litterär-arabisch zu sprechen, und er andererseits auch
noch keinen Europäer gesunden habe, der seine Landes-
sprache studirt hätte. Als ich ihm darauf erklärte,
daß ich dieselbe sogar wissenschaftlich bearbeitet hätte,
machte er ein ungläubiges Gesicht, und es mochte ihm
dies etwa so vorkommen, als wie wenn ich einem
solchen Studien Fernstehenden sagte, ich hätte über den
Schweizer oder Berliner Dialekt eine wissenschaftliche
Abhandlung geschrieben. Es war 10½ Uhr, als
ich das Palais verließ, und schon zeigte das Thermo-
meter 25°%R im Schatten. Um den Sonnenstrahlen
zu entgehen, schlug ich meinen Heimweg durch den
Vazar ein. Es ist ein Abbild von Maskat in Bezug
auf seine Aermlichkeit und Erbärmlichkeit. Die
Händler sind meist Fremde, Inder, Belutschen, Perser
und Neger. Am eigenartigsten wirken noch die hier und
da feilschenden Wüstensöhne, braune Gestalten mit
langen schwarzen Locken, Gazellenaugen, einer Lanze
in der Hand und den unvermeidlichen Dolch um die
Hüsten gebunden. Ich kam an einer zerfallenen
Kirche vorüber, welche die Porkugiesen in ihrer Glanz=
geit hebaut und die gegenwärtig als eine Art Marstall
iente.
Die Herrschaft ist bei den patriarchalischen Ver-
hältnissen Omans eine äußerst beschränkte. Sie reicht
nicht über gewisse Stadibezirke hinaus. Ihr parallel
laufen die althergebrachten Scheichschaften der ver-
schiedenen arabischen Stammeshäupter. Bemerkens-
werth ist es, daß Oman noch das einzige nicht unter
Fremdherrschaft stehende arabische Reich ist.
Ueber die Erbfolge existirt kein geschriebenes
Gesetz. Traditionell geht dieselbe immer auf den
ältesten Bruder des Verstorbenen oder auf den
ältesten Sohn eines der regiert habenden Sultane
über. Der Ausnahmen sind jedoch mehr als der
Fälle, wo diese obige Theorie ihre Bestätigung ge-
funden.
Ein geistliches und zugleich weltliches Amt ist
die Imamschaft, eine Wahlregentschaft, zu deren Er-
langung ein tadelloses Leben und große Kenntnisse
nothwendig sind. Seit Langem ist diese Stelle un-
besetzt, wahrscheinlich wegen Mangel geeigneter Per-
sönlichkeiten.
Staatsverträge hat der Sultan von Maskat
mit England, Frankreich und den amerikanischen
Staatengeschlossen. Dieletzteren beiden Staaten werden
durch den amerikanischen Konsul vertreten.
Das Heerwesen besteht in einer Folgeschaft der
Freien. Eine siehende Truppe fehlt. Die Flotte
besteht aus zwei Dampfern und einigen Segelschiffen.
Eine eigene Münze besitzt Oman nicht. Conrant
ist die indische Rupie, der Maria-Theresia-Thaler,
das englische Pfd. Strl.
Die Revenuen des Sultans sind:
1. die englischerseits gezahlten Subsidien,
. die Zölle, welche an einen Inder für
17 000 Pfd. Strl. jährlich verpachtet sind,
Export ist zollfrei,
Import 5 pCt. vom Werthe, Transit 5 pCt.
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Datteln zahlen etwa 2 Rupien per Kameels-
last und ½ Anna Wiegelohn per Pack.
3. das Privatleinkommen aus den Ländereien
und Sklaven, welches die häuslichen Bedürf-
nisse des Herrschers deckt.
Das Verkehrswesen ist wenig entwickelt. Einen
regelmäßigen Passagier= und Postverkehr Bombay—
Basra vermittelt alle 14 Tage die Britisch-India-
Kompagnie. Agenturen derselben sind in: Kurrachee,
Gwadur, Maskat, Jask, Bender-Abbas, Linga.
Bahren, Buschyr, Fau und Boska.
Alle diese Stationen haben britisch-indische Post-
ämter.
Der Post= und Passagierverkehr nach dem Innern
ist ein gelegentlicher und privater.
Die Telegraphenstation für Maskat und Oman
ist Jask. '
Bodenbeschaffenheit: Ueber den vegetations-
losen, gebirgigen Charakter von Maskat ist bereits
oben gesprochen. Die Berge sind vulkanischen Ur-
sprungs und bestehen aus Serpentin. Sie führen
Eisen. . Nur ein Paß — der nach Sedeb — gestattet
den Zutritt im Süden zur Stadt.
Der El batne (d. h. Mittelland) genannte Land-
strich ist Sandwüste, infolge der Kultur aber an
vielen Orten zu den schönsten Feldern und Dattel-
wäldern umgeschaffen.
Das Grüne Gebirge (gebel laxdar) erhebt sich
zu sehr beträchtlicher Höhe. Es zeitigt fast alle
enropäischen Früchte und einen gulen Wein. Ihm
entspringt eine Anzahl kleinerer Flüsse (eleg),
welche einem großen Theil des Landes zur Be-
wässerung dienen. Von Ristag bis Nizeve am
Fuße dieses Gebirges ist ein wahres Arabia telix,
woselbst alle Thäler (wadi) in der denkbar groß-
artigsten Weise bebant und fruktifizirt werden. Das
Wasser ist natürlich auch hier die Hauptsache.
In Maskat wird der Bedarf an Trinkwasser
aus dem Thale der tiurjän gedeckt. Neger tragen
es in Hammel-Säcken, d. h. in Fellen, die dem ge-
schlachteten Hammel derartig über den Kopf gezogen
werden, daß dieselben unaufgeschnikten bleiben und
bloß der Zuschnürung der Beingelenkstellen bedürfen,
auf dem Rücken zur Stadt. Zu Badezwecken und
dergleichen dient das in einer Wasserleitung (welche
durch ein Fort beschützt wird) in die Stadt geleitele
Wasser. Im Innern der Stadt befinden sich außer-
dem noch einige Ziehbrunnen, bestimmt, in Zeiten
der Belagerung das nothwendigste Wasser zu liefern.
In Oman ist der Regenfall ein geringer und
der Landmann infolge dessen gezwungen, eine künst-
liche Bewässerung des Bodens herzustellen. Zu
diesem Zwecke werden die Gebirgsbäche und die
Schöpfbrunnen verwandt. Die Ersteren im Bereiche
des „Grünen Gebirges“ derartig, daß einem jeden
Grundbesitzer das Wasser des Baches zur Ableitung
auf seine Felder täglich für gewisse Stunden zur
Verfügung steht.