Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Wie bedeutend die Gesammtzufuhr aus Ostafrika 
nach Europa abgenommen hat, zeigen folgende Zahlen: 
1871 bis 1875 1876 bis 1880 1881 bis 1885 
247 000 * 215 000 kg 163 000 kg 
1886 bis 189 1891 
160 000 kg ehurhschiuuch pr. Jahr 154 000 kg 
1892: 146 000 kg. 
Die Kap-Kolonien exportirten nur noch elwa 
3000 kg. 
Kongo-Gebiet. Die großen Anstrengungen 
des jungen Kongostaates in den leßten Jahren sind, 
soweit es die Erlangung von Elfenbein betrifft, be- 
sonders erfolgreich gewesen und haben nicht nur 
vielen Westküsthäfen die bisherigen Zufuhren aus dem 
Hinterlande abgeschnitten, sondern auch im eigenen 
Lande den viel älteren Handelsgesellschaften das 
Leben recht erschwert. Dieser Staat hat jetzt seine 
Machtsphäre sogar bis zu den egyptischen Sudan- 
ländern, bis Lado am Nil, ausgedehnt, wo zerstreut 
noch größere Vorräthe aus Lupton und Emin 
Paschas Zeiten vorhanden waren, so daß diese an 
Elefanten reichen Länder in Zukunft ihr Elfenbein 
nicht mehr per Nil, sondern per Kongo nach Europa 
liefern werden. 
Die ganz ungewöhnlich grosten Zufuhren in 1892 
bestanden zum großen Theil aus jenen Sudan- 
Sorten, von denen wir in den Jahren 1857 bis 
1883 durchschnittlich etwa 140 000 kg per Jahr 
über Egypten erhielten. 
Jeder Elefantenzahn bringt in Wuchs und 
Qualität gleichsam seinen Geburtsschein aus dem 
Innern mit zur Küste, wodurch trotz aller Geheim- 
thuerei sein Ursprung dem Kenner immer ver- 
rathen wird. 
Preise waren vom Anfang bis Ende des Jahres 
unausgesetzt in fallender Tendenz und büßten etwa 
10 pCt. gegen das Vorjahr ein. 
Die Total-Zufuhren betrugen: 
1886 1887 1888 1889 
06 Ooo kg 88 000 kg 120 doo kg 134 000 kg 
1890 1891 1892 
184 000 kg 172 doo kgx 204 000 kg. 
Weitere große Zufuhren sind zu erwarten. 
Niger-Benue-Gebiet. Die angesammelten 
Vorräthe aus Adamang, über die ich im Vorjahre 
berichtete, sind in diesem Jahre zur Küste geliefert 
und in England verkauft, was die Zufuhren aus 
diesen Gegenden vergrößerte. 
Geliefert wurden: 
1886 1887 1888 1889 
32 000 kpE 105 000 kg 38 000 kg 38 000 kg. 
1890 1891 1892 
45 000 kg 34 Ooo kg 62 000 kg. 
Preise sind hier jeßt denjenigen der Kongo-Zähne 
völlig ähnlich, denn die Qualität dieser Zähne hat 
sich in den letzten Jahren sehr verschlechtert. Von 
  
43 — 
Gabun und Kamerun kamen ebenfalls volle 
Durchschnitts -Quantikäten, meistens nach Liverpool, 
nämlich etwa 44 000 kg; auch die für Hamburger 
Rechnung von diesen Faktoreien abgeladenen, schwim- 
mend verkauften Partien umfaßten ein ähnliches 
Quantum wie das der früheren Jahre. Die abnorm 
hohen Preise, welche für diese einzig dastehenden 
Terminverkäufe ohne Qualitätsgarantie bewilligt 
wurden, sind vollständig aufgeklärt worden durch den 
Bankerott der Hauptspekulanten, denen es ein Leichtes 
war, große mühelose Geschäfte zu machen, die nicht 
einmal besonderen Muth erforderten, denn bei dem 
Fehlen eigenen Kopitals bestand die Sicherheit, daß 
ein ungünstiger Ausfall durch Andere gedeckt werden 
würde. 
Die so lange künstlich gestützt gewesenen Preise 
erlitten den tiefen Fall von etwa 20 pCt.; Gabun- 
Zähne wurden in der letzten Liverpooler Auktion am 
billigsten verkauft, denn den soliden Käufern war 
das früher dafür gehegte Interesse verloren gegangen. 
Von den anderen Westküsthäfen kam in diesem Jahre 
ein erheblich kleineres Quantum zur Verschiffung. 
Die Total-Verschiffungen der westafrikanischen 
Küste betrugen: 
1886 1887 1888 1889 
236 000 kg. 279 000 kg 251 000 kg 253 000 kg. 
1890 1891 1892 bis Ende November 
293 000 kg 274 000 kg. 321 000 kg 
Die Elfenbein-Zufuhren im europäischen Markte 
erreichten: 
1886 1887 1888 
nach England 415 000kg 429 000kg 478000 kg. 
nach dem Festlande 78000 = 83000 121000= 
  
Europa Total 493000kg 512000kg 599000kg 
1889 1890 1891 1392 
372 000 kg 430 000 kg 447 000 kg 375 000 kg 
127 000 = 161 000 = 126 000 = 211 000 
  
499 000 kg 591 000 kg 573 000 kg 580 000 kg. 
Ueber den Krlavenhandel am victoria-Kyansa 
berichtet der Stationsleiter von Bukoba, Lieutenant 
Herrmann, wie folgt: 
Um den Victkoria-Nyansa herum hat Sklaven- 
raub durch Araber, Mestizen, Wangwana oder 
Wanyamwesi niemals existirt. Dies hat seinen 
Grund darin, daß die Bewohner von Usukuma, 
Usindja, Usni, Karagwe, Kisiba, Uganda u. s. w. so 
stark sind und meist so einheitliche Leitung haben, 
daß die Araber u. s. w. nur geduldet waren und 
froh sein konnten, wenn sie nach Zahlung ungeheuerer 
Durchgangszölle weiterziehen durfken. Es kann also 
hier nur der Sklaven handel in Betracht kommen; 
derselbe war zu allen Zeiten verschwindend klein im 
Verhältniß zu dem am Tanganyika, denn er bestand 
nur im Aufkauf der Kriegssklaven, welche die stets
	        
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