienberg gegründet worden. Auf
der Station Villa Maria befinden sich über 500
Christen und etwa 2000 Katechumenen, von denen die
Missionare monatlich 150 bis 200 taufen können.
In Mambwe wurde eine neue Station errichtet. —
Derschiedene Wiltlpeilungen.
Der deutsche Frauen-Verein wird im Festsaal
des Teltower Kreisgebäudes, Viktoriastraße 18, von
Sonnabend den 9. bis Montag den 11. Dezember
einen Bazar abhalten. Der Verkauf soll am Sonn-
abend und Montag früh von 11 bis 3 Uhr und
von abends 6 bis 9 Uhr, am Sonntag von früh
11½ bis 3 Uhr und von 7 bis 10 Uhr abends
staltfinden. Das Entree wird 50 Pfennig betragen,
Sonnabend und Montag Abend aber 1 Mark, da
dann die Kapellen hiesiger Regimenter dort spielen
werden.
Einem Vortrage des Marine-Stabsarztes Dr. Lander
gelegentlich der Tagung der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Aerzte in Nürnberg über die Vieh-
seuchen in Afrika und Mittel zu ihrer Belämpfung
entnehmen wir Folgendes:
In Afrika, als einem Lande, in dem die Vich-
zucht eine außerordentlich große Rolle spielt, ist das
Leben seiner Bewohner in viel höherem Grade, als
wir uns das nach unseren heimischen Gewohnheiten
vorstellen können, von dem Gedeihen der Herden
beeinflußt, und eine Viehseuche bedeutet hier, wie in
anderen Gegenden eine Mißernte der Feldfrüchte,
Nothstand und Hungersnoth. Leben doch ganze
Völkerschaften nur von ihren Herden und deren Er-
zeugnissen, und auch in den ackerbautreibenden Gegen-
den bedeutet der Viehstand viel mehr als bei uns.
Außerdem werden auch diese von jeder Seuche um
so mehr in Mitleidenschaft gezogen, als die Hirten,
wie überall, kühne Räuber sind und durch Beutezüge
ins Gebiet der friedlicheren Ackerbauer ihren durch
Seuchen dezimirten Viehstand zu ergänzen suchen,
oder in schlimmen Fällen, von der bittersten Noth
getrieben, in die Länder einbrechen, wo es noch
Nahrungsmittel giebt.
Diejenige Krankheit, welche von allen den größten
wirthschaftlichen Schaden in Afrika angerichtet und
gerade in dem uns gehörigen Theile Ostafrikas so
furchtbar gewüthet hat und noch wüthet, ist die seit
einigen Jahren die Rinderherden und das Wild
nicht bloß dezimirende, sondern geradezu ausrottende
Seuche, die von den Eingeborenen „Sadoka“ ge-
nannt wird.
Sie ist nach den Angaben der Massai von Nor-
den her, aus dem Samburulande, mit geraubtem
Vieh eingeschleppt worden und zwar etwa in den
Jahren 1876 oder 1877, wie v. Höhnel berichtet