Titterarische Besprechungen.
Die im Oktober d. Is. im Verlage der König-
lichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried
Mittler und Sohn erschienene Marinesanitäts=
ordnung (M. S. O.) behandelt in ihrem II. Theil
den Gesundheitsdienst an Bord (G. D. a. B.). In
diesem Theil treten die das tropische Klima be-
handeluden Abschnitte wiederholt in den Vordergrund.
Zunächst werden in § 2 A „Warme Klimate"
die Einflüsse des warmen Klimas auf den mensch-
lichen Organismus im Allgemeinen erwähnt und im
Anschluß daran die in tropischen Gegenden vorzugs-
weise vorkommenden Krankheiten besprochen. Von
Jufektionskrankhelten werden an erster Stelle als all-
gemein in den Tropen verbreitet die Ruhr und die
verschiedenen Formen der Malariafieber genannt.
Die Lehteren trelen auch in den folgenden die Tropen-
hygiene behandeluden Abschnitten wegen ihrer be-
sonderen Bedeutung für Aufenthalt und Thätigkeit
in tropischem Klima wiederholt in den Vordergrund.
So auch in Abschnitt D des eben erwähnten Para-
graphen „Wechsel der Klimate". Da der Ueber-
gang aus dem gemäßigten Klima in die Tropen für
den Organismus des Europäers ein besonders
schwieriger ist, wird empfohlen, den Reiseplan für
tropische Länder so zu gestalten, daß die für län-
geren Aufenthalt in den Tropen bestimmten Schiffe
zu einer dem heimathlichen Klima möglichst ähnlichen
Jahreszeit an ihrem Bestimmungsort ankommen.
Die für die Ankunft in den verschiedenen Tropen-
ländern günstigsten Zeitabschnitte werden besonders
erwähnt. Neben der richtigen Wahl einer für die
Akklimatisation best geeigneten Jahreszeit werden
passende Kleidung, Ernährung und Lebensweise
als bedeutungsvoll genannt. Die darauf bezüg-
lichen genaueren Vorschriften finden sich in dem
großen Kapitel „Gesundheitsdienst in Bezug auf die
allgemeinen Lebensbedürfnisse“, so in Abschnitt 1
„Unterkunft an Bord“ § 6, 7. § 7, 5. In dem
Abschnitt Nahrung und Nahrungsmittel ist das Prinzip
der Ernährung bezw. der Zusammensetzung der
Nahrung in heißen Gegenden unter Berücksichtigung
des, geringeren Nahrungsbedürfnisses, der langsameren
Verdauung und der gleichzeitig mäßigen Arbeit“ in
deuselben festgesebt. § 9,5 warnt vor zu fetter Zu-
bereitung von Speisen sowie zu reichlichem Wasser-
trinken nach Genuß von Salszfleisch.
Die besonderen Nahrungsmittel, welche die ein-
zelnen Tropenländer liefern, finden sich an den ent-
sprechenden verschiedenen Stellen, welche die einzelnen
Nahrungsmittel besprechen, erwähnt. In kurzer Zu-
sammenfassung giebt § 12 über die einzelnen Nähr-
mittel der Fleisch= und Pflanzenkost in den Tropen
Aufschluß. Bezüglich der Getränke finden die Tropen
die entsprechende Berücksichtigung besonders im Ab-
schnitt 3 8 21: Verabreichung der Getränke unter
besonderen Umständen. Die hygienischen Bekleidungs-
vorschristen geben die einzelnen Paragraphen des
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Abschnitts 4: Bekleidung. Die gerade für die
Tropen sehr wichtige und hygienisch bedeutungsvolle
Pflege des äußeren Körpers und der einzelnen Körper-
theile behandelt Abschnitt 5. In diesem erscheinen
die Vorschriften bezüglich des Bades § 25, 3a be
sowie 4, 5 ganz besonders erwähnenswerth.
Im Kapitel II: „Gesundheitsdienst unter besonderen
Verhältnissen“, giebt § 28 genaue Vorschriften über
Ausrüstung, Marscheintheilung, Ernährung und Lagern
bezw. Biwakiren bei Landungen und auf Märschen in
tropischen Gegenden. Eine eingehende Berücksichtigung
wird wiederholt der in den Tropen bedeutungsvollen
Trinkwasserfrage zu Theil. Abschnitt 9 und 10 des
Kapitels III: Gesundheitsdienst in Bezug auf „In-
fektionskrankheiten, behandeln die „Verhütung und
Bekämpfung von Infektionskrankheilen im Allgemeinen
wie im Besonderen“.
Ueber die in erster Linie erwähnenswerthen Tropen-
krankheiten, die durch Infektion entstehen, finden
sich die auf die Nuhr bezüglichen Angaben in § 42, 5.
Die Malariafieber werden in § 44 eingehender be-
sprochen. Die einzelnen Abschnitte dieses Paragraphen
bohandeln die zeitlichen und örtlichen Ursachen sowie
die durch besondere Lebens= und Ernährungsverhält-
nisse bedingten Gelegenheitsursachen. Der Einfluß
des Klimawechsels auf das Zustandekommen von
Rückfällen des Malariafiebers findet dabei Erwähnung.
Aus der Besprechung der übrigen Infektionskrank-
heiten ist betreffs der Lungentuberkulose der immer
wieder zu betonende Erfahrungssatz hervorzuheben,
daß entgegen der vielfach in tropischem Klima ver-
breiteten gegentheiligen Annahme die Lungenschwind-
sucht in der Regel einen entschieden ungünstigeren
Verlauf nimmt als in gemäßigten Breiten.
An die Besprechung der Infektionskrankheiten
schließt sich in „IV: Gesundheitsdienst zur Verhütung
besonderer Krankheiten“ der Abschnitt 11: „Besondere
Krankheiten des Schiffslebens und der Tropen.“
§ 45 behandelt die durch den Tropenaufenthalt
bedingten eigenartigen Erkrankungen des Herzmuskels,
welche durch eine Ueberanstrengung des Herzens
hervorgerufen werden.
Der Inhalt dieses Paragraphen sollte jedem
Tropenreisenden stets gegenwärtig sein. Denn
gerade in ihm finden sich besonders wichtige, für
Gesundheit und Leben bedeutungsvolle Wegweiser.
Es verdient gewiß immer wieder und wieder
auf die Verhaltungsmaßregeln hingewiesen zu
werden, welche die im Entstehen begriffene Herz-
erkrankung, möge sie nun durch körperliche Ueber-
anstrengung in dem heißen und feuchten Tropenklima
oder durch Alkoholmißbrauch oder endlich durch
wiederholte Anfälle von Malariafieber und die da-
durch bedingte fortschreitende Blutarmuth bedingt
sein, zum Schwinden bringen. Denn eine der häu-
figsten Folgeerscheinungen längeren Tropenaufenthalts
und der während desselben überstandenen Malaria-
erkrankungen ist neben der allgemeinen sekundären